Kapitel 20

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Am nächsten morgen wurde ich geweckt. Mein gesamter Körper schmerzte von den Stromschlägen. "Sie dürfen nun zu den anderen", sagte ein Mann mittleren Alters zu mir, der in der Tür stand und mich, nachdem ich mich umgezogen und duschen dürfen hatte, auch wirklich zu einem Raum führte, in dem ich meine Freunde sah, jedoch beachtete ich ihn den ganzen Weg über mit Todesblick. Ich vergaß meinen Schmerz, obwohl jeder Schritt so dermaßen wehtat, dass ich wahrscheinlich schon beim Laufen aussah wie der letzte Vollidiot. Candace,Lucy, Minho konnte ich bereits beim Eintreten sehen. Zuerst bemerkten mich Lucy und Candace. Sie kamen auf mich zu und wir machten ein Gruppenkuscheln. "Hope , ich...", setzte Candace an, wurde aber von mir unterbrochen. "Ist doch egal jetzt. Wir leben. Und wir haben alle Fehler gemacht. Ich bin einfach nur froh euch wieder zu sehen." Tränen standen ihnen in den Augen, genau wie mir, als wir uns voneinander lösten. Minho , der mit Bratpfanne gesprochen hatte kam herüber und begrüßte mich mit einem schiefen Lächeln. "Und wir dachten schon du kommst nie. Schön dich wieder hier zu haben, Kleines." Ich lächelte ihn an und nickte dankend. Dann sah ich mich suchend im Raum um und Minho brüllte: "Newt, hier will dich jemand sehen." Plötzlich sah ich ihn. Er trug ein weißes Shirt und eine dunkle Hose, seine Haare waren wuschig nach oben gekämmt. Gerade sprach er mit einem mir nicht bekannten Jungen, als er aufschaute. Unsre Blicke begegneten sich und ich musste unwillkürlich lächeln. Er lief zügig auf mich zu und schloss mich, als er angekommen war, fest in seine Arme. Er brauchte nichts zu sagen und so tat ich es auch nicht. Als er sich von mir löste lief mir eine Träne über die Wange. Er legte seine linke Hand behutsam an auf diese, wischte die Träne weg und fuhr mir mit dem Zeigefinger über die Narbe an meiner Stirn. Danach beäugte er mich von oben bis unten genau, als sehe er nach, was mir fehlte. "Mir geht's ganz gut.", beruhigte ich ihn, worauf er verstohlen lächelte. "Ich will ja jetzt nicht wirklich stören, aber wir müssen der Wahrheit ins Auge blicken. Wir wissen alle, dass wir in Phase 3 nicht alle dasselbe machen mussten. Und ich will wissen was sie mit euch angestellt haben.", merkte Minho an, der plötzlich neben mir stand. "Ich aber nicht.", blockte Newt direkt ab, "Wir sollten das einfach hinter uns lassen. Uns wurde versprochen, dass wir nun keine Experimente mehr mitmachen müssen. Wir alle hatten ziemlich schlimme Sachen zu tun in Phase 3. Wenn wir uns jetzt noch gegenseitig damit belasten ist das Unnütz." Grübelnd sah Minho ihn an. "Er hat recht. Wir hassen WICKED schon genug. Wenn wir jetzt noch herausfinden, was sie unsren Freunden angetan haben können wir kein klares Wort mehr mit denen wechseln." Abwechselnd sah Minho von Newt zu mir. "Na gut, dann also nicht.", gab er nach. "War das der Typ in unsrer Kapsel?", flüsterte Lucy mir in Ohr. "Höchstpersönlich", antwortete ich lachend, weil diese Antwort nicht nur auf ihre Frage passte, sondern auch irgendwie Minhos Charakter perfekt umschrieb. Er fing an mit Lucy und Candace zu flirten, während Newt ein Gespräch mit mir anfing. "Lass uns an den Tisch da hinten sitzen. Wir sind so lange gerannt, ich will jetzt mal sitzen." Lachend folgte ich ihm an den Tisch, verstummte jedoch, weil meine Muskeln sich wieder verkrampften und ich nur unter vollem Zwang schaffte, nicht aufzustöhnen. Das Unterdrücken brachte mir jedoch nichts, da Newt sofort an meiner Seite stand. "Was ist los?", erkundigte er sich besorgt. "Kleine Nachwirkung von Phase 3, nichts weiter.", wich ich der Frage indirekt aus und setzte mich auf eine Eckbank, worauf dicht neben mir Platz nahm. "Du fragst immer nur mich wie's mir geht. Wie geht's dir eigentlich?", wollte nun auch ich wissen. "Ganz okay.", erwiderte er, "Aber....Thomas ist noch nicht da. Wir wissen nicht, was passiert ist. Irgendwie hätten wir Brenda und Jorge nicht mitnehmen dürfen." Fragend sah ich ihn an. "Das einzige Mädchen in unsrer Gruppe, das mit den langen braunen Haaren. Und der Mexikaner, etwas dunklere Haut, mittleren Alters.", erklärte er sachlich. "Ah ja okay.", antwortete ich, obwohl mir nur das Mädchen etwas sagte. "Newt.", kam plötzlich eine weibliche Stimme von links. Es war Teresa. Newt wendete sich ihr zu. "Ist er schon da?", fragte sie nur mit traurigem Unterton. Misstrauisch betrachtete er sie. Dann meinte er: "Nein. Immer noch nicht." Sie schnaubte verzweifelt und gab ein: "Okay" zurück. Dann verließ sie uns wieder. "Was war das denn bitte?", fragte ich nun verwundert. "Sie hat ihn betrogen. Ihr wurden die Anweisungen gegeben, sie solle so tun als wäre sie in Aris verliebt und als würde sie ihn umbringen. Sie hat es bis zum Schluss durchgezogen. Aber Tommy vertraut ihr nicht mehr. Ich habs ihm angesehen. Er versucht so zu tun als wäre nichts, doch er misstraut ihr. Außerdem ist er noch in Phase 3 während alle andern es nicht mehr sind. Ich mach mir echt Sorgen." Tröstend legte ich meine Hand auf seine. In diesem Moment durchfuhr mich ein heftiger Schmerz und ich zog meine Hand wieder weg. Newts Kopf schnellte zu mir herüber. Er zog den Ärmel meines langärmligen Pullovers behutsam und doch rasch nach oben und da erkannte ich es erkannte es. Tiefe, rote Striemen zogen sich Rund um mein Handgelenk. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich wohl während ich die Strömschläge abbekommen hatte, festgekettet gewesen sein musste. Von dort hatten sie den Strom durch meinen Körper gejagt. Diese Bastarde. "Klonk auf psychische Belastung wegen Phase 3, man. Was haben diese Neppdeppen mit dir angestellt?", drängte er wütend. "Ist doch nicht relevant", wich ich aus, doch er fand: "Doch , ist es! Mir haben sie wenigstens nur physisch wehgetan. Das scheint bei dir wohl anders gewesen zu sein. Sag schon, was ist passiert?" Ich seufzte: "Na gut. Mir wurde....eine Frage gestellt, die ich beantworten musste. Wenn ich mich geweigert habe, hab ich nen Stromschlag abbekommen." Er war noch nicht zufrieden. "Was für eine Frage? Und wann hast du geantwortet?", hakte er nach. "Ich hab nicht geantwortet." Bedrückt sah er zu Boden. "Und was ist dann passiert?"
"Strömschläge.", erwiderte ich nur. "Wie lang?" Langsam hielt ich es nicht mehr aus. Diese ständigen Fragen riefen Erinnerungen in mir hervor, die mich quälten. Vorsichtig nahm ich seine Hand und platzierte sie auf meiner Wange. "Lass uns über was anderes reden.", meinte ich mit brüchiger Stimme. Tränen standen in meinen Augen, als er mein Gesicht zu sich drehte und mich somit zwang, ihn anzusehen. "Es tut mir leid, dass ich dich nicht beschützen konnte und dass ich nicht da war, als du mich gebraucht hast.", entschuldigte er sich ohne Grund. Einen Moment lang blickten wir einander nur an. Bis er sich langsam zu mir herunterbeugte und seine Lippen sanft auf meine legte. Dies überraschte mich zuerst. Doch es war plötzlich wie ein Rausch. Ich schloss meine Augen und erwiderte den Kuss. Seine warmen, weichen Lippen an meinen fühlten sich besser an als alles andere je zuvor, doch er löste sich plötzlich von mir und ich sah ihn erstaunt an. "Ähm...oh...sorry. Ich weiß nicht was gerade über mich..", wollte er sich entschuldigen, doch ich hatte schon meine Arme um seinen Hals gelegt, zog ihn an mich und versiegelte seine Lippen mit einem weiteren Kuss. Ich konnte spüren wie sein Mund sich während des Kusses zu einem Lächeln verzog, genau wie mein eigener kurz darauf auch. Er legte seine Arme um meine Taille und es fühlte sich wunderbar an. Ich konnte nicht mehr denken, spürte nur seine Hände an meinen Hüften, seine Lippen auf meinen, roch nur seinen wundervollen Geruch, der mich umhüllte. Und es war fast schon enttäuschend als er sich von mir löste um Luft zu holen. Auch ich musste schwer atmen. Newt lachte aufgelöst: "Du erstickst ja fast!" Ich stimmte in sein Gelächter mit ein. Von einem Moment zum anderen fühlte ich mich glücklicher denn je. Wie konnte ein Mensch so etwas in mir auslösen? Es fühlte sich einfach wunderbar an. "Newt? Newt!", hallte plötzlich Minho's Stimme durch den Raum. Entschuldigend sah er mich an. Doch bevor er mich verließ, legte er noch einmal seine Hand auf meinen Oberarm und gab mir einen flüchtigen Kuss. "Erinner mich daran, wo wir aufgehört haben, wenn ich wiederkomme.", fügte er noch hinzu. Dann lief er lässig davon und ließ mich allein zurück. Alles in mir kribbelte und ich ließ mich aufgelöst in die Lederbank sinken. Darauf schloss ich die Augen und hoffte innig, dass mir diese Erinnerung nie wieder genommen werden würde. Ich fragte mich auch, ob das hierbei überhaupt möglich wäre.

Maze Runner FF || Newt *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt