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Sie raubte mir wirklich noch den letzten Nerv. Es war für mich ein Wunder, dass Dr. Chester Maggie Jenkins noch nicht gekündigt hatte. Sie versuchte jetzt schon seit geschlagenen zehn Minuten die Vene des Patienten zu finden. 

"Es reicht", herrschte ich sie an und nahm ihr aufgebracht die Kanüle aus der Hand. 

Mit einem gekonnten Handgriff setzte ich an der Ellenbeuge an und stach dann zu. Ich hatte die Vene beim ersten Mal getroffen. Schließlich war das auch nicht sonderlich schwer, wenn man nur wusste wie man es richtig machte. Maggie Jenkins blickte mich mit ihrem großen Hundeblick an und hackte sich dann bei mir unter.

"Also Dr. Lecter ich muss schon sagen, sie sind ein wahres Naturtalent. Sind sie auch in anderen Gebieten so talentiert?", fragte sie plötzlich lüstern. 

Ich drehte mich langsam zu ihr um und strich ihr vorsichtig über die Wange.

"Meine liebe Maggie", hauchte ich in ihr Ohr, "Ich weiß nicht ob du es einfach darauf anlegst oder du es einfach wegen deiner fehlenden Intelligenz nicht verstehst, aber ich will und werde nie etwas von dir wollen"

Ich lächelte sie entschuldigend an und drehte mich Richtung Ausgang um die Akte wieder Magda zu geben. 

"Ich denke, du wirst dich nach Daria schnell nach etwas Besserem umsehen", fauchte sie und fügte dann etwas leiser hinzu: "Sie ist nicht so gut im Bett weißt du. Sie hat in diesem Gebiet keinerlei Erfahrung"

Maggie lachte höhnisch. Ich packte sie unsanft am Handgelenk und funkelte sie eindringlich an.

"Hör jetzt gut zu", zischte ich leise, "Du wirst nie wieder in so einem Ton über sie reden, verstanden? Sonst werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass du nur noch durch einen Stift und ein Blatt Papier kommunizieren kannst. Ist das klar?"

Sie blickte mich verängstigt an und nickte dann langsam.

"Gut", erwiderte ich kalt und verließ den Raum.

Wie konnte sie es wagen so über Daria zu reden? Niemand hatte Recht dazu. Außerdem wusste ich selbst am besten, dass Daria keinerlei Erfahrungen auf dem sexuellen Gebiet hatte. Sonst hätte sie nämlich auch gemerkt, dass fast jeder männliche Mitarbeiter des Krankenhauses sie mit lüsternden Blicken musterte. Bei dem Gedanken an sie fiel mir wieder eine Idee ein. Ich würde jetzt direkt zu Dr. Chester gehen und ihm meine psychologische Hilfe in ihrem Fall anbieten. Wahrscheinlich hatte er nichts dagegen und war sogar froh, wenn es in einem Haus blieb. Außerdem hatte ich sie sowieso schon angelogen, dass er es mir wegen dem Fall mit Mrs. Duckson aufgetragen hatte. Ich ging schnell zu den Fahrstühlen und schaffte es noch knapp mich hinein zu quetschen. Ich konnte einen leichten Schweißgeruch riechen und rümpfte die Nase. Gepaart mit der stickigen Luft in dem Fahrstuhl war es wirklich kein Vergnügen.

Ich stieg bei den privaten Behandlungsräumen aus und lief den langen schmalen Korridor entlang. Meine Schritte hallten durch den Flur und es roch nach starkem Desinfektionsmittel. Ich klopfte an Dr. Chesters Tür und trat dann ohne eine Antwort abzuwarten hinein. Mir stockte der Atem als ich das Szenario erblickte. Daria lag halb in ihrem Stuhl und halb auf dem Boden vor dem Schreibtisch von Dr. Chester, der sich leicht panisch vor sie gekniet hatte. Ihre Arme zuckten leicht und ihr Kopf hing schief auf ihrer Schulter. Außerdem konnte ich sehen wie sich ihre Augen nach hinten rollten. War das etwa dem Schlafmittel von gestern geschuldet? Reagierte sie so darauf?

"Was tun sie hier?", zischte er nach hinten und blickte dann voller Erstaunen in mein Gesicht. 

Seine Miene erhellte sich für einen Bruchteil einer Sekunde und nahm dann wieder einen leicht panischen Gesichtsausdruck an. 

"Was ist passiert?", fragte ich besorgt und näherte mich den beiden.

"Sie hatte wieder einen Anfall", erklärte Dr. Chester ruhig, "Ich denke der Mord von Mrs. Duckson war zu viel für sie. Sie müssen wissen, sie hatte schon vor einer Zeit eine Phase, in der sie von so welchen posttraumatischen Anfällen und Albträumen geplagt wurde. Ich denke der Mord war wieder ein Auslöser dafür"

"Wann war das genau?", fragte ich weiter um sicher zu gehen, dass ich bei ihr die richtigen Akten gelesen hatte.

"Vor zwei Jahren als ihre Großmutter den Selbstmord begann...sie..", er stockte und schüttelte dann den Kopf. 

Ich sah ihn mit einem fragenden Blick an.

"Ach, es ist nichts", winkte Dr. Chester ab, "Helfen sie mir sie auf die Liege zu legen", wies er mich an. 

Ich beugte mich zu ihm herunter und packte sanft Darias Schultern während Dr. Chester sie unter den Kniekehlen hochhob. Es war mir suspekt, dass wir sie zusammen trugen, denn sie war in meinen Augen leicht wie eine Feder. Ich bemerkte den leichten blauen Fleck an ihrem Hals und fragte dann: "Haben sie ihr ein Beruhigungsmittel gegeben?"

Dr. Chester nickte traurig und erwiderte: "Anders wäre es gar nicht möglich gewesen. Sie ist auf dem Stuhl zusammen gebrochen und hat angefangen hysterisch zu weinen. Sie hat hyperventiliert und geschrieen"

Daria, welche sich jetzt auf der Liege in der Ecke des hellen Raumes befand, fing plötzlich an sich zu winden und leise etwas zu murmeln. 

"...deine Schuld"

"Es....ist deine Schuld"

"....ist deine...."

Wie ein Mantra murmelte sie es vor sich hin als auch ihre Augenlider anfingen zu flimmern. 

"Wir müssen sie aufwecken", meinte ich. 

Wenn sie sich weiter so windet, würde sie anfangen sich selbst dabei zu verletzen. Außerdem wollte ich endlich wissen was es mit ihrem Trauma auf sich hatte und Dr. Chester schien nicht so geklungen zu haben, dass er es mir freiwillig erzählen würde. Dr. Chester nickte verstehend und packte Daria an der Schulter um sie wach zu rütteln. Ich tat es ihm gleich und löste ihn damit ab. Wenn sie jetzt aufwachte, dann sollte sie mein Gesicht zuerst sehen. 

"Daria", rief ich laut, doch ihre Augen blieben geschlossen.

Ich klopfte auf ihre Wange und rüttelte gleichzeitig an ihren Schultern. Hoffentlich war ich nicht allzu grob dabei. Sie drehte sich von mir weg Richtung wand und murmelte wieder etwas. Ich rüttelte weiter und rief ihren Namen. Sie schrie regelrecht auf.

"Dascha!", schrie ich schon fast. 

Wie als ob sich ein Schalter in ihr gelegt hatte, öffnete sie erschrocken ihre Augen und starrte mich völlig verängstigt an.

Mein kleines verletzliches Kätzchen...


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A monster like meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt