Chapter 1

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Gestern noch schien die Sonne. Heute regnet es aber wie verrückt. Es ist gerade mal zehn Uhr und normalerweise würde ich um diese Uhrzeit an einem Samstag noch im meinem Bett liegen. Es fiel mir auch ziemlich schwer aufzustehen, da es draußen ziemlich dunkel war. Es war gerade Herbst in Salzburg und das Wetter war auch mehr oder weniger schon fast typisch für diese eigentlich recht schöne Stadt. Was kannte man noch von Salzburg? Definitiv Mozart, ja auch die Festspiele waren bekannt und die schöne Altstadt kannten auch viele. Für mich war Salzburg aber die Stadt der langweiligen Leute, von denen die meisten zu viel Geld hatten und am liebsten in Mozarts Zeit stecken bleiben wollten. Trotz all dem hatte die Stadt etwas an sich, was ich doch mochte, aber mein ganzes Leben, würde ich hier mit Sicherheit nicht verbringen.

Ich konnte kaum zwei Schritte aus dem Haus machen, ohne gleich nass zu werden. Über mir war eine große, graue Wolkendecke und es war kein bisschen Blau am Himmel zu entdecken. Welcher normale Mensch geht schon freiwillig an so einem Tag raus? Keiner vermute ich, aber ich musste. Ich machte mich auf den Weg zu der Jobagentur. Eigentlich besuchte ich grad die Abschlussklasse eines Salzburger Privatgymnasiums, aber ich hatte mir fest vorgenommen, mir einen Samstagsjob zu suchen um mir Geld dazu zu verdienen. Ich wollte das meinen Freunden nicht erzählen. Da fragt man sich wozu braucht jemand der auf eine Privatschule geht einen Job? Die Frage lässt sich auch leicht beantworten: Jemand der es nur durch ein Stipendium in die Schule geschafft hat und sich sonst nicht einmal die Kleinsten Dinge leisten kann. Das Leben an einer Privatschule ist schwer, zumindest für die die nicht reiche Eltern hatten, und das war außer mir so ziemlich niemand. Manche Lehrer wussten glaube ich selbst nicht, dass ich nur aufgrund meiner guten Noten an dieser Schule war und somit unter totalem Leistungsdruck stand. Die Direktorin hielt es für besser, das Stipendium geheim zu halten, um mich besser „integrieren" zu können, wie sie es gerne nannte.

Die Jobagentur war mitten in der Altstadt und ich wohnte in dem unbeliebtesten Viertel der Stadt, das alles andere als nah an der Altstadt war. Meine Herbststiefel waren schon nach zehn Minuten mit Regenwasser durchnässt und es füllte sich so an, wie als würde ich barfuß durch Pfützen laufen. Es waren keine Menschen zu Fuß unterwegs. Die Leute in Salzburg bevorzugten es bei so einem Wetter lieber mit ihrem BMWs und Porsches zu fahren.

Nach einer halben Stunde Fußmarsch kam ich klitschnass bei der Agentur an und traute mich erst gar nicht so nass überhaupt rein zu gehen. Meine langen Haare waren so nass, dass sie mir am Gesicht klebten und meine Schuhe gaben komische Geräusche von sich. Würde ich so überhaupt irgendeinen Job bekommen? Das ganze Zweifel brachte mir noch weniger, also ging ich vor die Tür, die sich durch einen Sensor von alleine öffnete. Ich betrat das Gebäude und sah eine Art Information. Eine ältere Frau saß hinter einer Glasscheibe und tippte hastig etwas in den Computer. Sie schien genervt zu sein. „Verdammte Technik.". Sie bemerkte mich erst nach einiger Zeit und sah mich erst verwirrt an. „Ähm..wie kann ich dir helfen?". Ihre roten Lippen sahen verschrumpelt aus und sie war definitiv zu alt für so viel Schminke. „Ja ich suche einen Samstagsjob. Wo kann ich mich da melden?". Sie sah kurz auf den Bildschirm, um mich gleich darauf unter der Brille anzusehen. „Den Flur entlang, Raum 5. Du kannst es gar nicht verfehlen.". Ihr langer Zeigefinger deutete mir die Richtung. „Ähm, danke.". Irgendwie machte mir diese Frau Angst und ich hoffte, dass die Person, die mich in Raum 5 erwartete etwas netter war. Ich ging in die gezeigte Richtung und es war wirklich nicht zu verfehlen. Nun stand ich vor einer Tür mit einer fetten 5 drauf. Ich wischte mir schnell die nassen Haare aus dem Gesicht die mir ständig an der Haut klebten und klopfte an. Ich konnte ein dumpfes „Herein" hören. Ich öffnete die Tür und sah einen jungen Mann an einem Schreibtisch sitzen. Er erinnerte mich an einen Engländer mit seiner großen Brille und dem Hemd. „Setzt dich, wie kann ich dir helfen?". Ich war erleichtert. Er schien ganz nett zu sein. „Ich suche einen Job, also Samstags. Mir ist eigentlich egal was, hauptsache ich kann mir etwas dazu verdienen.". Er fing schon an etwas in den Computer zu tippen und sprach mit mir ohne seinen Blick von dem Bildschirm zu wenden. „Ok, also du bist noch Schülerin nehme ich an?", „Ja genau.", „Ok, da lässt sich sicher was finden.". Nach wenigen Minuten sah er mich mit einem Lächeln an. Nun war ich gespannt. „Nun ich hoffe du magst Fußball?", „Fußball?", „Ja Fußball.". Was zum Teufel meinte er denn nun mit Fußball? Sollte ich kleine Kinder trainieren oder was? „Ich verstehe nicht ganz?". Der Typ lachte und erklärte mir meinen neuen Job. „Also die Leute von Red Bull suchen noch Personal, das bei Spielen im Stadion aushilft. Also am Kiosk arbeiten, oder als Ordner oder sowas in der Art. Du wirst einfach angerufen, wenn sie dich brauchen und dann arbeitest du. Ok, es kann passieren, dass das manchmal auch unter der Woche ist, aber meistens sowieso am Nachmittag. Ich hoffe das ist kein Problem für dich?", „Nein, das hört sich gut an.". Wenn er es mir so erklärte, wusste ich auch was er meinte. Ich hatte schon von diesen Jobs gehört. Viele Leute in meinem Alter arbeiteten im Stadion, wie auch Tobi, der Bruder von meiner besten Freundin Steffi. Steffi war meine einzige richtige Freundin und die einzige die auch wirklich wusste wer ich war und wo ich herkam. Bei ihr musste ich mich nicht verstellen und konnte die sein die ich wirklich bin. Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten und daher war es auch kein Wunder, dass wir uns so gut verstanden. Steffi gehörte nicht zu der Oberschicht Salzburgs, aber sie hatte es auch nicht nötig arbeiten zu müssen. Steffi ging es finanziell ziemlich gut schätze ich, aber das war in unserer Freundschaft nie wirklich Thema.

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