Prolog

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In der Basis herrschte vollkommene Finsternis, doch Xara hatte einen Grundriss im Kopf. Bis jetzt hatte er genau gestimmt, so wie sie es von Deans Karten und Plänen gewohnt war. Xara strich mit der Hand die kalte Mauer entlang und zählte im Vorbeigehen Türen und Gänge. Sie bog um die Ecke, wenn es Zeit dafür war, und blieb schließlich vor einer Maueröffnung stehen, in der eine Treppe nach unten führen sollte. Sie kauerte sich nieder und tastete sich mit den Händen vor, berührte eine Steinstufe, feucht und glatt, von Moos überzogen, und eine weitere rutschige Stufe darunter. Xara glitt die Treppe hinunter. Eine Abzweigung nach links und zwei nach rechts. Sie hörte bereits Stimmen, als sie in einen Gang kam, in dem eine Fackel in der Halterung an der Wand flackerndes orangefarbenes Licht in die Dunkelheit warf. Gegenüber der Fackel öffnete sich ein weiterer Gang. Und in diesem Gang würden laut Deans Bericht zwei bis zehn Wachen vor einer bestimmten Tür am Ende des Korridors stehen.
Xara schlich auf das Licht und das Gelächter zu. Sie könnte anhalten und horchen, um eine genaue Vorstellung zu bekommen, wie vielen Männern sie gegenüberstehen würde, doch ihr blieb keine Zeit. Sie zog ihre Kapuze tief hinunter und bog um die Ecke.
Fast wäre sie über ihre ersten vier Opfer gestolpert, die einander auf dem Boden gegenübersaßen und sich mit dem Rücken an die Wand lehnten. In der Luft lag der Gestank irgendeines hochprozentigen Getränks, das sie mit runtergebracht hatten, um sich die Wachzeit zu vertreiben. Die Frau trat und schlug auf Schläfen und Nacken, und die vier waren zusammengesackt, bevor sich die Überraschung in ihren Augen spiegelte. Jetzt saß nur noch ein Wachmann am Eingang. Hastig erhob er sich und zog sein Schwert aus der Scheide. Sie taxierte seine Größe, seine Bewegungen, die Kraft des Armes, der ihr das Schwert entgegenhielt.
"Bleib stehen! Ich weiß, wer du bist!" Seine Stimme klang gelassen. Er war tapfer, dieser Soldat. Warnend durchschnitt er die Luft mit seinem Schwert. "Du machst mir keine Angst."
Er griff an. Sie duckte sich unter seiner Schwertklinge und schwang die Beine. Ein Fuß traf seine Schläfe und der Mann fiel zu Boden. Xara schaute auf ihn herab, Enttäuschung spiegelte sich in ihren Augen wieder.
Sie stieg über ihn, lief zur Tür und öffnete diese. Der Raum, der sich vor ihr auftat war klein, wirkte wie eine umfunktionierte Abstellkammer. Doch in seinem Inneren befand sich nur ein Gegenstand: Ein Dokument. Was dort geschrieben stand wusste Xara nicht, dennoch wollte sie es haben. Wenn die Marine so ein Großes Geheimnis daraus macht, dann muss es wichtig sein. Einige Piraten würden dafür bestimmt ein Vermögen bezahlen. Sie nahm es an sich, verpackte es in einer kleinen,wasserdichten Tüte und stopfte es sich schnell in ihren BH, dort war es vorerst am sichersten Aufgehoben, da sie keine Tasche dabei hatte.
Sie schlug den Rückweg ein. Zwei Abzweigungen nach links und eine nach rechts. Grade als sie die Steinerne Treppe hinaufstieg passierte es.
Die Sirenen ertönten, alle Soldaten waren in Alarmbereitschaft. Die Marine wollte um jeden Preis verhindern, dass dieses Dokument gestohlen wird, hatten es geheim gehalten. Dadurch dachten sie fälschlicher Weise, dass sie es nicht richtig bewachen mussten, was Xara ausgenutzt hatte. Sie beschleunigte ihr Tempo und fand schnell den Ausgang.
Sie warf einen letzten Blick zurück, beobachtete belustigt für einen Augenblick die Marinesoldaten, die auf sie zustürmten und dessen Panik sich in ihren Augen spiegelte, bevor sie sich wieder umdrehte und sprang. Die Finsternis verschluckte sie, eher die Soldaten weitere Einzelheiten erblicken konnten, oder auf die Idee kamen zu schießen.
"Ist die verrückt?" Fragte ein Soldat laut. "Sie wird an den Felsen zerschellen." Lachte ein anderer.
Keiner von ihnen konnte ahnen, dass sie alles lange geplant, und dazu noch einen Partner hatte. Kaum tauchte sie aus dem Kühlen nass auf, wurde Xara auch schon an Deck eines kleinen Fischerbootes gezogen.
"Perfektes Timing." Lachte das Mädchen und zog sich erstmals die Kapuze vom Kopf. Zum vorschreiben kam eine Junge 'Lady' wie Dean sie anfangs manchmal genannt hatte, rabenschwarzes Haar fiel ihr bis zur Brust. Eine Narbe zierte ihr Linkes grünes Auge.
"Hast du was du wolltest Xara?" Fragte ihr Begleiter, ein rothaariger Mann mir Augenklappe, der einen Kopf größer als sie war.
"Natürlich und jetzt lass uns schnell von hier verschwinden!" Zischte Xara und gab ihm einen kleinen Schubser.
Dean sah grinsend über seine Schulter und sah Xara nur fordernt an. Diese hielt besagtes Dokument Dean entgegen, der es sicher verstaute.
"Lass uns zur nächsten Insel zurück." Grinste er dann erneut und das Boot setzte Kurs auf Little Mountain.

Die Schwachen können sich nicht aussuchen wie sie sterben!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt