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Helle Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase. Müde blinzelte ich und hielt mir schützend meine Hand vor die Augen. Wie vom Blitz getroffen, schreckte ich plötzlich hoch und starrte auf meinen Wecker. Ich hatte verschlafen! 

Verdammt! Ich habe das letzte mal verschlafen als ich noch studiert habe und jetzt in meiner Position war das mehr als peinlich.

Sofort springe ich aus dem Bett und laufe ins Bad um mich so schnell wie möglich fertig zu machen. Hoffentlich war es noch niemandem aufgefallen! Ich putzte mir so schnell wie möglich die Zähne, band meine Haare irgendwie zusammen Hauptsache es hielt und wusch mein Gesicht. Dann rannte ich zurück ins Schlafzimmer streifte meine gestrigen Klamotten ab...Halt!

Gestrige Klamotten? 

Sofort fiel mir mein Albtraum ein und der gestrige Abend mit Hannibal. Ich dachte angestrengt nach, doch ich konnte mich immer noch nicht so recht erinnern wie ich den Weg in mein Bett gefunden hatte. Geschweige denn wie der gestrige Abend geendet hatte. Hastig griff ich nach meiner Thermoskanne und stopfte sie in meine Tasche. Dann rannte ich schnell in mein Schlafzimmer und kramte mir eine Hose und einen dicken Pullover raus. 

Komisch...lag dieser Pullover nicht sonst immer woanders?

So schnell wie der Gedanke gekommen war, so schnell verwarf ich ihn auch wieder und zog mir den dicken Pullover über den Kopf. Mit meiner Tasche eingeklemmt unter meinem Arm, ging ich in den Flur und zog mir wieder meinen Trenchcoat über. Für Mitte September wurde es langsam kalt, dachte ich noch. Ich verließ meine Wohnung mit den Autoschlüsseln in der Hand.

Ich fuhr nur sehr ungern mit dem Auto. Es war leider schon sehr alt und daher auch etwas unzuverlässig. Außerdem ließ Doktor Chester ohnehin James mich immer nach Hause fahren. Ich stieg in den kalten Wagen und ließ den Motor an. Es ratterte kurz und brach dann ab.

Merkwürdig...

Wieder ließ ich den Motor an und es ratterte kurz nur um dann wieder abrupt abzubrechen. Das konnte doch nicht wahr sein! Wütend über meine ganze aussichtslose Situation, stieg ich aus dem Wagen und lief zum nächsten Telefonmast um ihm Krankenhaus anzurufen. Mit einem kurzen Blick auf meine Uhr vergewisserte ich mich jetzt, dass ich wirklich zu spät war. 

"Hallo, Magda?", meldete ich mich.

"Ach, Liebes, geht es dir gut? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Ist etwas passiert?", sprudelte es am anderen Ende der Leitung.

"Jaja, mir geht es gut. Es ist nichts außer, dass der Wagen nicht anspringt und der nächste Bus wohl auch erst in einer Stunde kommt", erklärte ich.

"Ich frage ob James dich holen kann. Hier ist gerade so ein Trubel"

Am anderen Ende konnte ich mehrere Stimmen, die laut durcheinander sprachen, hören.

"Trubel? Was, denn für ein Trubel?"

"Liebes, hast du es denn noch nicht mitbekommen? Wir sind sogar in den Nachrichten", flüsterte sie jetzt, "Jack soll eine Patienten getötet haben"

Sofort gefror mir mein Blut in den Adern. Ich stockte kurz und musste mich konzentrieren nicht direkt den Hörer fallen zu lassen.

"Jack?", fragte ich immer noch geschockt.

"Ja Liebes. Sie haben sein Messer gefunden", erklärte sie, "James fährt jetzt los, er ist in zehn Minuten da"

Ich antwortete nicht mehr sondern hängte den Hörer nur noch auf. Ich konnte mir beim besten Willen einfach nicht vorstellen, dass James dazu fähig war jemanden umzubringen. Er war doch so gutherzig...und nett. 

Und er kam mir so nah...

Bei dem Gedanken schauderte ich. Wer weiß was er bei mir gedacht hat. Vielleicht hatte er auch etwas geplant, doch es ließ mich immer noch nicht los, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass dieser liebe Jack jemandem was zu Leide tun könnte. Noch nie hatte er irgendwelche mörderischen oder gewalttätigen Züge gezeigt, seid wir zusammen gearbeitet hatten. Aber was wäre, wenn er den Vorfall mit Mrs. Duckson mitbekommen hätte? 

Ein schwarzer Wagen hielt plötzlich vor mir und das laute Quietschen der Reifen riss mich aus meinen Gedanken. Das Fenster wurde herunter gekurbelt und Jamens lächelte mich herzlich an.

"Einsteigen, Mylady"

Ich brachte ein mehr oder weniger glückliches Lächeln zustande und stieg vorne auf dem Beifahrersitz ein. Im Wagen war es erstaunlich warm und es roch stark nach dem After shave, in welchem James wohl allem Anschein nach baden musste um das Auto so mit dem Duft zu füllen. Sandelholz? Oder doch eher fruchtig? War das eine Zimtnote? 

"Unglaublich wie viel heute im Krankenhaus los ist", seufzte James.

"Wegen dem Vorfall?", fragte ich vorsichtig. 

Er blickte vorsichtig zu mir rüber und startete wieder den Motor. 

"Dr. Chester hat uns allen eigentlich gesagt wir sollen nicht tratschen, aber wenn du mich fragst, wollte sich unser lieber Jack rächen"

"Rächen?", fragte ich nun völlig verwirrt.

"Wir alle haben doch gesehen wie er dich anschaut, Daria. Da wollte er sich bestimmt für den Vorfall mit dir rächen", schlussfolgerte James etwas gleichgültig.

"Wie hat er mich denn angesehen?", fragte ich etwas kleinlaut. 

Es war mir unglaublich peinlich so etwas zu fragen, aber bei James machte ich eine Ausnahme. Er war nach Dr. Chester eine der engsten Leute, die ich um mich hatte und nahm auch eine Vater-Figur ein. Wobei die Rolle eines Onkels ihm wahrscheinlich mehr schmeicheln würde. 

"Ach Daria, Kleine", seufzte er wieder und streifte mich kurz mit seinem Blick bevor er in die Straße vor uns einbog, "So wie ein Mann eine Frau ansieht, mit der er nicht nur essen gehen oder reden will"

"Oh", entfuhr es mir und ich verschränkte schüchtern meine Hände in meinem Schoss. Ich wusste mit so etwas wirklich nicht umzugehen, geschweige denn so etwas selbst zu deuten oder zu bemerken. James hielt vor dem Krankenhaus und schaltete den Motor aus. Wieder musterte er mich eindringlich. 

"Dieser Dr. Lecter, Kleine, schaut dich mit demselben Blick an, nur weiß ich bei ihm nicht ob das gut oder schlecht ist", bemerkte James vorsichtig. 

"Soll das ein Tipp sein?", fragte ich um die Stimmung etwas aufzuheitern.

"Nein. Eher eine Warnung"



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A monster like meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt