Kapitel 3

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Baylees P.o.V.


Ich hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen und nun war ich wieder hellwach, mir war etwas kalt und es war tiefste Nacht. Im Flugzeug herrschte Totenstille und einzeln sah man den hellen Schein eines Bildschirms von einem Laptop, einem Handy oder sonst einem Gerät.

Ich starrte ohne große Langeweile den Sitz vor mir an, mit verschränkten Armen und mit den Gedanken weit weg.

"Baylee!", schrien sie mir zu und streckten mir die Zunge raus. "Du bist so fett, ey!"

"Warum rauchst du?" Der Junge sah mich an. Seufzend sah ich auf die Kippe in meiner Hand, nahm einen letzten Zug, ehe ich sie zu Boden warf und mit dem Schuh zerdrückte. "Damit jeder denkt ich sei das böse Mädchen und nicht hinter die Fassade guckt..."

"Gebt mir meine Sachen!", schrie ich durch die verschlossene Tür und hämmerte dagegen. "Vergiss es! Die sind so toll, wir behalten sie!", quäkte Josh. "Ich hasse euch", flüsterte ich und legte verzweifelt und leise weinend die Stirn an das kühle Holz aus dem die Tür bestand. "Sag, wo ist der Hund?!", hörte ich Lisa kichern. Mein Herz begann zu rasen. Woher wussten sie von dem Hund?! Jemand schubste mich grob beiseite und als ich aufblickte um zu sehen, wer es war, sah ich Felix' Hinterkopf und zwei schwarze Knopfaugen, die mich anstarrten. "Keks", flüsterte ich und sah den Welpen an. "Lasst den Hund gehen! Er hat nichts gemacht!", rief ich sofort. Sie würden meinem einzigen Freund wehtun! Sie ließen die Tür offen, ich stürmte hinein und sah, wie sie Keks auf den Schreibtisch in meinem Zimmer drückten. Ich ballte meine Hände, welche in schwarzen Fingerlosen Handschuhen steckten, zu Fäusten. "Lasst meinen Hund in Ruhe!", zischte ich angriffslustig.

Doch zwei Jungs, die viel älter waren als ich, packten mich am Oberarm und ließen mich nicht zu meinem Keks stürmen. Der Cremefarbene Hund winselte ängstlich, als er die Stimmung im Raum wahrnahm. Ich wehrte mich heftig gegen die Hände, doch nichts war zu machen. Ich war zwölf. Was hätte ich tun können gegen fünfzehnjährige? "Sieh zu, fette Baylee", grinste Josh und nahm eine leere Vase in die Hand.

"Nein", flüsterte ich, als ich verstand, was passieren würde. Sie würden Keks umbringen. "Lasst ihn gehen! Er hat nichts getan!", begann ich zu weinen. "Oh doch, er mag dich", lachte Lisa fies und schon schlug Josh auf den jaulenden Welpen ein.

"NEIN!", kreischte ich. "MILES!", schrie ich nach dem Leiter. "Wie gut, dass heute keine Aufsicht ist", frohlockte Hannah lachend und filmte mich und Keks, welcher unter Gejaule weiter gequält wurde.

Sie schlugen so lange auf den Hund ein, bis Blut an der Vase klebte und Keks tot war...

Schaudernd dachte ich an etwas anderes und nicht den Hund der mich fünf Monate lang begleitet hatte, bis sie ihn umbringen hatten müssen.

"Willst du nicht schlafen?", hörte ich neben mir eine verschlafene Stimme. Ich drehte mein Gesicht zu Luke. Seine Haare waren das reinste Vogelnest, was irgendwie heißer war, als die Quifffrisur, aber das brauchte er ja nicht zu wissen.

"Kann nicht schlafen. Krieg nur Albträume", erklärte ich knapp. Wenn ich an meine Kindheit zurückdachte, bekam ich ständig Albträume. Der Sonnenschein nickte und begann zu reden. "Na ja, ich kann auch nicht schlafen", zuckte er mit den Schultern. "Liegt vermutlich daran, dass wir letztens nie wirklich viel geschlafen haben. Du fragst dich bestimmt warum..."

"Nein, eigentlich nicht", murmelte ich halblaut, doch er sprach einfach weiter, "Wir waren auf einer kleinen Tour in Großbritannien und jetzt fliegen wir zurück nach Hause. Wir sind zu viert und heißen Five Seconds of Summer!"

"Ihr seid zu VIERT und nennt euch FIVE Seconds of Summer?"

"Ich hab nicht gesagt, dass wir logisch sind", grinste er und plapperte gleich darauf weiter, "In der Band sind Michael, Ashton, Calum und ich."

"Wer ist Ashton und Caleb?"

"Calum, Calum Hood", verbesserte er mich schmunzelnd. "Calum, Caleb, hört sich alles gleich an", grummelte ich. Er kicherte. "Ash und Cal sind da hinten!" Er zeigte zwei Sitze hinter uns, wo ein Schwarzhaariger mit dem Aussehen eines Asiaten und einer mit karamellfarbenen Locken saßen und wie die Steine pennten.

"Ach darum hast du durch das Flugzeug gekreischt!", wurde es mir klar. "Jap", er grinste leicht. "Und jetzt werden wir wie gesagt nach Hause fliegen und dort dann ein Album aufnehmen", sprach er dann.

"Hört sich unheimlich spannend an", meinte ich desinteressiert.

"Was ist mit dir und deinen Eltern?", sprach er plötzlich das heikle Thema an. Ich hob den Zeigefinger warnend. "Über dieses Thema spreche ich nur mit Freunden. Nur mit engsten Freunden. Wie Harper", ich zeigte zu meiner besten Freundin, welche immer noch schlief.

"Wie alt bist du?" Versuchte die Blondine ernsthaft Smalltalk zu führen?!

"Hör mal, Luke Skywalker", ging ich nicht auf seine Frage ein, "Nur weil ich dich verteidigt habe, heißt das nicht, dass ich dich mag. Du hast dich für mich eingesetzt, ich hab dasselbe getan. Eine Hand wäscht die andere. Aber weiter brauchst du dich weder in mein Leben, noch in das zwischen Michael und mir einzumischen. Dies ist ein Krieg zwischen mir und Michael. Und Harper auch. Aber keine Person mehr...", machte ich ihm klar.

"Apropos Harper und Michael..." Er grinste breit und zeigte hinter mich. Ich drehte mich im Sitz um. "Naww!", kicherte ich und starrte die zwei an.

"Wo die Liebe hinfällt...", seufzte Luke ebenfalls kichernd und starrte mit mir auf das gebotene Bild.

Harpers Kopf war auf Michaels Schulter gesunken, die Armlehne war wie anfangs Flug hochgestellt, wodurch Michael ihre Taille umschlingen konnte und sie im Schlaf näher zu sich hingezogen hatte.

"Die sind sogar im Schlaf verbunden", grinste ich. "Geh zur Seite, das muss für die Nachwelt festgehalten werden!", lachte Luke unterdrückt und machte ein Video, wo er Tag, Uhrzeit und Datum dokumentierte und erklärte, dass die zwei sich eigentlich hassten.

Dann schoss er noch drei Fotos.

Doch beim dritten Foto wachten Michael und Harper auf. "W-was fotografierst du, Luke?", fragte Michael schläfrig und schloss erneut seine Augen. Harper dagegen setzte sich schlaftrunken auf und sah sich um. Dann fiel ihr Blick auf Michaels Schulter und seine Hände um ihre Taille.

"IGITT!", quietschte sie auf und wand sich aus seiner Umklammerung, während Luke und ich einen Lachanfall hatten.

Feuerkopf riss ebenfalls seine Augen auf und nahm seine Hände von ihr. "Igitt, Igitt, Igitt! Oh mein Gott, wah! Er hat mich ANGEFASST! Igitt! Wer weiß, wo und bei wem er mit diesen Händen schon überall war!" Sie schüttelte sich und wischte sich über ihre Shirt, dass sie mit der Jogginghose angezogen hatte, während sie so weit wie nur möglich von ihm wegrutschte. Michael rutschte mit angewidertem Gesicht zum Fenster. "Halt Abstand, Weib!", knurrte er angepisst und lehnte seinen Kopf an das Fenster. "Ey, DU hast MICH doch angefasst!", keifte sie leise.

"Du hast seine Schulter fast vollgesabbert", kicherte Luke. "Ist nicht witzig", stellte ich klar. "Er ist schmutzig und Harp hat Recht; Wer weiß bei wem und wo er mit diesen Händen schon überall war."

"Du meinst wohl in wem", wackelte der Blonde mit den Augenbrauen. Wir starrten ihn mit offenem Mund an. Beide sahen wir zu Michael, welcher uns nur hämisch angrinste.

"Oh mein Gott, Oh mein Goooott!", jammerte Harper hysterisch und strich sich erneut über ihr T-Shirt.

Bei dem Gedanken, dass er mit diesen Händen, beziehungsweise Fingern, schon Mädchen gefingert hatte, wurde mir schlecht. Und beim Gedanken, dass er mit diesen schmutzigen Händen gerade MEINE BESTEFREUNDINSCHRÄGSTRICHSCHWESTER angefasst hatte, da wollte ich ihm kräftig eine in die Fresse schlagen.

"Halt Abstand, Freund!", zischte ich, "Fasst du sie noch einmal an, sorge ich dafür, dass deine kleinen Vergnügungsschlampen bei eurem nächsten Treffen keinen Schwanz mehr lutschen können..."



Australia Love Affair (M.C./L.H.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt