Kapitel 7

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Wie in Trance sah Xara auf die kleine Teleschnecke in Harutas Hand.
Was sollte sie tun? Zum überlegen blieb ihr nicht allzu viel Zeit, dass wusste sie. Die Piraten hatten etwas vor und Xara hätte keine realistische Chance gegen einen Kommandanten. Aber gegen zwei lagen ihre Chancen auf einen Erfolg bei null. Besser gesagt würde sie diese Dummheit mit ihrem Leben bezahlen.
Haruta schöpfte, soweit sie es einschätzen konnte, keinen Verdacht und das konnte sie zu ihrem Vorteil nutzen. Wenn sie die Kommandantin in einem günstigen Moment ausschaltete, konnte sie sich um die Rettung von Dean kümmern. Die Feuerfaust wusste nichts davon, dass Xara von der Entführung ihres Begleiters erfahren hatte, er war ahnungslos. Da müsste es für Xara doch möglich sein sich unbemerkt an dem hochrangigen Kommandanten vorbeizuschleichen.
Sie erhob ihren Blick und sah die kleine Kommandantin an, die grade ihre Rechnung bezahlte und vom Stuhl sprang. "Es war ein wirklich unterhaltsamer Abend Dean, doch ich muss mich verabschieden." Sagte die Kommandanten mit einem Lächeln ins Gesicht, welches die junge Frau gezwungenermaßen erwiderte. "Darf ich dich noch ein Stück begleiten?" Fragte die Verkleidete. Haruta stockte und schien zu überlegen. Xara hätte sogar schwören können, dass die braunhaarige für einen Moment rot um die Nase wurde, doch einen Augenblick später war davon nichts mehr zu sehen. "Klar, warum nicht? Gesellschaft schadet bekanntlich nie. Da kann ich dir auch direkt Ace vorstellen." Brachte die Kommandantin fröhlich und voller Elan hervor und zog Xara praktisch von dem Barhocker.

Eine ganze Weile war Dean schon wach. Seine Augen hatte er geschlossen, er verließ sich auf seine anderen Sinne. Ganz in der Nähe konnte er das Rauschen des Meeres wahrnehmen, der kalte und feuchte Sand unter ihm scheuerte unangenehm an seiner Haut. Er fröstelte, die Nächte waren kalt und der Wind machte es nicht besser. Er konnte spüren, dass in der Nähe jemand war, seine Aura war gewaltig. Der rothaarige war sich bewusst, dass es sich dabei um die Feuerfaust handeln musste und entschied sich dazu reglos zu bleiben. Alles andere hätte ihm vermutlich nur weitere Schmerzen in Form eines Verhörs eingebracht, in dem die Feuerfaust bestimmt nicht vor Gewalt zurückschreckte.
Seine Gedanken wanderten zu seiner Freundin und er hoffte inständig, dass es ihr gut ging. Er hoffte sie war so schlau und ließ ihn einfach zurück, er wollte nicht, dass sie sich wegen ihm in Gefahr brachte. Schließlich brauchten sie ihn lebend um Informationen zu erhalten, Xara hingegen würden sie einfach töten. Sie würden die schwarzhaarige nicht einmal anhören. Und selbst wenn sie es täten würden sie ihr keinen Glauben schenken.

Die grünäugige wusste, dass sie sich Richtung Strand begaben. Menschen waren immer weniger zu sehen, die Häuserreihen würden bald enden und sie würden den Strand erreichen. Da würde Xara ihren Plan in die Tat umsetzen.
Die kleine Kommandanten sah immer wieder zu ihrem Begleiter. Er war still geworden oder bildete sie sich das nur ein? Vielleicht war er auch nur in Gedanken... "Sag mal Dean, wo kommst du her?" Fing die braunhaarige ein Gespräch an. "Aus dem North Blue. Dort gibt es eine kleine Winterinsel namens Heavenspeak. Auch wenn ich bis heute nicht verstehe, wie diese Müllhalde den Namen verdient hat." Ein grinsen schlich dich über das Gesicht des einäugigen. "Wie war es denn so?" Fragte die Kommandanten weiter. "Nun ja, es war... Hart. Die Tage waren eiskalt, die Nächte kann man schon als tödlich bezeichnen. Es war Alltag, dass am Morgen irgendwo eine Person gefunden wurde, die in der Nacht erfroren war. Es war ein ständiger Kampf mit der Ungewissheit ob man den nächsten morgen noch erlebt. Meine Familie starb, einer nach dem anderen, meine kleine Schwester starb eine Woche, bevor ich mit ihr die Insel verlassen wollte, an einer Krankheit. Ich hatte nicht das Geld um ihr die benötigten Medikamente zu kaufen." Schweigen. Das Rauschen des Meeres und das knirschen des Sandes unter ihren Füßen war das einzige, was durch die Nacht hallte.
Xara war sich selber nicht ganz klar, warum sie der Kommandantin, ihrer Feindin, das verraten hatte. Vielleicht weil es irrelevant war, all das war Vergangenheit und nicht mehr von Belangen. Das was zählte war die Gegenwart und die Zukunft, die sie mit ihrem Begleiter und Sandkasten Freund verbringen wollte.
Unauffällig sah sie sich um, konnte niemanden entdecken. Sie rückte immer näher an Haruta, welche es nicht zu stören schien. Ein letztes Mal sah sie auf die kleinere Kommandanten herab, dann nahm sie ihren Dolch und schlug Haruta mit dem Knauf. Bewusstlos fiel die Kommandantin in den feuchten Sand und regte sich nicht.
Als sie sich versichert hatte, dass sie nicht bei Bewusstsein war, zog Xara ihre Mütze zurecht. Ihre Verkleidung würde sie noch anbehalten.
Die Feuerfaust dürfte nicht allzu schwer zu finden sein, seine Aura war mächtig, wenn er in der Nähe war würde Xara es spüren.

Deans Herz begann immer schneller zu schlagen, als er ihre Aura spürte. Wut kroch in ihm hoch wie die Kälte die ihn umgab. Seine Zähne biss er aufeinander, seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und rammte sich somit seine Fingernägel in die Haut.
Warum war sie hier? Das war alles seine Schuld! Hätte er sich bloß nicht erwischen lassen!
Er wünschte sich inständig, dass seine Freundin verschwinden würde. Die Feuerfaust war in der Nähe, es war zu gefährlich!

Die Augenklappe von Dean hatte Xara abgenommen und dafür ihre Brille aufgesetzt. Sie war an sich nichts besonderes, doch Kontaktlinsen waren auf Dauer nervig.
Ihr Herz raste. Angstschweiß rann ihren Rücken herab. Die Aura der Feuerfaust war gewaltiger, als sie es für möglich gehalten hatte, und dabei war er noch ein ganzes Stück von ihr entfernt. Sie schluckte den Klos in ihrem Hals hinunter und verbarg sich im Schatten der Palmen. Ihr ganzer Körper zitterte unaufhörlich, ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. 
Als sie aus ihrer Deckung trat, hielt sie die Luft unbewusst an. Leise wie eine Katze schlich sie in die Richtung, aus der die Aura zu spüren war. Ihr Instinkt sträubte sich dagegen, so wie jede einzelne Faser ihres Körpers. Doch sie musste es tun um ihren Freund zu retten. Und so unterdrückte sie das Verlangen einfach wegzulaufen wie ein verängstigtes Junges.
Plötzlich nahm sie eine Regung war. Sofort verharrte sie an Ort und Stelle, starrte auf das etwas, einige Meter vor ihr. Ihr Herz schlug so schnell, dass Xara befürchtete es würde zerbersten.
Als sich nach einiger Zeit nichts tat wagte sie sich weiter voran. Hinter einigen Palmen suchte die Meisterdiebin nach Schutz. Sie spähte auf den Strand, der durch das Licht des Mondes schwach beleuchtet wurde. Jeden Punkt suchte sie ab.
Als sie ihn sah spannte sie ungewollt ihre Muskeln an.

Die Schwachen können sich nicht aussuchen wie sie sterben!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt