Kapitel 2: Gewöhnungsbedürftig

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Michael:

Nun saß ich da also auf meinem Bett in ‚meinem' neuen Zimmer. Ziemlich ungewohnt, wenn man nicht mehr in seinen eigenen vier Wänden lebt und stattdessen sein Zimmer mit jemanden teilen wird, der demnächst dein Stiefbruder bzw. Stiefschwester sein wird. In meinem Fall ist es eher ersteres. Naja, was soll jetzt nun groß daran ändern?
Genau. Gar nichts. Ich blickte die ganze Zeit auf meine Füße bis ich schließlich meinen Kopf hob, wieder aufstand und mich herum sah. Das Zimmer war in einem ziemlich hellen Blauton gehalten und an den Wänden hingen Poster von Bands wie All Time Low, Green Day, Nirvana, Good Charlotte, Foo Fighters und vielen anderen Bands. Ich reagierte darauf sichtlich verwundert. Dass Calum auch denselben Musikgeschmack hat wie ich, war mir bis jetzt eigentlich nicht klar, aber ich schätze einmal, dass das die einzige Sache war, die wir beide eigentlich wirklich gemeinsam haben und sonst nichts.
Ich war auch nicht gerade der Typ, der gerne raucht und ich das auch nicht tun werde. Der Grund vorhin war eigentlich, dass ich Calum nicht an seine Mom verpfeife, da sie ja nicht weiß, dass er raucht. Gut, ich hab ihn vielleicht bestochen damit, aber sonst bin ich eigentlich nicht der Typ Junge der raucht, nur weil er der momentanen Situation nicht klar kommt, ich heiße schließlich nicht Calum Hood.
In diesem Moment hörte ich ein Klicken, das von der Zimmertür kam. Automatisch drehte ich mich um. Obwohl ich eigentlich Calum erwartet hätte, stand dort stattdessen seine Schwester Mali. „Hey Mikey, hättest du vielleicht Lust, mit mir in die Stadt zu fahren, damit du dich etwas von dieser ganzen Situation ablenkst? Ich lade dich danach sogar auf eine Pizza beim Italiener, wenn möchtest", fragte sie. „Sehr nett von dir Mali, wirklich, aber ich werde hier bleiben und versuchen, mit der Situation klar zu kommen, aber vielleicht komm ich mal auf die Einladung wieder zurück", antwortete ich.
Mali blickte mich erstaunt an. „Na gut, wenn du meinst... Ach ja, du solltest in Zukunft nicht so viel mit meinem Bruder abhängen... Du nimmst ja schon direkt seinen Geruch an...", meinte sie. Ich roch an meiner Kleidung. Verdammt, sie hatte recht. „Naja, dann bis später Mikey", sagte Mali und verschwand aus dem Raum. Automatisch blickte ich mich im Zimmer um und suchte nach einem Kleiderschrank, der im Entferntesten so aussah wie der, der bei mir einmal zuhause stand. Als ich diesen schließlich auch fand, holte ich mir aus dem Schrank die ersten Klamotten, die ich fand.
Ein grün-schwarz kariertes Flanellhemd, schwarze Röhrenjeans, logischerweise auch frische Boxershorts und die Sneakers, die ich bereits schon anhatte. Als ich aus dem Zimmer heraustrat, suchte ich nach dem Badezimmer und fand es dann auch zwei Zimmer weiter, ging hinein, machte hinter mir die Tür zu und sperrte sie direkt zu. Danach schmiss ich meine alten Klamotten direkt in den Wäschekorb, legte die frischen Klamotten beiseite und stieg ich auch schon in die Dusche hinein.
Nachdem ich mich geduscht, abgetrocknet und ein Handtuch um meine Hüften gelegt hatte, föhnte ich meine Haare so schnell wie möglich trocken. Nachdem das alles erledigt war und ich meine frischen Klamotten endlich angezogen hatte, entsperrte ich auch schon die Badezimmertür. Als ich gerade hinauskam, kam Calum genau in diesem Moment die Treppe hinauf gestürmt in einem ziemlich schnellen Tempo.
Ich schloss die Tür hinter mir, lehnte mich an diese, blickte aber jedoch Calum ziemlich verdutzt an. Vor wem oder was rennt er bitte davon? Als er mich angelehnt an der Tür stehen sah, blieb er am letzten Treppenansatz stehen, legte den Kopf schräg, starrte mich irritiert an und bevor ich überhaupt meinen Moment öffnen konnte, fragte er: „Was lehnst du dich bitte da so dämlich an die Tür des Badezimmers? Denkst wohl, dass du so lässiger wirkst als ich wenn ich die Treppe hinauf komme oder wie sollte ich das verstehen?"
Ich schnaubte. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob ich ihn leiden könnte, doch dann kommen genau solche Momente wie diese, bei denen ich frage, was eigentlich mit diesem Typen los ist. „Für dich ist wohl jeder Typ, den du nicht leiden kannst, unausstehlich und selbstverliebt oder wie sollte ich das jetzt verstehen?", fragte ich ihn genervt.
Calum blickte mich zuerst ziemlich ernst an, doch dann bildete sich ein komisches Grinsen auf seinem Mund und er antwortete: „Und klug bist du auch, na das freut mich ja." „Ich hasse dich Michael", fügte Calum schließlich hinzu. „Das ist mir mittlerweile schon ziemlich klargeworden und du verheimlichst deiner Mom, das du rauchst", entgegnete ich ihm. „Pah, das tut jetzt nichts zur Sache", meinte er darauf.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich frage mich echt, was mein Dad in deiner Mom sieht", sagte ich. „Genau dasselbe frag ich mich auch umgekehrt", antwortete Calum. „Vielleicht tust du das, aber ich werde mich sicher nicht daran gewöhnen, mit dir unter einem Dach zu leben", erklärte ich ihm. „Als ob du das je tun würdest... Ich nämlich auch nicht!", schrie er mich schon fast an. „Wow, dann sind wir uns anscheinend wohl einig geworden oder wie sollt ich das jetzt verstehen?", fragte ich in einem ziemlich lauten Tonfall.
Calum verdrehte die Augen. „Sieht wohl so aus", entgegnete er, jedoch konnte ich den sarkastischen Tonfall aus seiner Stimme heraushören. „Und du rauchst nur deswegen, weil du mit der momentanen Situation nicht klarkommst!", rief ich. „Ach komm schon, dafür kennst du mich zu wenig", entgegnete Calum. „Kann dir doch egal sein", meinte ich. „Wie soll ich es mit so einem Arsch wie dir in diesem Haus aushalten?", fragte er mich lauthals. „Das frag ich mich auch gerade in diesem Moment!", rief ich und schnaubte noch mehr als vorhin.
In diesem Augenblick hörten wir Schritte von unten. Calum entfernte sich automatisch vom Treppenansatz und stellte sich aus irgendeinem Grund direkt neben mir an die Badezimmertür und presste sich direkt an diese und sog den rauchig-stinkenden Geruch seiner Kleidung direkt in meine Nase und versuchte, in diesem Moment nicht zu würgen.
Dann kam auch schon mein Dad und Calums Mom direkt die Treppe hinauf, die ziemlich besorgt wirkten. „Alles in Ordnung mit euch beiden? Wir haben euch vorhin streiten gehört... Seid ihr euch sicher, dass ihr beide mit dieser gesamten Situation klarkommen werdet?", fragte uns mein Dad. „Wir werden schon irgendwie damit klarkommen Dad, du brauchst dir keine Sorgen zu machen", log ich. „Und du brauchst dir auch keine Sorgen zu machen Mom... Wir kommen damit klar", sagte Calum und ich konnte auch seiner Stimme die Lüge hinaus hören. „Na gut, wenn ihr meint, wir sind unten, wenn ihr uns braucht", sagte Calums Mom und die beiden gingen daraufhin auch schon wieder die Treppe hinunter. Darauf entfernte sich Calum schließlich wieder von der Tür und auch von mir, drehte sich um und sagte: „Das ist noch lange nicht vorbei, nur damit du es weißt Michael." Darauf drehte er sich um und ging auch schon in sein Zimmer hinein, das er in Zukunft mit mir teilen musste.

𝐒𝐭𝐞𝐩𝐛𝐫𝐨𝐭𝐡𝐞𝐫?!(𝐌𝐚𝐥𝐮𝐦 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt