Kapitel 24

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Mir fehlten die Worte. Hätte wohl anders reagieren sollen, doch ich wusste nicht wie, sodass ich einfach nur da stand und versuchte das eben Gesagte zu verarbeiten. Ich hatte wirklich mit allem gerechnet, wirklich mit allem. Ich war von dem schlimmsten ausgegangen, doch, dass das ihre Geschichte war, konnte ich einfach nicht begreifen. Das Mädchen, welches sich bei einer einzelnen Berührung schon wegdrehte, sollte solch eine Vergangenheit haben? Es ist unmöglich zu beschreiben, was ich in diesem Moment fühlte. Ich sah plötzlich einen ganz anderen Menschen vor mir, obwohl ich es gewohnt war, mich mit dieser Art von Mädchen abzugeben. Doch bei ihr war es anders. Sie schluchzte, sah mich an, als würde sie auf eine Reaktion von mir hoffen, doch ich stand immer noch versteinert da. Nach einiger Zeit, half ich ihr hoch, drückte sie fest an mich und strich ihr sanft über ihre braunen Locken. Immer mehr Tränen kullerten ihre Wangen hinunter. Was sollte man zu dieser Beichte sagen? ,,Nathan...ich wollte das alles nicht mehr...ich wollte abschließen...", schluchzte sie leise, während ich sie noch fester an mich drückte. Nach einer Weile, hatte sie sich etwas beruhigt und ich griff nach ihrer Hand, um sie zur nächsten Bank zu ziehen. Dort setzten wir uns hin und schwiegen. Irgendwann schluchzte Hope noch einmal laut auf, um die Stille zu brechen. ,,Bist du mir böse?", fragte sie mich. Ich konnte gar nicht antworten, ich sah nur ihre traurigen feuchten Augen. Es schien ihr echt viel zu bedeuten, dass das Vergangenheit blieb. ,,Erklär' mir das. Erzähl mir, warum es nun so schwer für dich ist.", ignorierte ich ihre Frage, um das davor Gesagte zu verstehen. Sie blickte kurz zu mir auf und senkte dann wieder den Kopf. ,,Weißt du...anfangs war für mich alles gut und total normal. Ich war bekannt und beliebt für meine offene Art und sie hatte mich selbst nie gestört. Aber dann...", sie stoppte und atmete laut auf: ,,Dann änderte sich alles. Plötzlich entpuppten sich meine Freunde als Verräter und ließen mich einfach im Stich. Sie erzählten Lügen über mich, die sich aufgrund meiner eigentlichen Beliebtheit schnell herum sprachen. Alle wendeten sich von mir ab und ich war auf einmal ganz allein, bekam nicht mehr das, was ich wollte. Danach sind wir umgezogen und ich wollte all dies hinter mir lassen. Wollte ganz von neu anfangen. Das war der Grund warum ich bei dir so distanziert war, ich wollte nicht, dass ich nochmal so werde." Mir kam mein Leben noch nie so nutzlos vor, wie in diesem Moment. Sie führte ihr Leben genauso wie ich es bis jetzt lebte. Mit einem Male sah ich es mit ganz anderen Augen. Was wäre denn, wenn auf mich das gleiche Schicksal wartete? Ein kalter Schauer fuhr mir über den Rücken. Scheiße Nathan, was hast du nur aus deinem Leben gemacht? Ein Räuspern von Hope befreite mich wieder aus meinen Gedanken. ,,Und was hindert dich daran?", fragte ich sie. Doch daraufhin schaute sie mich leicht verwundert an. ,,Wie meinst du das?", fragte sie verwirrt. ,,Deine Geschichte kennt hier keiner, aber was hindert dich daran, sie einfach zu vergessen?" Diese Frage hätte ich wohl nicht stellen dürfen, denn schon brach sie wieder in Tränen aus. Ich legte meinen Arm um sie und sie stützte ihren Kopf an meiner Schulter ab. Bestimmt ganze fünf Minuten konnte man nichts außer ihrem Schluchzen, unterbrochen von kurzen Atemzügen, hören. Doch dann begann sie erneut: ,,Mein Ex...Mein Ex hindert mich darauf zu vergessen was war.", sie stoppte kurz, um sich zu ordnen. ,,Ich war eine kurze Zeit mit ihm zusammen und er war auch einer der wenigen, der bei mir blieb, als der Rest ging. Doch ich hätte ihm nicht vertrauen dürfen...Irgendwann machte ich Schluss, weil es nicht das war, was ich wollte. Am Tag unseres Umzugs kam er kurz vorbei und...Er drohte mir, dass wenn ich nicht wieder mit ihm zusammen kommen würde, würde er mir mein neues Leben zur Hölle machen. Erst hab ich es nicht ernst genommen und hab ihn einfach ignoriert...Bis er eines Tages unerwartet an unserem neuen Haus auftauchte und mir erneut drohte, er würde allen hier erzählen, wer ich früher war, wenn ich nicht mache, was er sagt. Das ist der Grund, warum ich nie jemanden zu mir einlade, aus Angst, er würde dann auch auftauchen und alles zerstören." So ein Arsch! ,,Wo ist der Mistkerl?", fragte ich im ernsten Ton. Ich wollte nur noch eines: Ich wollte ihn mir vorknüpfen und ihm all die Qualen antun, die er Hope verbal angetan hat. Doch sie hielt nur meinen Arm fest und meinte, es würde nichts bringen, aber das ließ mich nicht abbringen: ,,Wo ist er, Hope? Es kann nicht sein, dass der so ungestraft da draußen herumläuft!" Sie schüttelte den Kopf, doch ich konnte ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen entdecken. Anscheinend hat es ihr ein wenig geholfen, darüber zu reden. ,,Sei mir jetzt nicht böse, aber ich wäre jetzt gerne ein wenig alleine. Ich geh besser nach Hause. Aber ich bin dir sehr dankbar fürs Zuhören, das bedeutet mir sehr viel.", lächelte sie erneut, umarmte mich kurz und ließ mich dann alleine stehen. Doch sollte sie wirklich alleine nach Hause laufen? Was wäre, wenn ihr Idiot von Ex auftauchen würde? Ich entschied mich ihr nachzulaufen, natürlich heimlich.
Sie wohnte ungefähr zehn Minuten vom Park entfernt und ich konnte beobachten, wie sie eine Treppe hinauf stieg. Ich versteckte mich hinter einer Hauswand, während ich sie dabei beobachtete. Eine Weile blieb ich so stehen und wartete, ob noch etwas passierte. Während ich die Einfahrt des Hauses beobachtete, zog mich plötzlich eine starke Hand an der Schulter nach hinten und ich schaute plötzlich in zwei brutale braune Augen.

Mr Badboy's Mrs PerfectWo Geschichten leben. Entdecke jetzt