Kapitel 5

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Ich schrie als er aufsprang. Doch er griff nicht bei mir an, sondern weiter vorne. "Scheiße passt auf von Rechts!!" kreischte ich, doch es war zu spät. Zwei Personen gingen zu Boden und ich hörze wie jemand heulte: "Nein! Anne!" Sofort rannte ich nach vorn. Der Crank war blutüberströmt. Ihm fehlte ein Auge und seine weißen Haare standen in alle Richtungen ab. Er war aufgespießt worden. Von einer von uns. Daneben lag Anne. Das 15 Jährige Mädchen und somit Zweitjüngste hier. Ihr steckte das Messer des Cranks in der Brust und ihre Freundin lehnte weinend über ihrem Körper. Es war meine Schuld. Hätte ich nicht dorthin geleuchtet würde Anne jetzt noch leben. Grausame Schuldhefühle übermannten mich , als ich plötzlich ein weiteres Geräusch von hinter uns wahrnahm. Ein leises, kaum hörbares kichern. Ich leuchtete in die Ecke. Dort saß eine Frau. Sie hatte eine Glatze und ihre Augen strahlten den totalen Wahnsinn aus. Ehe ich sie gemustert hatte rannte sie los. Direkt in die Richtung von Lucy.
Keine Sekunde zögerte ich. In einem Hechtsprung gelangte ich in ihre Nähe , doch nicht annähernd nah genug. Also sprang ich ohne Verteidigung ab. Genau in dem Moment als ich vor der erschrockenen Lucy auf den Boden fiel, klemmte ich die Beine der Frau zwischen meinen ein und sie stolperte. Ich war schnell , doch sie war schneller. Ohne dass ich verstanden hatte was ihre Waffe war schlitzte sie mir ihren scharfen Fingernägeln vier Kerben in meinen Hüftspeck. Ich schrie auf vor Schmerz. Jetzt war sie dran. Ich stürzte mich auf sie und rammte ihr mein Messer mehrmals in die Brust bis sie keinen laut mehr von sich gab. Warmes Blut klebte an meinen Händen und ich sprang erschrocken zurück und sah sie mir an, als ich bemerkte was ich da gerade getan hatte. Mein Atem wurde schwer und ich fing an zu zittern. Das hier war nicht ansatzweise ähnlich wie das töten eines Grievers. Ich hatte einen Menschen umgebracht. Zwar einen, der nicht gerade in einem guten Zustand war, aber dennoch ein Mensch. Stumm ließ ich zu dass mir Tränen über die Wange liefen. Lucy trat vor mich und drückte mich fest. "Was tust du denn? Das hättest du nicht tun sollen! Bist du verrückt? Sie hätte dich um ein Haar getötet! Und wenn du schon sowas machst, dann wirf doch nächstes Mal deine Wurfmesser! Was ist nur in dich gefahren dich so in Gefahr zu bringen?" Sie heulte und drückte mich immernoch an sich. Ich hingegen hatte inzwischen meine Schuldgefühle kurz ausgeblendet. Ich war der dümmste Mensch auf der Welt. Warum hatte ich keine Sekunde an die Wurfmesser gedacht? "Oh mein Gott Hope! Du blutest!" stellte Lucy dann erschrocken fest, als sie meine Schnittwunden sah. "Nicht so wild." meinte ich, obwohl das Ganze schon ziemlich wehtat. "Ich hab was zum desinfizieren. Und ein großes Pflaster. Das müsste ausreichen." Entgeistert sah Lucy mich an. "Du bist bei anderen echt ne tolle Ärztin, ,aber wenn's ans Selbsteinschätzen geht echt schlecht. Die Schnitte sind tief! Du verlierst so viel zu viel Blut!" "Na und? Druckverband um die Hüfte wird schwer! Dafür reicht der Verband nie, außerdem haben wir keine Ahnung ob das überhaupt geht! Wir machen ,was ich gesagt habe, dann geht es weiter. Schluss, aus, Basta! Wir müssen vorsichtiger sein. Achtet mehr auf Geräusche und seid Wachsamer. Dann passiert so etwas nicht mehr! Und wir warnen uns wenn wir etwas sehen gegenseitig. Wir schreien den Namen der Person in Gefahr, und von welcher Seite der Angriff kommt. Dann geschieht sicher nichts mehr." Sonya erschien vor mir. "Sie hat recht. So läuft das ab jetzt!" brüllte sie in die Menge. Sie fügte zu mir gewandt hinzu: "Gehts dir gut?" Lächelnd erwiderte ich: "Ich werds übleben."
Wir desinfizierten die Wunden mit Schnaps und klebten den Verband darüber, der perfekt passte. Von nun an ging es weiter. Es folgten bis zum ersten Treffpunkt noch 6 Crank-Angriffe, bei denen nur ein Mädchen sich verletzte. Meine Taktik funktionierte einwandfrei. Wir sprachen nie viel, bis wir nach ein paar Tagen an der Hütte ankamen. Beziehungsweise darunter. Wo wir auch warten würden, bis Teresa ihren Auftrag durchgeführt hatte. Ein Aufzug beförderte sie dorthin. Dann herrschte Stille. Plötzlich sah man auf einem Bildschirm die Szenerie aufleuchten. Teresa stand dort und sah direkt in die Kamera. "Ich brauch ne gute Schauspielerin." murmelte sie in die Kamera und wir konnten sie perfekt verstehen. Ein mir unbekanntes Mädchen fuhr wenige Minuten später auch nach oben. Teresa gab ihr die Anweisung zu schreien. Das tat sie. Laut und total nervendurchdringend. Es war einfach grauenvoll. Wozu das nötig war wusste keine von uns, doch eine kurze Zeit später stand das schreiende Mädchen wieder in unsrer Mitte. "Teresa hatte auch keine Ahnung was das sollte, aber es sei wohl nötig.", meinte sie schulterzuckend als wir sie fragten was das sollte. Nun verließ sie die Hütte und man sah erstmal nichts mehr. Irgendwann kam sie wieder herein. Kurz danach, ein dunkelhaariger Junge hinterher. Verunsichert trat er durch die Tür. "Teresa?" fragte er. "Teresa, was ist mit dir los?" Teresa tat so ,als weine sie. Da begann der Junge verzweifelt: "Teresa , bitte. Ich weiß nicht, was passiert ist oder was sie mit dir gemacht haben. Aber ich bin jetzt da. Sag doch-" Ohne irgendeinen Grund zündete sie eine Kerze an. Eine Weile betrachtete er sie verwirrt und besorgt. Er war überhaupt nicht so wie Teresa ihn beschrieben hatte. Als ich dies dachte ,brach die Verbindung ab und wir sahen nur noch einen schwarzen Bildschirm. Die ganzen Mädels protestierten. Es musste doch weitergehen. Wir warteten einige Minuten ab, bis der Aufzug wieder hinabfuhr. Teresa stieg mit Tränen in den Augen aus dem Aufzug und Harriet fragte entgeistert: "Was ist passiert?" Angeekelt nahm Teresa ihren Ärmel und fuhr sich über den Mund. "Na was wohl. Ich musste diesen Dreckskerl küssen! Wie A.N.G.S.T es wollte. Bah!" "Er hat aber gerade gar nicht gewirkt wie ein Dr..." setzte Harriet an, wurde aber von Teresa unterbrochen: "Er spielt. Meint ihr, nur ich kann das? Er wusste, dass ihr zuseht. Wahrscheinlich weiß er auch was wir vorhaben! Nicht nur ich kann gut Schauspielern , er auch. Alles eine Lüge! Ich hasse ihn! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr." Sie spuckte die Worte eher aus , anstatt sie zu sagen. "Wir müssen weiter. In 5 Tagen müssen wir kurz vor dem Gebirge sein" Sonya bestätigte dies: "Stimmt. Wir müssen weiter. Wir laufen noch 2 Stunden...dann schlafen wir ein bisschen. Es gelten dieselben Regeln wie vorher! Auf geht's!" Die gesamte Gruppe setzte sich in Gang und wir liefen wirklich 2 Stunden durch. Irgendwann stoppten wir. Harriet schrie wieder: "Also Leute! Wir machen jetzt fünf Stunden Pause. Am besten ihr verbringt diese um eure Bedürfnisse zu befriedigen. Esst, trinkt und schlaft. Nutzt die Zeit sinnvoll, wir werden morgen 15 Kilometer zurücklegen müssen - mindestens! Jede Stunde werden vier Wachen eingeteilt." Sie teilte allen ihre Gruppe zu. Candace, Lucy , ich und ein Mädchen namens Harper waren die Wachen der letzten Stunde. Also aßen wir, tranken wir und versuchten direkt danach zu schlafen. Eine halbe Stunde allerdings plauderten wir noch. Lucy startete das Gespräch: "Hope...danke das du mir heut das Leben gerettet hast. Versteh das nicht falsch! Wenn du das nochmal machst, bring ich dich danach eigenhändig um ,falls du dabei nicht stirbst. Aber danke trotzdem." Ich lächelte sie an. "Kein Ding." Candace wandte ein: "Wisst ihr...Für euch zwei würd ich mein Leben auch riskieren. Ihr seid mir einfach unglaublich wichtig." "Ist das hier jetzt Schleimstunde oder was?" fragte ich sarkastisch. "Och Hope, jetzt zerstör doch nicht die magische Stimmung hier!" ermahnte mich Candace mit gespielter Enttäuschung. "Ja, total magische Stimmung." lachte Lucy und Candace und ich stimmten mit ein. Ich fand es wundervoll wie die beiden es in jeder Lebenslage schafften, mich aufzumuntern. Dafür war ich unendlich dankbar. Munter fuhr unser Gespräch fort. Nach einer Weile war Lucy nicht mehr ansprechbar. Sie war eingeschlafen. Auch mich begann die Müdigkeit zu verschlingen. Und sie siegte. Noch vor Candace fiel ich in einen ruhigen Schlaf.

Maze Runner FF || Newt *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt