Kapitel 10

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Guter Neujahrsvorsatz - an Lostopf weiterschreiben. So weit so gut. 
Ich hab' die bisherigen Kapitel ein bisschen überarbeiten und würde gerne jedes Kapitel mit einem Zitat oder einer Liedzeile beginnen. Hach, wie poetisch. 
Und die GIFs möchte ich auch ein bisschen verbessern - ich finde mit einer Zeile darunter sieht das gleich ganz anders aus und man kann sich es ein bisschen besser vorstellen. 
Hinterlasst mir einen Kommentar wenn ihr Lust habt. c:

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Oh can you tell, I haven't slept very well since the last time that we spoke. 
You said 'Please understand if I see you again don't even say hello.' 
Please.
Stay ~ Mayday Parade

"Intelligenzverweigerer"

"Parasitäre Nebenexistenz"

"Waldwichtel"

"Autonom theoretisierende Einheit"

"Ich hasse die deutsche Sprache."

Eine Woche später hatten wir den Staat Pennsylvania, samt aller unschönen Erinnerungen, hinter uns gelassen und waren weiter gefahren. Weiter gefahren bedeutet genau zwei Straßen weiter in ein anderes Motel. Zumindest hatten wir sämtliche Objekte, die mit Billie in Zusammenhang standen, rausgeschmissen, denn spätestens nach der seiner SMS an John

'Wir ziehen um. Vivien ist schwanger. Keine Scheidung. Du bist raus aus der Band.'

hatten wir alle genug von ihm. Während Frances und ich auf Deutsch fluchend durch die Gänge des Supermarktes liefen und beliebige Sachen in den Wagen schmissen, in welchem die Blondine mit hochgelegten Beinen verweilte, war John deutlich effizienter und besorgte alle wirklich benötigten Dinge innerhalb weniger Minuten.

"Ich hasse diese Sprache, im Ernst. Jedes mal, wenn man euch irgendetwas sagen hört, klingt das aggressiv und genervt."

"Und wenn man euch Amerikaner reden hört, denkt man, ihr habt eine Kartoffel im Mund!", argumentierte Frannie kindisch und verschränkte beleidigt die Arme.

Schweigend beobachtete ich die kleine Auseinandersetzung der Beiden. Schweigend. Das war ich in letzter Zeit wirklich. John regte sich so oft es nur ging über seinen Ex-Bandkollegen auf und die Tatsache, dass Billie ihren - nun endlich offiziellen - Freund ebenfalls gekränkt hatte, ließ Frances' Schimpftriarden nur noch extremer werden. Sie hasste den Gitarristen inzwischen völlig. Ich für meinen Teil war abwesend und unkonzentriert und irgendwie kam es mir vor, als würden Tage wie Stunden, Stunden wie Minuten und Minuten wie Sekunden vergehen. Hobbydoktor John bezeichnete das als 'verzerrte Realitätswahrnehmung aufgrund eines gebrochenen Herzens'. Ein gebrochenes Herz hatte ich nicht. Ich hatte nicht das Bedürfnis stundenlang zu heulen, wollte mich nicht nur in meinem Bett vergraben oder einen so viele Mädelsabende mit Popcorn, Schokoladeneis und Romanzen verbringen, bis die Perioden von mir und meiner besten Freundin parallel verliefen. Um ehrlich zu sein wollte ich nur noch - wenigstens ein Mal! - vernünftig mit Billie reden - die zwei Straßen zwischen uns kamen mir dabei wie zwei unüberwindbare Militärgräben vor und der Wunsch, wieder auf Vivien zu treffen, blieb ebenfalls aus.

"Julie?"

Frances.

"Hm?"

"Das Geld...?"

Unbemerkt waren wir an der Kasse angelangt, Frances und John hatten alle Waren auf das Fließband befördert und starrten nun von der ausgestreckten Hand der Kassiererin zu mir. Perplex griff ich nach unserem Geldbeutel und reichte der kaugummikauenden Brünetten einen 20$-Dollar Schein, bevor ich den Einkauf abwesend in verschiedene Plastiktüten verstaute - ohne den Blicken meiner Roadtrippartner zu entgehen. Reichlich verwirrt stolperte ich bis nach draußen zum Wagen, öffnete den Kofferraum und kippte die Lebensmittel beinahe auf eine rot-schwarz-karierte Picknickdecke samt Korbgeflecht. Hatte ich etwas verpasst?

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