Der Geruch von Rühreiern und Speck weckte mich. Es war Montag und das hieß, hallo blöde Schule und hallo noch blödere Mitschüler. Wenigstens konnte ich mich auf das Frühstück freuen. Wir hatten zwar keine wirkliche Kleiderordnung an der Schule, aber eine schwarze Hose und ein weißes Shirt oder ne weiße Bluse, wurden von fast jedem getragen. So tat ich es auch. Zumindest musste ich mir in dieser Hinsicht keine Sorgen machen, schlecht aufzufallen. Ich ging in die Küche und begrüßte meine Mutter. Mein Vater war wie immer schon aus dem Haus und meine Mutter stellte mir nur noch den Teller zurecht und musste auch schon gehen. Sie waren die meiste Zeit bei der Arbeit und wie sahen uns nicht so oft, was ich zwar Schade fand, aber trotzdem genau wusste, dass es anders nicht ging. Ich aß mein Frühstück und war natürlich wie immer viel zu spät dran. Ich durfte es mir nicht erlauben noch einmal zu spät zu kommen. Letztes mal drohten sie mir schon mit Konsequenzen. Der Umstieg von einem normalen Gymnasium auf diese Schule war alles andere als leicht. Alles war anders. Die Lehrer, die Schüler und vor allem die Schulregeln und der Ablauf. Man konnte nicht alles machen was man wollte. Man wurde überwacht und zurechtgewiesen sobald man auch nur den kleinsten Fehler machte. Am Anfang machte ich ziemlich viele Fehler, angefangen von zu spät kommen, was in meiner alten Schule kein wirklich großes Problem war, bis hin zu Kaugummi kauen im Unterricht. Ich hatte das Gefühl, dass ich erstmal alle Regeln auswendig lernen musste, um überhaupt einen richtigen Schritt in der Schule machen zu können. Klingt zwar alles sehr hart und beinahe militärisch, aber im Gegenzug versprach man uns die beste Ausbildung die man zurzeit in Österreich bekommen konnte. Die meisten zahlten ja auch gut dafür. Ich selbst hatte eigentlich noch gar keinen Plan, was ich eigentlich machen wollte. Studieren war mir schon klar, aber was und wo war noch ungeklärt. Naja das wo sollte mir auch klar sein, in Salzburg natürlich, denn einen Umzug konnte ich mir nicht leisten.
Ich rannte mit meiner Tasche in der Hand zum Bus und erwischte ihn noch rechtzeitig. Völlig außer Puste fand ich noch einen Platz und zwar neben Malik. Malik geht in meine alte Schule und wir waren mal in einer Klasse zusammen. Er war noch der einzige mit dem ich noch Kontakt hatte. Man könnte sich denken, ich hätte viele Freunde da ich in verschiedenen Schulen war, aber da würde man sich täuschen. Meine alte Schule und meine Neue stehen sich, feindlich gegenüber, was bedeutet die Schüler hassen sich gegenseitig wie die Pest. Nachdem klar wurde, dass ich das nächste Schuljahr bei den Bonzen-Kindern sein werden würde, war es auch vorbei mit den Freundschaften. Ich konnte es nicht verstehen und erst wollte ich dann auch gar nicht wechseln, aber meine Eltern bestanden darauf. Malik war nicht wie die anderen. Ihm war es egal wo ich zur Schule ging und woher ich kam. Er betrachtete den Menschen auf seine eigene Art und Weise. Früher trafen wir uns oft, aber in letzter Zeit sahen wir uns nur noch im Bus, falls wir mal den gleichen erwischten.
„Hey Malik.", „Oh, hey Kim!", „Alles klar bei dir?", „Sicher und selbst.", „Jap, wir sollten mal wieder was unternehmen.", „Ja sollten wir.". Ich redete noch zwei weitere Haltestellen lang mit ihm bis er nicht umsteigen musste. „Wir sehen uns.", „Ciao.". Ich wusste genau, dass wir uns nicht treffen würden und dass es nur bei den Busbegegnungen bleiben würde, denn es war alles anders als früher. Traurig über diese Sachen und noch ganz in Gedanken verpasste ich fast meine Haltestelle. Die Schule befand sich in Parsch, einem der reichsten Viertel der Stadt. Die meisten der Schüler wohnten auch in dieser Gegend. Das Schulgebäude war ehemals ein Schloss gewesen, was auch den Schulnamen erklärte Privatgymnasium Schloss Heisenberg. Das Gelände war riesig und anders als die anderen Privatschulen in Salzburg, war es eine gemischte Schule, sprich Mädchen und Jungs lernten hier. Ich ging durch das riesige Tor und kam zum riesigen Vorort. Hier hielt unser Direktor oft Ansprachen und wichtige Dinge konnten den Schülern mitgeteilt werden. Die Schule war gleichzeitig auch ein Internat, was bedeutete, dass viele Schüler gar nicht von hier waren.
Erste Stunde Französisch mit Madam Curie. Sie war eine echte Französin, was man sofort an ihrem Akzent merkte. Ich mochte Französisch und Madam Curie. Sie war zwar streng, aber man konnte was lernen bei ihr. Ich setzte mich an meinen Platz in der zweiten Reihe. Ich saß seit ich hier war auf diesem Platz. Rechts von mir Anna, die Tochter von der bekanntesten Anwältin der Stadt und links von mir Sophie, die eigentlich in Wien lebte, aber hier zur Schule ging. Die beiden waren auch die einzigen in der Klasse, mit denen ich halbwegs gut klar kam. Ich wusste beinahe alles über die beiden, aber sie wussten fast nichts über mich, besser gesagt nichts was wirklich wahr war. Sie glaubten meine Eltern hätten eine Agentur in Deutschland und ich würde außerhalb der Stadt leben. Das klingt vielleicht verrückt, aber einerseits liebte ich es schauzuspielen und andererseits konnte man nur auf diese Art und Weise in so einer Schule überleben. Die Stunde fing an und Madam Curie kam herein. Sie trug mal wieder einen Rock und eine Bluse und sah top gestylt aus, was man auch nicht anders von ihr kannte. „Heute lernen wir eine neue Zeit.". Anna sah mich augenrollend an, wir mussten kichern. Sie lehnte sich rüber zu mir. „Hast du schon was vor am Freitag?". Ich hatte nie wirklich was vor und plante auch nie was. „Nein, ich denke nicht.", „Cool, ich hab ja Geburtstag wie du sicher weißt und ich hab mir gedacht ich mach erst eine kleine Party daheim und danach gehen wir in die Stadt.". Ich war froh, dass ich eingeladen wurde. Sonst hörte ich immer nur zu, wie die anderen über die Partys redeten und nun sollte ich auch ein Teil davon sein. Ja, ich war kein Fan von diesen reichen Kindern, aber ein muss man ihnen lassen- sie wissen wie man richtig feiert. „Hört sich gut an.", „Passt ich freu mich.". Plötzlich ein lauter Knall. Madam Curie hatte ein Buch auf den Boden geschmissen und sah uns genervt an. „Falls ich nicht auch eingeladen bin, solltet ihr besser aufhören zu reden.". Mist, waren wir so laut? Die Stunde zog sich so dahin und der restliche Tag verging auch nicht schneller.

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Unsere dunkle Seite
Teen FictionKim ist 17 und kommt aus einer normaler Arbeiterfamilie. Jedoch besucht sie das Privatgymnasium Heisenberg und gibt vor richtig reich zu sein. Ihre Welt besteht nur noch aus Lügen und Fantasien, bis sie nicht auf eine Person trifft, die ihr ganzes L...