Michael:
Was erlaubten sich die beiden bitte? Mich einfach so anzusprechen und dann noch mir zu befehlen, was ich tun soll. Ich mein, wo sind wir denn? Ich verstehe das einfach nicht. So schnell wie nur möglich lief ich zu der Klasse, in der Geschichte hatten und hoffte inständig, dass die beiden Streber nicht auf die Idee kamen, mit mir ein Verhör zu führen, denn auf so etwas hatte ich in diesem Moment überhaupt keine Lust.
Stattdessen aber jedoch fing mich Calum noch vor der Klasse ab und ich blieb automatisch vor ihm stehen und wusste nicht, wie ich jetzt eigentlich reagieren sollte. Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, sagte Calum: „Hör mal, ich hab ehrlich gesagt ziemlich wenig Lust mit dir übermorgen bei dem Ausflug mit dir in einer Gruppe zu sein und ich glaube, dir geht es sicher auch so... Deswegen machen wir denn Deal, dass wir uns einfach, während des gesamten Ausfluges nicht zu sehr gegenseitig auf die Nerven gehen.
Du weißt schon, was ich damit meine, oder?" Ich zog in diesem Augenblick eine Augenbraue hoch und antwortete: „Hör mal, mit deiner Mom und meinem Dad können wir das vielleicht anstellen, aber das können wir sicher nicht gegenüber deines dämlichen Streber-Freund und seiner Streber-Tusse, die merken das ja sowieso sofort." „Woher willst du wissen, ob sie das tun würden?", fragte er mich.
Ich seufzte. „Sie sind Streber, ich glaube, ich brauche nichts darauf hinzu zu fügen", meinte ich. „Genau darauf will ich ja auch hinaus", entgegnete Calum. „Sag mal, hast du heute Morgen dein Hirn zuhause gelassen, denn das ist einfach die dämlichste Idee, die ich je in meinem Leben gehört habe", sagte ich zu ihm. „Dumm oder nicht, wir werden es durchziehen", meinte Calum. „Ich werde sicher nicht mitmachen", antwortete ich. „Ich will mich nicht wie jemand benehmen, der ich nicht bin, deswegen werde ich mich so benehmen, wie ich immer bin und damit hat es sich auch schon erledigt", fügte ich entgegnend hinzu. „Na schön, dann lassen wir das, wenn es dich wirklich so stört", sagte er.
Ich ging ein Stück zurück, betrachtete ihn kurz, schüttelte meinen Kopf, sagte aber jedoch nichts drauf, ging an ihm vorbei und setzte mich dort auf meinen Platz, den ich wie üblich auf der linken Seite der Klasse in der vorletzten Seite belegt hatte.
Nacheinander kamen auch schon die meisten in die Klasse hinein. Zuerst ein paar ziemlich unbekannte Gesichter und dann kamen auch schon Luke und Cassie händchenhaltend in die Klasse hinein geschlendert, dicht gefolgt von Calum und dann war die Klasse auch inzwischen voll und es läutete auch schon zum Anfang der Stunde. Nach etwa zehn Minuten kam unser Geschichtsprofessor Mr. Myers hinein und begann auch schon mit seinem Unterricht, der sich ziemlich in die Länge zog.
Wie jeder Unterricht eigentlich heute an diesem Tag... Zumindest bildete ich mir das so ein. Nachdem es schließlich zum Ende der letzten Stunde klingelte, flitzten alle nacheinander aus der Klasse hinaus, inklusive mir. Ich lief noch schnell zu meinem Spind, um die Sachen für die letzte Stunde direkt darin zu verstauen, schmiss diesen zu, drehte mich um und verließ mit großen Schritten und einem ziemlich hohen Schritttempo die Schule und ging direkt nach Hause.
Als ob ich es nicht richtig erraten hätte, stand Calum gerade vor der Haustür und war gerade damit beschäftigt, diese aufzusperren. Als er diese auch schon aufgesperrt hatte, ging ich mit schnellen Schritten direkt auf die Haustür zu und ohne, dass er es merkte, drängte ich mich hinter ihm direkt ins Haus hinein.
Dabei wurde mir auch die Sache bewusst, über die ich heute in der ersten Stunde ewig nachgedacht hatte und entschied mich sofort, dass ich es womöglich irgendwann gestehen sollte, egal wen. Also legte ich meinen Rucksack beiseite im Wohnzimmer und ging in schnellem Schritttempo Richtung Küche.
Es befanden sich genau die richtigen Personen in dem Raum, denen ich es mitteilen wollte. Ich räusperte mich kurz, ehe mein Dad, Calums Mom, Mali und Calum gerade in Küche hineinkam. „Ich habe euch etwas Wichtiges zu sagen", sagte ich. Sie sahen sich gegenseitig an, reagierten aber nicht wirklich darauf. „Das, weiß ich euch sage, wird euch womöglich erschrecken, aber ich finde, es wird langsam Zeit, dass vor allem du Dad, meine zukünftige Stiefschwester und -mutter und auch Stiefbruder das erfahren...
Es fällt mir nicht gerade leicht es zu sagen, aber ich bin sch....", versuchte ich zu sagen, hatte jedoch einen Kloß genau in diesem Moment im Hals, schluckte diesen schnell runter und wiederholte dann nochmals: „Ich bin schwul." Während mein Dad, Calums Mom und seine Schwester darüber sich nicht wirklich aufregten, nahm ich an, dass damit klarkamen, was ich ihnen gerade mitgeteilt hatte.
Während Calum zunächst seine Mom, meinen Dad, seine Schwester und dann schließlich mich ansah und danach auch schon aus dem Raum stürmte. Als ob ich das nicht gleich gewusst hätte. Typisch Calum Hood.Calum:
Als Michael uns gestanden hatte, dass er, naja, vom anderen Ufer ist, wusste ich zunächst nicht, wie ich ehrlich gesagt reagieren sollte, also blickte zunächst zwischen meiner Mom, Michaels Dad und meiner Schwester hin und her, deren Blick anscheinend verriet, dass sie überhaupt nichts dagegen hätten, dass er so ist, wie er jetzt ist.
Ich ging jede einzelne Möglichkeit durch, die ich jetzt machen könnte und entschied mich ganz einfach spontan, aufzustehen und aus dem Raum zu stürmen, was ich eigentlich immer Tat, wenn passiert ist, was mir überhaupt nicht passte. Automatisch lief ich zu meinem Rucksack und holte die Zigarettenpackung hinaus, nahm mir eine der Zigaretten, holte mir das Feuerzeug danach schließlich auch hinaus und stopfte die Packung so schnell wie nur möglich wieder in meinen Rucksack zurück und lief direkt vor die Haustür hinaus, wo auf dem Fensterbrett wie immer der Aschenbecher stand.
Ich zündete die Zigarette an, steckte das Feuerzeug in meine Hosentasche ein und machte auch schon einen kräftigen Zug an der Zigarette und lehnte mich darauf auch schon an die Mauer des Hauses, machte hin und wieder nacheinander einen Zug und träufelte dann die Glut wiederum in den Aschenbecher hinein.
Langsam verstand ich mein Leben nicht mehr. Es sind vielleicht nicht einmal zwei Tage vergangen und er gesteht erst jetzt, dass er seit einem Jahr nicht hetero ist. Das hätte ihm auch letztes Jahr bereits schon einfallen können. Ich mein, wie dämlich ist das denn bitte? Ernsthaft. In was für einer Welt macht ein Mensch eigentlich sowas? Ich mein, nicht das ich etwas dagegen hätte, dass er so ist wie er ist, aber es hat mich einfach nur zu sehr überrascht. Womöglich würde er sicher vor mir einen Kerl abkriegen, ehe ich überhaupt einen abkriegen werde.
Jetzt habe ich mich gerade selbst in diesem Augenblick verraten. Das mag zwar in gewisser Weise nicht stimmen, doch in mancher Hinsicht habe ich das Gefühl, als ob ich nicht wirklich auf Mädchen stehen würde. Aber selbst wenn ich das nicht tun würde, würde ich mir jetzt nicht eine anrauchen.
In diesem Moment zerdrückte ich die Zigarette im Aschenbecher, drehte mich um, streckte meine Arm aus, so als ob ich das Haus wegschieben würde, blickte aber jedoch nicht die Wand an und seufzte. Was passiert hier gerade? Das bin nicht ich. Das kann ich nicht sein, nein, nein, nein.
Egal, wie oft ich es mir auch eingestand, letztendlich glaube ich, würde es damit enden, dass ich mir aufgebe und zugebe, dass ich auch, naja, wie soll ich es erklären? Das ich genauso wie Michael bin. Mit den Worten eines Schulrüpels ausgedrückt, sagte ich zu mir selbst: Du bist eine Schwuchtel. Dann sagte mein inneres Ich wiederum: Nein, das bin ich nicht.
Der innere Kampf ging immer so weiter und weiter und weiter, bis ich mich wieder umdrehte, mich mit dem Rücken wieder gegen die Wand des Hauses lehnte, in den Himmel sah und dann zu mir selbst sagte: Das wird Michael ja freuen, wenn er das erfährt. Genau das wollte ich nicht, dass er es weiß. Auf keinen Fall werde ich ihm das sagen oder irgendjemanden sonst. Nicht einmal Luke.
Ich werde schweigen wie ein Grab. Vielleicht habe ich es mir gerade selbst zugegeben, doch ich werde es sicher nicht irgendjemand anderen zugeben. Auf keinen Fall. Nein, nein, nein. Ich drückte mich von der Wand weg, lief ins Haus hinein, ging zu meinem Rucksack, holte die Zigarettenpackung hinaus und wusste auch schon, was ich mit dieser machen würde... Nämlich vernichten. Ich will einfach nicht mehr so leben, wie ich das jetzt tue.
Das gehört einfach nicht zu meinem Leben zu. Vielleicht muss ich mir in Zukunft eine andere Sache aussuchen, um so meinen Frust hinaus zu lassen, aber sicher nicht mit Rauchen. Auf keinen Fall. Ich lief schließlich wieder aus dem Haus, suchte nach einem Mülleimer und ich weiß, vielleicht ist das wohl das dämlichste, was ich meinem Leben bisher getan habe, doch ich nahm die Zigarettenpackung, schmiss diese in den Mülleimer, zündete diese daraufhin an und warf das Feuerzeug direkt hinterher.
Verdammt, das war wirklich dämlich von dir Calum. Naja, scheiß drauf. In diesem Moment kam Luke des Weges und bemerkte auch schon, was ich da gerade praktiziert habe. „Ähm, was soll das Cal?", fragte er mich verdutzt. „Ich gebe das Rauchen auf", antwortete ich. Luke lachte darauf, ich jedoch sah ihn mit einem strengen Blick an, ehe aufhörte zu lachen und sagte: „Ach so, du meint das etwa ernst?" Ich nickte.
Darauf blickte Luke ins Feuer und meinte: „Indem du sämtliche Zigarettenpackungen in einen Mülleimer wirfst, das Feuerzeug hinwirfst und damit dann automatisch anzündest? Nicht gerade deine beste Idee, aber wenigstens ein Anfang." Ich sagte ihm nicht, wieso ich das tat. Das soll mein behütetes Geheimnis bleiben, denn ich will nicht, dass erfährt, dass ich nicht der bin, der ich eigentlich bin und hoffe, dass er nicht so schnell dahinter kommt.
DU LIEST GERADE
𝐒𝐭𝐞𝐩𝐛𝐫𝐨𝐭𝐡𝐞𝐫?!(𝐌𝐚𝐥𝐮𝐦 𝐅𝐅)
FanfictionCalums Leben ist nicht gerade das, was man als perfekt bezeichnen könnte. Doch als ihm seine Mom erzählt, dass sie wieder heiraten möchte nach der Scheidung, ist er alles andere als begeistert. Vor allem deswegen, weil der wohl selbstverliebteste...