Kapitel 12

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Harpers P.o.V.

"Harp?", zischte Lukes Stimme neben mir. Demonstrativ drehte ich mich weg und betrachtete das Operahouse genauer. "Ich heiße Harper. Nur Personen, die nicht zu Steel stehen, dürfen mich Harp nennen!", erklärte ich schnippisch und verschränkte meine Arme vor der Brust.

"Komm schon, Harper!", meinte Calum rechts von mir. "Lasst mich ihn Ruhe!", knurrte ich verärgert und stellte mich neben Michael, welcher den Arm auf meine Schulter legte.

Diese kleine Geste, gab mir das Gefühl von Schutz und Sicherheit. Es konnte doch nicht sein, dass ich mich in seiner Gegenwart so geliebt und geborgen fühlte, obwohl ich den Kerl anfangs doch so gehasst hatte.

"Es ist wunderschön, diese Aussicht", kommentierte ich bewundernd und starrte auf das weite Meer. "Ja, nicht?", bestätigte Ashton.

Im Moment gab es in unserer "Clique" zwei Seiten.

Die Harper-Evans-Seite und die Baylee-Steel-Seite.
Auf meiner Seite, waren Michael und Ashton vertreten, Luke und Calum dagegen hielten strikt zum Emo. Michael meinte zwar, die beiden würden bald wechseln, doch ich war mir da nicht so sicher.

Baylee war nicht mitgekommen auf die Stadt-Tour, dafür aber ihre zwei "Bodyguards", die seit gut zwei Stunden versuchten mit mir zu reden. Aber wer sich mit meiner Ex-BFF abgab, der konnte mir gestohlen bleiben.

Ich konnte es immer noch nicht fassen! Sie sagte, sie hasste mich, aber heulte dann! Die einzige, die den Grund zum Heulen hatte, war ja wohl immer noch ich! "Wollen wir noch ein Eis essen?", fragte Michael mich dann und lächelte aufmunternd. Ich nickte. Eis war immer gut!

"Dann lass uns gehen! Kommt ihr mit?", fragte Michael Calum und Luke abschätzig. Die zwei Jungs schüttelten den Kopf. "Wir müssen zurück", erklärte Calum entschuldigend und sah mich traurig an. Bei diesem Blick zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen, aber Ashton hatte mir schon erzählt, dass Luke und Cal hervorragende Schauspieler waren, die jemanden perfekt manipulieren konnten.

Ich schenkte den beiden einen letzten vernichtenden Blick, dann drehten wir uns auch schon um und liefen in die nächste Eisdiele.

Dort angekommen, entschied Michael sich für ein klassisches Schokoladeneis, während Ashton Erdbeere auswählte und meine Wenigkeit zum Schluss kam, Cookies & Cream zu probieren. An unserem Eis schleckend, schlenderten wir zu dritt durch die Straßen Sydneys, schauten uns verschiedene Dinge an und redeten über ganz verschiedenes, als plötzlich Michaels Handy klingelte. Er fischte es kurz aus seiner Hosentasche, starrte auf den Namen des Anrufers, schnaubte verächtlich und steckte es, klingelnd, wieder zurück. "Wer war's?", fragte Ashton neugierig und ich sah Michael ebenfalls interessiert an. "Luke, der Pfosten", brummelte Michael genervt.

Ashton schnaubte auf. "Der kann bleiben wo der Pfeffer wächst, genau wie Calum! Wie können sie nur zu diesem beschissenen Emo halten?!"

Es tat mir schon irgendwie Leid, was ein kleiner Streit zwischen zwei ehemaligen Freundinnen angerichtet hatte; Eine anscheinende Band war komplett gesplittert und die beiden Freundinnen hassten sich...

Aber anscheinend war es dringend, denn Luke rief erneut an. Wieder ging der Rothaarige nicht dran, sondern ignorierte das nervtötende, schrille Klingeln seines IPhones. Aber Luke probierte es ein drittes Mal.

"Ich schwöre bei Gott, ich bring den Typen um!", knurrte Michael genervt und nahm den Anruf dann doch an. "Was?!", blaffte er genervt in sein Telefon. Luke sprach so laut, dass ich ihn ohne große Anstrengung super verstehen konnte.

"Sie- Sie hat sich geritzt, verdammt! So kann es einfach nicht weitergehen! Ich will, dass Harper sich mit ihr versöhnt!"

Ich schnaubte verächtlich. War es denn mein Problem, wenn sie die Welt erst dann spürte, wenn sie sich Schmerzen zufügte?!

"Was ist es mein Problem, wenn der Emo sich die Pulsadern aufschlitzt? Soll sie doch!", zischte Michael. "Du verstehst das nicht!", ertönte Lukes leicht hysterische Stimme, "Baylee ist am Ende! Verdammt, sie wollte das doch nicht! Warum kann Harper ihr nicht noch eine zweite Chance geben?!"

Ganz.Sicher.Nicht...

Baylees P.o.V.

Bist du bescheuert, Steel?! Du wolltest das doch nie wieder tun!

Tja, sie kann ja gar nicht mehr anders!

Seufzend starrte ich auf meinen nun frisch gesäuberten Arm. Ich wollte das wirklich nie mehr tun. Das letzte Mal, war ja auch drei Jahre her! Verdammt, ich hatte so lange widerstanden!

Luke sah mich nicht an, als er sich mit Desinfektionsmittel und dem erste-Hilfe-Kasten vor mich hinkniete. Calum stand im Türrahmen und ich saß zitternd auf dem Klodeckel. Wortlos nahm Luke das Desinfektionsmittel in die Hand. "Das wird jetzt etwas brennen", informierte er mich stumpf und sprühte das Mittel auf die Wunden. Ich zischte auf. Es brannte nicht nur etwas. Es brannte mega, verdammt, super fest!

Luke nahm eine Wundenkompresse in die Hand, legte sie auf die frischen Schnitte und wickelte weißen Verband darum. Fertig war die Verarztung. "Ich gehe was zu essen holen", informierte Calum uns. Luke und ich nickten bloß und als die Hoteltür ins Schloss gefallen war, sah Luke mich endlich mit seinen stahlblauen Augen an.

"Es tut mir leid", flüsterte ich mit erstickter Stimme. Der Blick, mit dem der Blonde mich bedachte, so enttäuscht, verletzt, schmerzerfüllt, das tat mir noch mehr weh, als die Schnitte.

Luke seufzte und schüttelte seinen Kopf. "Versprich mir, dass du das nie wieder tust!", bat er mich. "Ich kann nicht", flüsterte ich unglücklich. "Wieso nicht?", fragte er mich leicht hitzig. "Weil ich kein Versprechen geben will, dass ich nicht halten könnte...", murmelte ich.

Der Blonde kaute auf seinem Lippenpiercing herum. "Machen wir einen Deal", schlug er dann vor. Ich legte den Kopf schräg. "Und der wäre?", fragte ich kraftlos. Luke zog mich auf die Beine. "Ich gebe dir etwas, dafür versuchst du wenigstens, es nie wieder zutun, okay?", fragte er.

"Was gibst du mir?", verlangte ich zu wissen. Er schüttelte leicht lächelnd den Kopf. "Erfährst du nur, wenn du auf den Deal eingehst!", erklärte er. Ich sah ihn nachdenklich an. Einerseits wollte ich das nicht. Aber andererseits... Fuck, ich wollte wissen, was er mir gab, ich war so verdammt neugierig!

"Deal", murmelte ich deshalb. Luke begann zu strahlen. "Super!", meinte er und schlang seine Arme um mich. Perplex erwiderte ich die Umarmung. "Das gibst du mir? Eine Umarmung?", fragte ich ihn leicht fassungslos. Zugegeben: Etwas mehr, hätte ich mir schon erwartet...

Luke lachte auf. "Natürlich nicht, du Dummerchen!", schalt er mich. "Ich gebe dir, deine benötigte Nähe!", erklärte er.

"Die will ich nicht!", stellte ich sofort klar und wand mich aus der Umarmung. Luke sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Warum nicht?", fragte er verwirrt. "Weil ich nicht verletzt werden will. Am Ende, werde ich dank Nähe nur verletzt. Wurde ich schon immer", murmelte ich.

"Ach Baylee, bei mir wird das anders sein, versprochen!", meinte Luke sanft. "Ach ja?", spottete ich, "Du weißt nicht, wie ich mich fühle, Luke! Du hast keine Ahnung! Manchmal habe ich einfach das Gefühl, dass mir die Luft zum Atmen fehlt, dass sich die Welt von mir abwendet! Das ich alleine bin!", erklärte ich ihm verzweifelt und fuhr mir aufgewühlt durch meine Haare.

"Hey, hey, hey!", meinte Luke beruhigend. Heftig atmend und mit Tränen in den Augen starrte ich den blonden Jungen an. "Baylee, hör mir zu! Wenn dir die Luft zum Atmen fehlt, gebe ich dir meine! Wenn sich die Welt von dir abwendet, stehe ich direkt neben dir, dann wendet sie sich von uns beiden ab! Und du wirst nie wieder alleine sein, wenn du das nicht willst, okay?", fragte er mich eindringlich.

Aus großen Augen starrte ich den Jungen vor mir an.

Wow, das war das schönste, was mir jemals jemand gesagt hatte...

"Versprochen?", fragte ich ihn leise.

Luke nickte und lächelte warm.

"Versprochen!"









Australia Love Affair (M.C./L.H.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt