Kapitel 20

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Baylee gab keine Antwort, wimmerte bloß auf und begann gefährlich zu schwanken.

Entsetzt musterte ich ihre Unterarme, die voller Blut waren, das bereits auf den Parkettboden tropfte und eine immer größer werdende Lache hinterließ.
"Baylee, w-was...", flüsterte ich geschockt, trat auf sie zu und umarmte sie. Bay begann daraufhin nur herzzereissend zu schluchzen und ihren Schmerz laut kund zu tun. "Shhh", flüsterte ich leise und strich ihr über den Rücken. Baylee lehnte sich an mich, weinte laut, gab aber keine Antwort. "Komm", murmelte ich einfühlsam, "Wir müssen das verbinden."

"Ich will sterben, Harper..."

Die Worte waren leise, voller Leid und mit heiserer Stimme ausgesprochen worden. Ich löste mich von ihr und nahm ihre Hand, die ebenfalls stellenweise mit Blut bedeckt war. "Sag sowas nicht, Süße!", lächelte ich aufmunternd, obwohl mir ihre Worte so schwer wie Steine im Magen lagen.

Ich zog meine beste Freundin mit mir ins Badezimmer und holte den erste-Hilfe-Koffer, ehe ich Desinfektionsmittel und Verbandszeug hervornahm. Als allererstes reinigte ich ihre Arme, dann desinfizierte ich die frischen, erschreckend viele,  Schnitte, legte eine Kompresse um diese und wickelte den Verband um diese herum.

"Bay? Was ist passiert?", verlangte ich dann zu wissen.

"Was wohl?", flüsterte sie heiser, "Ich bin passiert. Ich mache alles kaputt."

"Das stimmt nicht! Du bist wundervoll!", wiedesprach ich. "Ach ja?", lachte Baylee bitter auf, "Ich verletze die Leute, die ich liebe, bin depressiv und du nennst mich wundervoll? Ich bin wohl eher psychisch instabil!"
Ich wollte gerade etwas erwidern, da stürmte Michael ins Badezimmer. "Da draußen ist Blut! Was ist-" Er brach von alleine ab, als er Baylee erblickte.

"Bay", sagte er leise, "Erklär mir bitte einmal etwas..." Sie sah fragend zu ihm auf, und Michael näherte sich ihr langsam. "Luke sagt, du willst nichts von ihm, aber du bist genauso traurig wie er? Ich verstehe es nicht. Weshalb tust du ihm so weh, wo du dir doch selbst auch weh tust?"

"Ich tue allen weh. Besser jetzt und wenig, als nachher und so viel, dass er damit nicht umgehen kann...", flüsterte sie, "Ihn leiden zu sehen, würde mich fertig machen, Mikey... also halte ich lieber jetzt Abstand und er hat keine großen Schmerzen."

"Du weisst doch gar nicht was du da sagst!"

Baylees P.o.V.

Die verächtliche Stimme veranlasste Harper und Michael dazu, sich umzudrehen. Im Türrahmen stand Luke, die Arme verschränkt und mich stur anschauend.
Harper räusperte sich leise. "Wir lassen euch alleine..." Mit diesen Worten stand sie auf, griff nach Michaels Hand und zog ihn mit sich.

Die Eingangstür fiel ins Schloss und Luke und ich waren alleine.  "Du tust mir nicht weh, Baylee", flüsterte Luke eindringlich, "Du tust mir weh, indem du dich von mir fernhältst..."

"Luke, wenn-" Er unterbrach mich, kam auf mich zu und packte meine Oberarme. "Baylee, ich weiß, dass du nicht wie jedes dieser Mädchen auf der Strasse bist! Ich weiß, dass du anders bist... dass du schwierig bist. Aber ich bin bereit dazu, jede Hürde zu nehmen, die sich mir in den Weg stellt, um bei dir sein zu können! Denn das ist alles, was ich will. Ich will bloß bei dir sein!"

Meine Augen wurden etwas grösser. "Wirklich?", nuschelte ich unsicher, "Und wenn... wenn ich dir wehtue? Wenn ich Mist baue? Was ist dann?"

"Ich habe dir doch versprochen, immer für dich da zu sein! Ich sagte dir, wenn du nicht willst, wirst du niemals wieder alleine sein, Baylee!", flüsterte Luke sanft und seine Mundwinkel hoben sich ein kleines bisschen.

"Baylee, hör mir zu! Wenn dir die Luft zum Atmen fehlt, gebe ich dir meine! Wenn sich die Welt von dir abwendet, stehe ich direkt neben dir, dann wendet sie sich von uns beiden ab! Und du wirst nie wieder alleine sein, wenn du das nicht willst, okay?"

Stimmt. Er hatte es versprochen...
Ich versuchte ein kleines Lächeln. Luke ließ seine Hände meine Arme hinabwandern, doch sobald er auf die Verbände stieß, zuckte ich zusammen, da die Schnittwunden empfindlich waren. Lukes Blick fiel auf die beiden weißen Verbände um meine Handgelenke.

Seine Miene wurde finster und er sah auf.
"Du hast es wieder getan", sagte er mit belegter Stimme. "Luke-" wieder einmal wurde ich von ihm unterbrochen.
"Du hast es versprochen, Baylee!", sagte er mit verletzter Stimme und ging einen Schritt zurück, "Du hattest mit versprochen, es nicht mehr wieder zutun! Und du hast er erneut getan!"

"Es tut mir leid", hauchte ich mit zitternder Stimme und erhob mich. Luke ging einen weiteren Schritt nach hinten.
Sein Blick war voller Trauer, Schmerz, Wut und Enttäuschung. "Luke, bitte...", flüsterte ich mit erstickter Stimme, als er einen weiteren Schritt rückwärts machte, "Geh nicht. Lass mich nicht allein..."

Der Blondschopf schüttelte den Kopf, machte einen weiteren Schritt zurück. "Du- du hast es versprochen", wimmerte ich ubd mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

"Du hast dein Versprechen auch gebrochen, Baylee", flüsterte er leise, mit kalter Stimme, "Wieso sollte ich also meines halten?"

Mit diesen Worten wirbelte er herum und rannte aus dem Bad. "Luke, warte!", rief ich laut und stolperte ihm hinterher, doch da war er schon aus dem Hotelzimmer gestürmt.

Fassungslos drehte ich mich um, sah das Graffiti an meiner Wand und warf mich weinend auf mein Bett. Gott, wieso war ich heute nur so emotional?!
Ich wusste nicht, wie lange ich schon weinend auf dem Bett lag, als die Tür leise knarrend wieder aufging.

Schritte erklangen, dann senkte sich meine Matratze und eine Hand legte sich auf meine Schulter. "Baylee?"
Ich schreckte hoch. Luke saß ds und sah mich reumütig an, "Es t-tut m-mir leid!", schluchzte ich, setzte mich auf und warf mich ihm um den Hals. Der Blonde schlang seine Arme um mich und drückte mich fest an sich.

"Mir auch", murmelte er, "Ich werde dieses Versprechen nicht brechen. Niemals. Dafür bedeutest du mir zu viel..."
Ich sah auf, umklammerte mit meinen Fingern sein Shirt und reckte zaghaft den Kopf. Luke schien die Geste zu verstehen, beugte sich hinab und drückte seine Lippen auf meine.

Das Labretpiercing war kühl, aber nicht störend, zu spüren, seine Lippen waren weich und der Kuss perfekt.
Dieser ganze Junge war perfekt!
Und in diesem Moment wurde mir eines klar: Ich brauchte keine andere Nähe, als Lukes.

Harpers P.o.V.

Neugierig schlichen Mikey, Cal, Ash und ich auf Baylees Zimmer zu. Ich war ja sonst keine solch neugierige Tratschtante, aber der Verlauf ihrer "Beziehung" interessierte mich - und auch die Jungs - brennend.

Betont leise öffnete ich die Tür und wir schauten hinein.

Da hockte Luke.
Auf seinem Schoß saß Baylee.

Und die beiden küssten sich.

Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und Ash, sowie Cal jubelten los. Deswegen schreckten die beiden auf dem Bett auseinander und Baylee wurde puterrot, als sie uns vier in der Tür stehen sah, während Luke bloß dumm grinste.

Der kleine Punk griff nach einem Kissen und warf es in unsere Richtung. "Verzieht euch!", sagte sie, da drehte Luke ihren Kopf zu sich und meinte: "Ignorier sie..."
Dann küsste er sie ein weiteres Mal.

Zufrieden lehnte ich mich an Michael und sah zu Baylee und Luke.
Endlich hatten die zwei es hinbekommen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 04, 2016 ⏰

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