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Müde setzte ich mich auf und rieb mir verschlafen die Augen. Heute würde mein erster Arbeitstag in dem Johns Hopkins Medical Center in Baltimore beginnen. Es war halb sechs deswegen stieg ich aus dem Bett und verschwand in dem großen Bad meiner neuen Wohnung. Ich blickte in den Spiegel. Meine Augen wurden von bläulichen Ringen umrandet und feine rote Linien zeichneten sich auf meinen Augen ab. Ich spritzte mir das kalte Wasser in mein Gesicht und strich vorsichtig über die feinen Bartstoppeln.

Mit einem letzten Blick in den Spiegel, verließ ich das Bad und stoppte vor meinem breiten Wandschrank. Ich wohnte erst eine Woche hier, doch hatte ich mich größtenteils schon eingerichtet. Es fehlte nur noch der letzte Schliff. Ich knöpfte mein weißes Hemd zu und schloss den Gürtel meiner schwarzen Hose. Dann schnappte ich mir noch schnell mein graues Jackett und ging in die Küche. Besser gesagt das Küchen-Wohnzimmer. Der Raum war weiß gestrichen und wurde durch eine Kücheninsel in Wohnzimmer und Küche geteilt.

Die Küche war mit weißen Fliesen ausgelegt und der Boden des Wohnzimmers mit dunklem Parkett.Ich machte mir schnell einen Kaffee und briet mir nebenbei ein Rührei. Mit Teller und Tasse ließ ich mich auf den schwarzen Barhocker fallen und legte mir noch schnell meine silberne Armbanduhr an.

Ich aß schnell mein Rührei und spülte es mit meinem Kaffee hinunter. Dann packte ich meine Autoschlüssel, und legte mir meinen grauen Schal um meine Schultern. Es war zwar erst Mitte Oktober, aber die Tage wurden immer kälter und man merkte, dass der Winter nahte.

Ich stieg in mein Auto und fuhr den Weg zu meiner neuen Arbeitsstelle. Zum Glück war meine Wohnung nur wenige Minuten von Baltimore entfernt. Nach fünfzehn Minuten stand ich vor einem großen Gebäude. Es war aus roten Steinen gemauert worden und hatte runde kuppelartige, spitzzulaufende Dächer. Mich erinnerte das Gebäude an eine alte Schule oder Tanzschule. Ich ging in das Gebäude und befand mich nun in einer sehr hellen und großen Eingangshalle. Direkt drang mir der ganz spezielle Geruch von Desinfektionsmittel und Chlor in die Nase.

"Guten Morgen, ich bin Doktor Hannibal Lecter der neue Chirurg", erklärte ich und reichte ihr meine Unterlagen.

Die Dame vor mir schien schon etwas älter zu sein. Mehrere graue Strähnen trennten sich von ihren braunen Haaren und auch ihr Gesicht zierten mehrere Falten. Sie trug eine gewöhnliche hellblaue Arzthelferinnen-Kleidung wobei ihr Namensschild über ihrer Brust hing.

Magda Douglas, stand fein leserlich darauf. Ein warmherziges Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Frankreich? Ein wundervolles Land! So! Sie müssen zu Doktor Chester er ist hier der Oberarzt und der Chef", meinte sie lächelnd.

Sie schaute kurz runter auf ihre Listen und dann in den Computer , "Raum 67, den Flur-"

"Hey Magda kannst du mir das" , fragte eine sanfte Stimme.

Ich drehte mich lächelnd um und erblickte eine wunderschöne junge Frau. Interessiert studierte sie die Akte des Patienten. Sie hatte blonde Locken, die hinten zu einem leichten Knoten zusammen gebunden waren. Außerdem musste sie wohl schon lange arbeiten wahrscheinlich hatte sie Nachtdienst, denn ein paar ihrer Locken hingen ihr unordentlich ins Gesicht.

Krampfhaft versuchte ich dem Drang zu wiederstehen, ihr die Strähnen hinter ihr Ohr zu klemmen. Sie war wunderschön und sie erinnerte mich an jemanden, den ich sehr vermisste. Sie trug eine hellblaue Arztuniform und einen weißen Arztkittel. Ich erkannte ihr Namensschild.

D. Barker

Sie drehte sich lächelnd zu mir. Ich hielt ihr meine Hand hin.

"Oh Entschuldigung, Magda! Ich habe nicht gesehen, dass du einen Patienten hast" ,hauchte sie verlegen.

Ihre Wangen färbten sich rot.

"Kein Problem, Täubchen! Das" ,sie zeigte auf mich, "Ist unser neuer Chirurg Doktor Hannibal Lecter", verkündete sie lächelnd.

Miss Barker hielt mir ihre Hand hin.

"Ich bin Daria Barker, Assistenzärztin im letzten Jahr, aber nennen Sie mich Daria", meinte sie freundlich.

Ich schüttelte ihre warme Hand.

"Hannibal Lecter, es ist mir eine Freude sie kennen zu lernen!"

"Täubchen könntest du Doktor Lecter etwas herum führen? Doktor Chester ist noch in einer Besprechung ", informierte uns Mrs. Douglas.

"Klar!" ,sie reichte ihr eine Akte, "Doktor Chester muss sich das unbedingt noch heute ansehen "

Sie drehte sich um und bedeutete mir ihr zu folgen. Der Boden war mit schwarz-weißen Fliesen in einem Schachbrettmuster ausgelegt worden während die Wände klinisch weiß waren.

"Das hier ist die Eingangshalle und da vorne ", sie zeigte auf mehrere Stühle und kleine Tische auf denen Zeitschriften lagen, " Ist der Warteraum für die Patienten. Hier unten sind die Behandlungsräume 4-37 speziell für schnelle Notfälle und Untersuchungen. Außerdem sind die Zimmer 38-82 Patientenzimmer, Büros und OP- Räume"

Ich hörte ihr kaum zu. Beziehungsweise schenkte ich ihren Worten kaum Beachtung. Mich interessierten mehr die Bewegung ihrer Lippen während sie sprach und ihr Gestikulieren.

"Wie kommt so ein Mann wie sie zu uns nach Baltimore?" ,fragte sie auf einmal.

Ich blinzelte etwas und lächelte sie leicht entschuldigend an. Dabei fielen mir direkt ihre strahlend blauen Augen auf. An irgendjemanden erinnerte mich diese Frau, ich wusste nur noch nicht an wen.

"Wie meinen?"

Noch nie hatte mich eine Frau so sprachlos gemacht. Ich musste mich wirklich zusammen reißen.

"Ich meine das keinesfalls als Beleidigung, aber wenn man eine Zeit lang in Baltimore wohnt, erkennt man Menschen, die neu sind" ,erklärte sie mit einem Lächeln.

"Sie haben Recht. Ich komme nicht von hier. Eigentlich komme ich aus Frankreich, aber mein Tutor empfahl mich diesem Krankenhaus und außerdem wollte ich unbedingt einmal in die Vereinigten Staaten"

"Frankreich also. Das klingt interessant, aber gibt es in Europa nicht noch bessere Krankenhäuser?"

Je mehr sie sprach, desto stärker nahm ich einen leichten Akzent in ihrer Sprache war.

"Doch, aber mein Tutor ist ein alter Freund von Doktor Chester. Sie scheinen, aber auch nicht einheimisch zu sein" ,bemerkte ich mit einem frechen Grinsen.

Sie ließ mich völlig meine Fassung verlieren und in ihrer Nähe vergaß ich meine unnahbare Fassade.

"Touché. Ich habe in Québec studiert"

"Nun das ist nicht allzu weit von hier"

"Für sie. Für mich ist es sehr weit. Am Anfang war alles neu, aber jetzt habe ich mich eingelebt. Wir sind hier wie eine Familie. Eine sehr große Familie" ,fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu, "Ich denke wir sollten so langsam zu Doktor Chesters Büro. Er ist bestimmt schon fertig mit seiner Besprechung und er mag es nicht, wenn man zu spät kommt. Besonders nicht am ersten Tag"

Wir gingen weiter den Flur entlang und blieben dann vor einem silbernen Fahrstuhl stehen. Daria drückte schnell ein paar Knöpfe und bedeutete mir dann einzutreten. Nach ein paar Minuten standen wir im zweiten Stock.

Wir verließen den Fahrstuhl und blieben vor einer weißen Tür mit Glasfenster stehen. Auf einem Schild stand mit fein säuberlicher Schrift:

Doctor Abraham William Chester



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A monster like meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt