Chapter 8

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Beim Frühstück redete ich nicht viel mit meiner Mutter, weil ich merkte, dass sie noch immer böse war und es war mir auch egal, denn sie hatte keinen wirklichen Grund. Für das Lügen habe ich mich entschuldigt, aber sonst hatte sie kein Recht Marcel zu hassen ohne ihn auch wirklich kennengelernt zu haben. Im Bus traf ich wieder auf Malik. Selina war auch dabei und ich entschied mich dazu nicht einmal zu ihnen rüber zu gehen. Kurz bevor ich aussteigen wollte, musste ich mich neben die beiden Stellen, um den Stop-Knopf drücken zu können. „Kim?". Ich drehte mich um und sah Selina verwundert an. Was wollte sie denn jetzt schon wieder? „Ich hab echt keine Lust auf ne Diskussion Selina, also lassen wir es gleich.", „Nein warte. Ich will mich nicht streiten. Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Du hast ja eigentlich nichts Schlimmes getan und ich war nicht fair zu dir.", „Okay, wow, das hab ich jetzt nicht erwartet. Ich würd gern mit euch weiter reden aber ich muss jetzt aussteigen. Sorry.", „Kann ich dich vielleicht mal anrufen?", „Ja klar, ich würd mich freuen.". Ich stieg aus und konnte noch immer kaum glauben, was gerade passiert ist. Selina hatte sich ernsthaft entschuldigen und ich hatte sogar das Gefühl, dass wir wieder Freundinnen werden konnten. Ich vermisste sie ja schon, immerhin verbrachten wir früher eine Menge Zeit miteinander.

Als ich vor der ersten Stunde noch zum Spind ging traf ich dort Anna und Sophie, die anscheinend auf mich warteten. Sie sahen mich anders an als sonst. „Willst du uns vielleicht irgendwas erzählen Kim?", „Was meint ihr?". Mein Herz fing an zu rasen, denn ich wusste nicht was sie meinten. Das einzige was sie hätten herausfinden können, ist mein Geheimnis, das ich die ganze Zeit verheimliche. „Wir helfen dir auf die Sprünge. Sagen dir die Initialen M.S. was?". M.S.? Ich musste kurz nachdenken bis es mir nicht in den Sinn kam. Klar M.S. ist Marcel Sabitzer. „Ok, ihr meint wahrscheinlich Marcel Sabitzer oder?", „Und wie wir Marcel Sabitzer meinen. Wann wolltest du uns denn erzählen, dass du was mit einem Profifußballer am laufen hast?", „Wir haben nicht wirklich was am Laufen. Wir haben uns ja erst zwei Mal gesehen. Aber was ich mich eher frag ich woher ihr das überhaupt wisst.". Anna holte ihr Handy raus und tippte etwas herum. „Woher wir das wissen? Das bist doch eindeutig du nicht?". Sie zeigte mir ein Foto auf ihrem Handy, wo ich Marcel oben waren. Ich erinnerte mich an das Foto. Das hatten wir zum Spaß gemacht, bevor wir den Film geschaut haben. „Woher hast du das?", „Von Instagram. Das hat er gestern raufgestellt. Schau!". Sie gab mir ihr Handy und ich sah mir sein Instagram Profil an. Sie hatten Recht. Er hatte das Foto gestern raufgestellt und ‚Filmeabend' dazu geschrieben. Ich las mir auch die Kommentare durch. Die meisten waren nicht nett, denn die Fans sahen es wohl nicht gern, dass er mit einem Mädchen was machte. Ich konnte mich also schon mal auf Hass-Attacken gefasst machen, falls das mit uns wirklich ernst werden würde. Ein Geheimnis war es nun aber nicht mehr, dass wir beiden uns trafen. Sophie und Anna warteten noch immer auf Antworten. „Ok, es tut mir leid. Ich wollte euch Bescheid sagen, wenn ich selbst wüsste woran ich dran bin. Wie gesagt wir haben uns erst zwei Mal gesehen und es ist noch nichts passiert.", „Was nicht ist kann ja noch werden. Aber ab jetzt erzählst du uns alles.", „Klar.". Die Schule verging mal wieder im Schneckentempo und ein paar Leute sahen mich komisch an. Anscheinend folgten Marcel mehr Leute als ich dachte, denn nur so konnte ich mir die komischen Blicke erklären. In der großen Pause traf ich auch auf Melanie. „Hey, wie geht's denn so?", „Hey, gut und dir?", „Bestens. Ich hab das Foto von Marcel gesehen. Ich hab gleich gewusst, dass das zwischen euch was wird.", „Wir sind aber gar nicht...", „Keine Sorge, ich weiß es ist am Anfang echt komisch mit jemanden zusammen zu sein, der mehr oder weniger bekannt ist, aber ihr passt toll zusammen.", „Ähm danke.". Sie sah mich strahlend an. „Da du jetzt auch zu den Spielerfreundinnen gehörst, musst du mit mir zu jedem Spiel gehen. Aber vorher wollte ich dich fragen, ob du heute mit mir in die Stadt gehen würdest. Ich kenne hier noch fast keinen und du bist meine einzige richtige Freundin.". Ich dachte nicht lange nach und sagte einfach zu. Nach der Schule fuhren wir dann mit ihrem Auto in die Stadt. Sie hatte natürlich schon ihrem Führerschein und ein eigenes Auto. Sie war aber auch ein Jahr älter als ich, denn sie muss nach dem Schulwechsel, die Klasse wiederholen. „Schauen wir durch die Geschäfte, ich brauch was Neues zum Feiern gehen. Am Wochenende bist du doch am Start oder?", „Ich weiß noch nicht, ob ich da kann.". Ich wusste genau, dass ich nichts vorhaben werde, aber ich wusste genauso gut, dass ich kein Geld zum Party machen in den teuren Clubs hatte. Shoppen war grad auch nicht drin bei mir, aber ich konnte das natürlich nicht zugeben. Wir schlenderten durch die Getreidegasse und gingen in alle Geschäfte, außer in die, wo ich mir vielleicht noch hätte was leisten können. Melanie kaufte sich neues Zeug und ich tat so, wie als würde ich nichts Passendes finden. Ich schaffte es immer irgendwie mich so anzuziehen, dass ich trotzdem noch reich wirkte, aber nie wirklich viel für Klamotten ausgab. Als wir gerade fertig waren mit shoppen, machten wir uns auf den Weg in ein Café als plötzlich mein Handy klingelte. Es war Steffi. Mist, ich hatte sie total vergessen. Wir waren schon vor einer Stunde verabredet. Ich schrieb ihr eine SMS zurück und sagte, dass ich noch in der Schule aufgehalten wurde und dass ich am Abend vorbeikommen würde. Melanie und ich gingen ins Rialto. „Es macht dir doch nichts aus, wenn Nils später bisschen vorbei schaut. Also du kannst auch gerne Marcel fragen.". Erst fand ich den Gedanken komisch auf Doppeldate zu meinen, aber dann dachte ich mir, dass ich ihn echt fragen könnte, denn bis jetzt hat er sich ja immer gemeldet. Ich schrieb ihm eine SMS und er sagte gleich zu. Ich war nicht oft im Rialto, aber ich mochte es hier. Es war klein, aber ganz schick und die Preise waren für das, dass es mitten in der Altstadt war auch ganz in Ordnung. Melanie bestellte sich einen alkoholfreien Cocktail und ich tat es ihr gleich. Es dauerte nicht lange bis auch nicht die Jungs kamen. Sie trugen beide kurze Hose und Shirts und sahen echt mega gut aus. Nils und Melanie begrüßten sich natürlich mit einem Kuss und ich wusste nicht, was Marcel und ich machen würden. Er nahm mir aber die Entscheidung ab indem er mich sofort in den Arm nahm als er nah genug war. Ich wollte ihn gar nicht mehr loslassen, wie gut er roch. Sie bestellten sich auch was und es war einfach der perfekte Nachmittag. Nils konnte ich jetzt erst so richtig kennenlernen und es stellte sich heraus, dass er wirklich nett war. Endlich hatte ich das Gefühl, dass ich Teil von etwas ganz besonderem werden könnte. Marcel drehte sich zu mir und flüsterte. „Machen wir danach noch was alleine?". Ich hatte wirklich Lust, aber ich hatte Steffi schon mal versetzt. „Tut mir leid, ich treffe mich schon mit einer Freundin. Ein anderes Mal dann.", „Klar, ein anderes Mal.". Er sah ein wenig traurig aus, aber ich konnte meine beste Freundin nicht dauernd versetzten. Kurz vor sechs Uhr machten wir uns dann auf den Weg nach Hause. Nils und Marcel fuhren mit ihrem Autos und Melanie brachte mich nach Hause oder besser gesagt dorthin, wo mich auch immer Marcel hinbrachte. Ich hätte mir nie gedacht, dass so jemand wie Melanie, mal mit mir befreundet sein könnte. Und man konnte sich echt in ihr täuschen. Sie war viel netter als sie zu sein scheint. Ich ging nur schnell nach Hause um meine Sachen da zu lassen und ging dann gleich zu Steffi. Tobi öffnete mir die Tür. „Hey lange nicht mehr gesehen.". Bei uns bedeutete lange meist nur ein zwei Tage, da wir uns sonst meist täglich sahen. „Ja ich hatte zu tun. Aber hier bin ich. Wo ist Steffi?", „Sie ist oben.". Ich ging rauf und klopfte an der Tür. Ich machte auf und Steffi saß auf ihrem Bett. „Wow, du hast es sogar noch geschafft.", „Ja, ich hab es dir ja gesagt.", „War es stressig in der Schule?", „Ähm, ja tut mir leid, dass ich vergessen hab dir Bescheid zu sagen.", „Weißt du aber was ich mich frage Kim?", „Was denn?", „Was ist das für ein Schulprojekt, bei welchem man im Rialto mit Red Bull Spielern sitzt und Spaß hat.", „Steffi ich...", „Wieso lügst du mich an und wieso hast du mir nicht gesagt, dass du Marcel Sabitzer datest?", „Woher? Nein sag es nicht, Instagram oder?", „Ja, hast wohl nicht damit gerechnet, dass ich denen folge.". Diese blöde Instagram immer. Musste Marcel immer alles posten? „Es tut mir Leid, ok? Du warst so fertig wegen Simon und da wollte ich nicht gleich mit sowas kommen.". Steffi sah mich nun traurig an. „Ich war auch ziemlich scheiße zu dir, obwohl du mich nur trösten wolltest.", „Schon gut, ich bin ja auch scheiße.", „Und wie.". Sie lachte und wir umarmten uns. Wir konnten nie lange böse aufeinander sein. „Aber jetzt erzähl mir endlich was da mit Sabitzer läuft.". Ich erzählte ihr alles von Anfang an und sie sah mich nur verwundert an. „Und das alles ist wahr?", „Ja, ich mag ihn echt und ich weiß nicht wie das jetzt weiter gehen soll.", „Du musst ihn auf jeden Fall noch öfter treffen. Oh mein Gott, und du hast mit denen abgehangen und bist auch noch mit der Freundin von Nils befreundet.", „Das ist ja nichts Besonderes. Die sind ja auch nur Menschen.", „Ja super reiche, berühmte Menschen. Man Kim verstehst du nicht was das bedeutet? Du gehörst bald zu etwas ganz anderem als dem hier was wir grad sind.", „Pass auf Steffi, egal ob ich mit ihm zusammen komme oder wir Freunde werden oder was auch immer, ich werde die alte Kim bleiben und mich nicht wegen anderen Leuten verändern. Ich komm schon klar damit.". Steffi sah mich ungläubig an. „Das hoffe ich auch.". Plötzlich kam Tobi rein. „Ich bin mit Benito draußen, falls Dad fragt.", „Ok.". Es schien zwischen den beiden wieder alles gut zu sein. „Wie ich sehe versteht ihr euch wieder?", „Ja, wir haben uns ausgesprochen und er hat die Freundschaft zu Simon gekündigt. Das war es dann wohl.", „Wow, die waren ja beste Freunde.", „Familie geht halt eben vor. Und außerdem ist er echt ein Arsch.", „Hat er sich gar nicht mehr gemeldet?", „Kein einziges Mal. Ich hab sogar versucht ihn anzurufen, aber nichts. Die Sache hat sich erledigt.", „Geht's dir denn gut?", „Ich komm schon klar, lass du dich nicht von meinen Geschichten runterbringen. Bei dir läuft es ja grad richtig.". Gerade als wir richtig anfingen uns in das Gespräch zu vertiefen, rief mich auch meine Mutter an und ich musste nach Hause.

Daheim war die Stimmung noch immer ein wenig angespannt und ich versuchte alles Mögliche und das zu ändern. Ich hasste es, wenn es dieses ewige Schweigen gab. „Es tut mir Leid. Wirklich.", „Schon gut. Mir tut es auch Leid.". Meine Mutter nahm mich in den Arm, so wie sie es immer tat als ich noch kleiner war und ich merkte wie sehr mir das fehlte. „Und nun erzähl mir alles über diese Sabitzer. Im Internet findet man ja nicht wirklich viel.", „Du hast ihn gestalkt?", „Nennen wir es Recherche.", „Mama, man wieso...", „Hey, ich muss mich doch über meinen vielleicht Schwiegersohn erkundigen.". Ich musste lachen und erzählte meiner Mutter alles bei einer Tasse Kakao. Sie schien mich ein wenig zu verstehen und das allein freute mich schon sehr. Ich wünschte ich könnte ihm einfach alles sagen, aber dazu hatte ich jetzt noch viel zu viel Angst, denn ich hatte das Gefühl, dass er anfing mich richtig gern zu haben.


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