Kapitel 4: Wie gegen eine Wand

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Michael:

Wieso hab ich mich gemeldet? Warum ich einfach nicht meine Klappe gehalten und Luke stattdessen hinaufgehen lassen? Oh Mann, ich bin einfach so dämlich, ich mein, was ist verdammt nochmal mit mir los? Wohl oder übel musste ich also jetzt zu ihm hinaufgehen. Als ging ich, so langsam wie nur möglich, die Treppe hinauf und als ich kurz davor war, auf die letzte Stufe zu steigen, zögerte ich.
Ich versuchte mir auszumalen, was für Wörter er mir an den Kopf werfen würde, schließlich hasst Calum mich ja wie die Pest und obwohl ich ihm den ganzen Tag bereits schon vermiest hatte, musste ich ehrlich gestehen, dass ich diesen Tag für ihn nicht noch mehr schlechter machen wollte, um ehrlich zu sein.
Dennoch stieg ich die letzte Stufe hinauf, blieb aber dennoch für einen kurzen Moment am Treppenabsatz stehen, atmete nochmal tief und aus, ging zu seinem Zimmer und wollte die Tür aufmachen, merkte aber jedoch bald, dass Calum diese von innen zugesperrt hatte. Ich seufzte und klopfte an die Tür. „Calum, verdammt mach die Tür auf!", rief ich lauthals aus mir heraus.
Für eine halbe Ewigkeit meldete er sich bis er auf einmal zurückrief: „Als ob ich dir aufmachen werde! Du willst mir jetzt sowieso nur ausreden, dass das alles ziemlich von mir war und ich dafür in der Hölle schmorre oder hab ich unrecht?" Ich seufzte. „Als ob", entgegnete ich. „Mach mir jetzt bitte die Tür auf, damit ich mit dir persönlich reden kann und nicht mit der Tür!", fügte ich laut genervt hinzu. „Sicher nicht und wieso denn auch?", fragte Calum. „Ich will nur ein ganz normales Gespräch mit dir führen und keine Streiterei anzetteln", versuchte ich in einem etwas ruhigerem Ton zu sagen.
Ich hörte in ihn diesem Augenblick tief ein und ausatmen bis Calum schließlich sagte: „Wie soll das gehen? Bei uns endet sowieso alles, was wir ganz normal als Gespräch anfangen, als Streiterei, die womöglich dann in eine Schlägerei übergeht." „Ja, weil du zu stur bis Calum", meinte ich. „Ich und stur? Und was ist mit dir? Du bist wohl die eitelste Person, die ich je in meinem Leben getroffen habe!", schrie Calum zurück.
Genervt seufzte ich. „Lass mal mich dabei bei raus und rede nicht so, als ob du es nicht wissen würdest... Bitte, sperr jetzt diese verdammte Tür auf, lass mich rein und mit dir ein ganz normales Gespräch führen und versuchen, nicht anzufangen zu streiten, okay?", meinte ich. Lange Zeit kam nichts von ihm, bis ich schließlich von innen den sich drehenden Schlüssel im Schloss hörte und danach ein leises Klickgeräusch ertönte und sich darauf auch schon die Tür langsam öffnete.
Ein nicht gerade gut gelaunter Calum blickte mir ins Gesicht und ohne etwas zu sagen, ging ich direkt an ihm vorbei und blieb ziemlich unschlüssig an der Tür stehen. Calum steuerte direkt auf sein Bett und setzte sich auch schon hin. Er merkte anscheinend, dass ich mich nicht hingesetzt hatte, drehte sich in meine Richtung und sagte: „Setz dich hin oder willst du für immer so unschlüssig vor der Tür stehen?"
Ich schüttelte den Kopf und setzte mich in einem ziemlich großen Abstand neben ihm auf sein Bett. „Dich nimmt das wohl ziemlich mit, hm?", fragte ich, um das Gespräch irgendwie anzufangen. „Na was glaubst denn du? Ich mein, das hätten die beiden ja schon längst vor einem Jahr sagen können, dass sie heiraten und nicht erst jetzt, wo das alles eh nix mehr nutzt...", meinte er. „Und was ist mit dir bitte Michael? Bei dir müsste es sicher nicht anders oder liege ich etwa falsch?", fügte Calum fragend hinzu.
Ich seufzte. „Verdammt ja Calum. Ich mein, ich hatte schon immer ein ziemlich schlechten Draht zu meinem Dad, aber dass er mir nicht wenigstens schon letztes Jahr gesagt hat, dass er nächsten Monat deine Mom heiraten wird, hätte er mir wenigstens auch verdammt nochmal sagen können", antwortete ich. Hilfesuchend blickte ich mich um. „Was ist denn schon wieder los?", fragte mich Calum. „Ich brauche irgendwas zum reinschlagen, damit ich mich irgendwie abreagieren kann", antwortete ich.
Calum blickte mich verdutzt an. „Dann schlag doch einfach in das Kissen, wenn es dir gut tut", sagte er. Ohne etwas zu sagen, nahm ich sein Kissen, machte einen kräftigen Schlag hinein und legte es danach wieder zurück und fühlte mich dafür um einiges besser. „Du schlägst einfach nur in ein Kissen und dann geht's dir auf einmal besser? Was ist denn bitte mit dir los?", fragte Calum mich.
Ich nickte. „So kann ich mich besser abreagieren, genauso wie du mit Tatsache, dass du gelegentlich rauchst", antwortete ich. Darauf machte er große Augen. „Das mach ich nur, wenn mir irgendetwas verdammt nervt auf den Zeiger geht und mich einfach nur nervt. Das ist nicht dasselbe!", entgegnete Calum. „Ach komm schon, ich kenn dich zwar nicht so gut, aber deine Schwester...", wollte ich sagen, doch dann unterbrach mich Calum. „Ach hör doch nicht auf meine dämliche Schwester, die erzählt sowieso nur Unsinn. Das stimmt alles nicht, was sie dir erzählt hat!", rief er.
Erstaunt blickte ich ihn an. „Sie hat mir wirklich jede Einzelheit erzählt. Egal ob von der Trennung eurer Eltern, die Trennung deiner ersten Freundin, deine erste schlechte Note in der Oberstufe, das erste Date von deiner Mom und meinem Dad und nicht zu vergessen die baldige Hochzeit von den beiden. Also streite das bitte nicht alles ab, denn das stimmt alles", sagte ich. „Ist doch egal, was sie gesagt hat, dass stimmt alles nicht. Ich hab nur deswegen angefangen zu rauchen, weil mir meine Eltern nicht gesagt haben, dass sie sich voneinander getrennt haben, meine Ex hat sich hinter mir mit anderen Typen getroffen und deswegen hab ich dann schließlich geraucht, meine schlechten Noten haben damit überhaupt nichts damit zu tun, denn das erst nach der sechsten oder keine Ahnung wie vielten schlechten Note.
Die Tatsache, dass sich dein Dad und meine Mom treffen, macht mich bis jetzt immer noch wahnsinnig und die bleib mir ja mit dieser verdammt Hochzeit vom Leib, das regt mich noch mehr auf, als die Sache, dass sich die beiden treffen", erklärte er mir.
Ich seufzte. „Ist doch fast dasselbe", meinte ich. „Fast dasselbe? Nicht im Entferntesten Michael. Jetzt check es doch endlich. Wir werden uns noch schneller in die Haare kriegen, als du glaubst!", entgegnete er und als er diese Worte sagte, wusste ich nicht mehr, wie ich eigentlich auf das alles überhaupt reagieren sollte.

Calum:

Ich konnte es gar nicht fassen. Michael lässt sich etwas von meiner Schwester einreden? Ich mein wie dämlich ist das denn bitte? Wie kann denn überhaupt jemand auf Mali hören? Schließlich sind die einzigen, die Mali etwas glauben, meine Mom, seit neuestem Michael und was mit seinem Dad ist, wage ich gar nicht daran zu denken.
Ich sagte in diesem Moment kein einziges Wort und ich wusste, wenn ich jetzt etwas sagen würde, würde das sicher nicht sehr schön enden. Besser gesagt ziemlich schlimm, aber daran wollte ich in diesem Augenblick überhaupt nicht denken. Das einzige, was ich jetzt möchte, ist, sein Gesicht nicht mehr anstarren zu müssen, doch die Worte trauten sich einfach nicht aus meinem Mund heraus.
Michael bemerkte sofort, dass etwas mit mir nicht stimmt und fragte: „Alles in Ordnung mit dir?" „Mit mir ist alles soweit so gut, aber bitte sprich mich jetzt bitte nicht mehr an", antwortete ich leicht genervt. „Boah Calum, was ist mit dir bitte los?", fragte Michael mich. „Was mit mir los ist? Du willst einfach nur nicht Tatsachen glauben und glaubst stattdessen meiner dämlichen Schwester, die sowieso nur in den geringsten Fällen die Wahrheit sagt!", antwortete ich.
In diesem Augenblick vergrößerten sich Michaels Augen. „Sie hat es mir nur erzählt. Ich hab aber nichts darauf gesagt, was sie mir gesagt hat, ehrlich", meinte Michael. Ich legte meinen Kopf schief. „Lüg. Mich. Bitte. Nicht. An", sagte ich. „Das tue ich nicht. Ich schwöre", antwortete er. „Gut, wenn das wirklich stimmt, dann möchte ich jetzt wissen, wie es jetzt eigentlich zwischen uns weitergehen sollte", sagte ich. „Das haben wir uns glaub ich schon mal ausgemacht, oder etwa nicht?", fragte Michael verwirrt.
Ich blickte ihn überrascht an. „Ach und was genau?", fragte ich. „Na das wir in der Gegenwart unserer Eltern so tun, als ob da kein Hass zwischen uns wäre oder hast du das etwa vergessen?", antwortete Michael fragend. Jetzt erst begann ich langsam zu begreifen. „Ach so, das meinst du... Dann sollten wir auch noch hinzufügen, dass wir ihnen das mit der Hochzeit schon längst vergessen hätten und wir uns freuen für die beiden, dass sie zusammengefunden haben", erklärte ich.
Michael blickte mich überrascht an. „Das bemerken die beiden sicher sofort, naja zumindest vielleicht mein Dad, aber was mit deiner Mom ist, da bin ich mir nicht so sicher", sagte er. „Boah Michael, wir können es ja wenigstens irgendwie versuchen", entgegnete ich. „Okay, jetzt beruhig dich doch mal, wir werden das versuchen", versuchte Michael mich zu beruhigen. Ich seufzte. „Na gut, dann hätten wir das irgendwie geklärt", sagte ich. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zu meinem Zimmer und meine Schwester trat auf einmal in den Raum.
Wir blickten sie verwirrt an. „Ähm, ich soll euch von Mom sagen, dass es bald Abendessen gibt, also beeilt euch", sagte sie und drehte sich dann auf den Zehenspitzen um. Wir wechselten miteinander Blicke standen aber danach schließlich auf, verließen das Zimmer und gingen die Treppe direkt hinunter in die Küche, wo bereits alles zum Abendessen gedeckt war. Meine Mom stand am Herd, während Michaels Dad Zeitung las und sich meine Schwester direkt auf ihren Platz am Esstisch setzte.
Michael und ich setzten uns direkt neben Mali und im selben Moment drehte sich meine Mom um und gab jedem eine Portion Spaghetti auf den Teil und danach folgte die Tomatensauce. „Und, habt ihr beiden alles klären können?", fragte meine Mom. „Ja klar Mom, es ist alles gut verlaufen. Alles perfekt. Michael und ich vertragen uns und wir verzeihen euch die Sache wegen der Hochzeit, stimmt es Mikey?", antwortete ich und wunderte ich mich, wieso ich auf einmal Michael mit seinem Spitznamen genannt hatte.
„Ähm, ja zwischen uns läuft alles wie am Schnürchen und wir verzeihen euch die Sache mit der Hochzeit, dass ihr es uns nicht rechtzeitig sagen konntet", meinte Michael leicht verwirrt. Mali verdrehte nur die Augen, während meine Mom nur lächelte, Michaels Dad von der Zeitung hervor lugte und auch zumindest ein leichtes Lächeln zusammenbrachte. Ich hoffte nur in diesem Moment, dass das Zusammenleben mit Michael und seinem Dad wirklich so gut verlaufen würde, wie ich es mir erhoffe.


𝐒𝐭𝐞𝐩𝐛𝐫𝐨𝐭𝐡𝐞𝐫?!(𝐌𝐚𝐥𝐮𝐦 𝐅𝐅)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt