Calum:
Schweigend standen wir nun da und sahen in das Feuer. Keiner von uns sagte in diesem Moment ein Wort und wir rührten uns nicht mal ein Stückchen weg. Es schon fast zu gruselig. Ich mein, wir sahen nur in das brennende Feuer, bewegten uns nicht einmal vom Fleck und nicht zu vergessen, wir sagten nicht einmal ein einziges Wort und ich wusste nicht, ob das was Gutes oder Schlechtes war in diesem Augenblick dieser Tatsache.
Das einzige, was man jetzt in eigentlich hören konnte, waren unsere Herzen, die im selben Tempo und Rhythmus schlugen und atmeten dabei immer wieder langsam ein und wieder aus. Ich fand es eigentlich jetzt doch ziemlich beruhigend, wo niemand von uns überhaupt etwas sagte, also sozusagen die perfekte Konversation, die sich ein Mensch überhaupt wünschen könnte.
Einfach nur da zu stehen, ins Feuer schauen, sich nicht vom Fleck zu bewegen und einfach nichts zu sagen. Zu perfekt, müsste man sagen, sagte in diesem Augenblick mein inneres Ich zu mir. Naja, wenn man das so glauben mag. Es war wirklich ein perfekter Moment, bis ich merkte, wie Luke sich in meine Richtung drehte, ich mich jedoch nicht in seine.
Ich blieb stattdessen immer noch so stehen und starrte weiter in Feuer. Wahrscheinlich wollte er jetzt wissen, wieso ich das jetzt tue. Das werde ich ihm sicher nicht sagen. Er würde mich nur für verrückt erklären und sich denken, was eigentlich in mich gefahren ist. Zumindest würde ich das glauben.
Jedoch gab ich mich auch schon geschlagen und drehte mich in seine Richtung. „Was ist denn los Luke?", fragte ich ihn schon fast genervt. „Hast du eigentlich einen Grund wieso du hier draußen bist?", stellte er mir als Gegenfrage. Okay, immerhin fragte Luke mich nicht die andere Sache, die ich so sehr fürchte.
Ich schluckte. „Naja, es ist so. Ich bin eigentlich ganz normal heimgekommen, bin in die Küche gegangen und wollte mir etwas zum Essen machen, meine Mom, Michaels Dad und meine Schwester waren auch bereits schon daheim, tut jetzt aber ziemlich wenig zur Sache. Jedenfalls, kam Michael in die Küche und meinte, er wollte uns etwas Wichtiges sagen. Wir hörten ihm natürlich aufmerksam zu.
Und dann kam es; er gestand, dass er seit einem Jahr oder so, naja, schwul ist und ich konnte das überhaupt nicht verkraften, sah zuerst zwischen meiner Mom, Michaels Dad und meiner Schwester hin und her, entschied mich dann aber schließlich aus dem Raum zu flüchten, holte mir dabei meine Zigaretten und ging mir logischerweise vor der Haustür eine rauchen.Irgendwann kam ich dann zu dem Entschluss, dass es sich nicht wirklich etwas bringt zu rauchen, nur weil ich mich über irgendwelchen unnötigen Kram aufrege, bin darauf wieder ins Haus gerannt, hab die Zigarettenpackungen aus meinem Rucksack geholt, schmiss diese darauf in den Mülleimer, danach das Feuerzeug und den Rest kennst du ja glaub ich schon", erzählte ich ihm.
Luke starrte mich zunächst überrascht an und sagte: „Das hätte ich dir auch sagen können." „Was?", fragte ich verdutzt. „Na das dein zukünftiger Stiefbruder nicht hetero ist", antwortete Luke leicht genervt. „Ich dachte er ist selbstverliebt und eitel, weil er sich dauernd so oft in den Spiegel schaut", meinte ich darauf überrascht.
Luke schüttelte den Kopf. „Ne Cal, der Grat zwischen Eitelkeitel, Selbstverliebtheit und Homosexualität ist ziemlich groß, was so viel bedeutet, dass alle drei Sachen nicht wirklich viel miteinander gemein haben", erklärte er. „Und wieso sagst du mir das erst jetzt?", fragte ich ihn verwirrt. „Weil ich dachte, du wüsstest es", antwortete Luke. „Du siehst ja, dass ich es bis jetzt nicht gewusst hatte", gestand ich ihm direkt.
In diesem Augenblick fühlte ich mich ziemlich unwohl. Einerseits wollte ich ihm sagen, dass ich schwul bin, aber andererseits fragte ich mich, ob das wirklich so eine gute Idee wäre, dass zu machen, schließlich wollte ich mir die Freundschaft zwischen ihm und mir versauern lassen nur wegen dieser Sache.
Luke merkte anscheinend, dass ich über etwas nachdachte und fragte mich: „Noch eine Frage Cal, hat das irgendeinen besonderen Grund, dass du einfach so aufgehört hast zu rauchen? Ich mein, man hört ja schließlich nicht von heut auf morgen mit dem Rauchen auf." Na toll. Wie sollte bitte eine vernünftige Antwort auf diese Frage finden? Die Chancen dafür standen wohl ziemlich gering.
Trotzdem wollte ich ihm nicht verraten, dass ich, naja, nun mal nicht der bin, für der er ihn eigentlich hält und das will ich ehrlich gesagt nicht riskieren. Ich schluckte. Okay Calum. Du schaffst das. Du schaffst es doch schließlich immer. „Luke, ich weiß, das klingt jetzt etwas blöd, aber ich kann dir einfach nicht den Grund dafür nennen", antwortete ich. „Ähm und wieso nicht? Schließlich kannst du das sonst immer, wieso denn auf einmal nicht jetzt?", fragte Luke mich eindringlich. „Weil das womöglich vielleicht etwas zwischen uns ändern würde, was ich ehrlich gesagt nicht riskieren und dich damit konfrontieren... Ich hoffe, du verstehst das irgendwie", erklärte ich ihm. Ob das wirklich so eine gute Idee war, Luke diese Tatsache einfach so in Gesicht zu sagen?Michael:
Die Tatsache, dass Calum jetzt einfach so aus dem Raum gerannt ist, überrascht mich ehrlich gesagt nicht. Schließlich löste er immer seine Probleme so, indem er einfach so hinausrannte aus irgendwelchen Räumlichkeiten, um sich danach seine Zigaretten zu holen und sich dann eine anzurauchen. Das ist einfach zu typisch für ihn.
Na gut, etwas anderes hätte ich nicht von ihm erwartet. Ich stand da in der Küche und wusste nicht wirklich etwas mit mir anzufangen. „Alles in Ordnung mit dir Mikey?", fragte Mali. Ich schüttelte den Kopf. „Können Mikey und ich bitte unter vier Augen miteinander sprechen? Es dauert auch wirklich nicht lange", fügte sie hinzu und sah dabei ihre Mom und meinen Dad an, die darauf ihre Sachen beiseitelegten und die Küche auch schon verließen.
Mali gab mir ein Zeichen, mich hinzusetzen, was ich natürlich tat und setzte mich direkt neben sie. „Was bedrückt dich denn so?", fragte sie mich mit sanfter Stimme. „Dein Bruder", antwortete ich. „Ach, das ist wiedermal so eine Sache mit Calum. Manchmal gibt's Momente, wo ich ihn auch ehrlich gesagt nicht verstehe und mich frage, was eigentlich überhaupt mit ihm los ist... Sorry, ich schweife ab... Was regt dich denn überhaupt genau meinen Bruder auf", fragte Mali.
Ich schluckte. „Wieso rennt er einfach so immer hinaus irgendeinen Raum und raucht sich eine an? Kannst du mir das bitte erklären Mali?", fragte ich sie als Antwort. „Naja, du kennst ihn ja noch nicht so lange, aber ich glaube, er versucht sich irgendwie von einer bestimmten Sache abzuregen, indem er genau das einfach tut. Es hat aber erst wirklich vor drei Jahren angefangen nachdem seine erste Freundin mit ihm Schluss gemacht hat, aber ich glaube, die Tatsache, dass dein Dad und unsere Mom heiraten regt ihn besonders auf.
Aber wieso er sich deshalb aufregt, weil du gestanden hast, dass du schwul bist, verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich muss ehrlich gestehen, Calum ist und bleibt ein ziemliches Mysterium und ich glaube, wie jeder hat auch er ein Geheimnis, welches er sicher und gutbehütet von der Außenwelt versteckt hält und niemanden verraten wird", erklärte sie mir. Ich nickte als Zustimmung. „Vielleicht hast du recht Mali. Es womöglich nur die kleinen Dinge, die einen wirklich aufregen", sagte ich.
Ich bedankte mich mit einer Umarmung, schlang leicht meine Arme um ihren Hals wobei sie diese Umarmung erwiderte, darauf leicht mit einer Hand über meinen Rücken strich und mich danach schließlich auch wieder los ließ, zeigte ihr noch ein leichtes Lächeln, drehte mich um und verließ dann auch schon die Küche.
Im Wohnzimmer sah ich immer noch Calums Rucksack liegen, der mitten auf dem Weg lag, also lief ich direkt zu diesem hin, hob ihn auf und wollte schauen, ob irgendetwas, naja, interessantes oder was auch immer drinnen ist. Eigentlich nicht wirklich besondere Sachen in seinem Rucksack.
Nicht einmal seine Packung Zigaretten. Verdammt, er hat diese doch nicht ernsthaft alle geraucht? Automatisch durchwühlte ich den Rucksack noch mehr, um nach dem Feuerzeug zu suchen, doch nicht mal dieses fand ich da drinnen. Mein Blick ging langsam durch den Raum und automatisch blickte ich aus dem Fenster, das sich auch sogleich direkt neben der Haustür befand und blickte automatisch hinaus.
Ich sah Calum und Luke draußen stehen, die über etwas diskutierten, quatschten oder was auch immer, doch das war nicht das Ungewöhnlichste, was ich draußen erblickte. Als ich nämlich noch weiter hinüber sah, sah ich etwas brennen. Zuerst wusste ich nicht, was das eigentlich war, was da verbrannte, doch dann wurde es mir langsam klar.
Da brannte tatsächlich ein Mülleimer. Ich wusste zunächst nicht, wie ich darauf reagieren sollte, wollte es zuerst jemanden im Haus sagen, doch stattdessen lief ich schnurstracks auf die Haustür zu, öffnete diese und trat direkt ins Freie. Als ich draußen war, sahen mich Luke und Calum verdutzt an. „Was schaut ihr beiden mich so dämlich an? Da brennt ein Mülleimer und ihr steht einfach nur so da und redet miteinander, so als ob nichts wäre? Macht doch mal was", befahl ich ihnen schon direkt.
Erst jetzt schienen die beiden zu begriffen. „Beruhig dich mal Michael. Es ist nicht das, wonach es aussieht", meinte Calum. Wie sollte ich das verstehen? „Dieser Mülleimer brennt deswegen, weil Cal seine sämtlichen Zigarettenpackungen hineingeworfen hat und das Feuerzeug direkt mit, denn er hört ab sofort mit dem Rauchen auf", sagte Luke.
Ich sah verwirrt zwischen den beiden hin und her und wusste zunächst nicht, ob ich loslachen oder etwas anderes machen sollte, hielt aber stattdessen die Klappe, fragte aber danach ganz normal: „Hat das irgendeinen bestimmten Grund?" Auf einmal wurde es Calum in diesem Augenblick ziemlich mulmig zumute. Ha, jetzt hatte ich ihn. Ganz egal, was er da verheimlicht, ich werde ihn früher oder später deswegen ausquetschen. Irgendwie.
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𝐒𝐭𝐞𝐩𝐛𝐫𝐨𝐭𝐡𝐞𝐫?!(𝐌𝐚𝐥𝐮𝐦 𝐅𝐅)
FanfictionCalums Leben ist nicht gerade das, was man als perfekt bezeichnen könnte. Doch als ihm seine Mom erzählt, dass sie wieder heiraten möchte nach der Scheidung, ist er alles andere als begeistert. Vor allem deswegen, weil der wohl selbstverliebteste...