Kapitel 12

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Ungefähr 10 Meter vor den Mädchen blieben wir stehen. Natürlich staunten sie nicht schlecht als sie uns sahen. Mein Anblick versetzte sie in eine Art Schock. Mit offenen Mündern starrten sie zuerst mich an, dann kurz Newt und dann prüften sie nochmals unsre ineinander verschränkten Hände. Eigentlich hatte ich riesige Angst davor. Dennoch zwang ich mich es zu tun. Ich sah die Mädchen alle nacheinander einmal an. Candace blick war eine Mischung aus Entsetzen, Überraschung, Erleichterung und Schuld. Bei ihr blieb ich etwas länger mit meinem Blick, bis ich zu Lucy wechselte. Diese hatte ihre Hand vor den Mund geschlagen und Tränen liefen ihr die Wange hinab. Mein erster Instinkt war, sie zu Umarmen und mich wieder mit ihr zu versöhnen. Doch dann fiel mir wieder ein, dass dies das Mädchen war, für das ich mein Leben gelassen hätte, die mich aber im Stich gelassen hatte. Sie hatte allen Grund Schuldgefühle zu empfinden. Ich löste meinen Blick von ihrem und stellte noch etwas fest: Ich sah weder Aris, noch Teresa. Und zu meinem Bedauern war auch weit und breit keine Spur von Thomas. Ich warf Newt einen entschuldigenden Blick zu, worauf er mir sanft mit dem Daumen über meine Handoberfläche fuhr, was in mir, trotz dieser bizarren Situation, eine angenehme Wärme auslöste. Minho wirkte nicht traurig, eher wütend. "Wo ist Thomas? " begann er das Gespräch wutentbrannt. Harriet stellte seine Frage neckisch zurück:"Wo ist Aris?" Nun kochte auch in mir die Wut hoch. Das Gespräch begann mit Aris. Und ich stand daneben und bekam keine Erklärung. "Er hat seine Frage zuerst gestellt. Also antworte auch zuerst.", bekam ich kalt heraus und beherrschte mich, sie nicht anzubrüllen. Einen Moment wich ihr kalter Gesichtsausdruck und sie sah mich voller Mitleid an. Ich sah weg. Mitleid benötigte ich nicht. Schließlich wandte sie sich wieder Minho zu und beantwortete die Frage: "Wir wissen es nicht. Wir hatten ihn aus dem Sack geholt und er war mit Teresa hinten geloffen. Die Mehrheit hatte beschlossen, ihn gehen zu lassen und nicht umzubringen. Alles war gut, bis wir bemerkten dass sowohl Teresa , als auch Thomas fehlten. Wir vermuten nichts gutes." Newts Hand drückte meine fester,diesmal allerdings um Wut zu unterdrücken. Nun war ich diejenige die seinen Handrücken streichelte. Der Griff wurde nicht sanfter. Natürlich nicht, das war gerade indirekt die Aussage gewesen dass sein Freund tot ist. "Jetzt antworte auf meine Frage.", forderte Harriet Minho auf. "Auch wir wissen nicht wo Aris ist. Uns ist nicht einmal aufgefallen dass er weg war. Tja Hope entgeht allerdings nichts." Ich versuchte meine ausdruckslose Miene beizubehalten. Es gelang. Glaubte ich. Eine Stille entstand, in der keiner etwas sagte bis Newt sie mit zorniger Stimme zerbrach: "Habt ihr sonst nichts zu sagen? Ich denke nämlich nicht das bereits alle Fragen hier geklärt sind, oder etwa doch?" Wieder war es still. Irgendwie konnte ich mir denken, dass sie nicht wussten was genau sie jetzt sagen sollten. Dennoch war ich erfüllt von Zorn. "Ich muss die Frage jetzt nicht ernsthaft stellen, oder?", meinte ich laut und ärgerte mich selbst darüber wie zerbrechlich und verletzt es doch klang. "Wir wollten das doch nicht!" ,fing ausgerechnet Lucy an zu sprechen, der die Tränen nun wie Bäche hinabliefen. "Wir wären nie rechtzeitig angekommen wenn wir zwei Leute hätten tragen müssen! Jemand musste entscheiden was zu tun ist, ob wir Thomas oder dich mitnahmen. Wir waren doch fest davon überzeugt, dass wir sterben würden, wenn wir ihn nicht töten. Und die Mehrheit war dafür dass wir dich...zurücklassen sollten. Es war die Wahl, 20 tote Menschen, oder 2. Das musst du doch verstehen! Das verstehst du doch , oder? Du hättest es genauso gemacht." Ich zitterte vor Wut. Ich wusste nicht ob ich jeden Moment zusammenbrechen würde oder anfangen würde zu schreien. Es war jedoch letzteres, wie ich eine Millisekunde später herausfand. "Ich glaubs nicht! Wie kannst du behaupten dass ich dich im Stich lassen würde?! Die anderen, dass die es tun, das verstehe ich irgendwie. Aber du nicht! Und auch Candace nicht! Ich hätte euch NIEMALS NICHT IN TAUSEND JAHREN ZURÜCKGELASSEN! Ich hätte versucht dich zu tragen , Lucy! Und wenn das nicht funktioniert hätte dann hätte ich dich nicht liegenlassen! Ich wäre verdammt nochmal bei dir geblieben. Und wir wären entweder zusammen verreckt, oder doch noch angekommen! Und du weißt genau, dass das wahr ist!Du weißt es besser als jeder Andere!"
In diesem Moment kamen die ganzen unterdrückten Gefühle hoch, doch das war mir egal. Es musste sein. Wir mussten das klären, hier und jetzt. Doch jetzt geschah etwas ,dass ich nie erwartet hätte. Candace rastete aus: "Ach klaar! DUU hättest wieder Mutter Teresia gespielt. DUUU hättest NIE jemanden im Stich gelassen. Das glaubst du doch selbst nicht! Du bist nicht ansatzweise so gutherzig wie du immer tust! Du bist nur ein kleines verstörtes Mädchen mit einer VIEEEL zu großen Klappe und noch größeren Komplexen. LEIIDER kann nicht jeder so ein Moralapostel sein wie ,du Armes Ding! Niemand würde jemals für dich sterben! Niemand würde jemals für irgendwen sterben! Das ist totaler Kitsch! Wir haben dich fürs wohl der Mehrheit zurückgelassen! Und es sind sogar noch mehr am Leben wie es sicherlich gewesen wären wenn wir dich mitgeschleppt hätten! War schon besonders günstig dass die Jungsgruppe vorbei gekommen ist und dich aufgegabelt hat! Hast dir ja auch direkt den erstbesten geschnappt, mit dem du dich jetzt noch trösten kannst! Du bist keine 2 Tage weg und hältst direkt Händchen mit dem blonden Cutie. Dir muss es ja echt SCHEIßE GEGANGEN SEIN!"
Das Gefül was nun auf mir lastete war unerträglich Schmerzhaft. Der Nagel in meiner Brust war soeben zu einem Messer mutiert, dass im innern meines Körpers weitere Klingen ausfuhr und mich dort langsam aufschlitzte. Doch diesmal gab ich nicht nach. Ihrer Dickköpfigkeit hatte ich lange genug nachgegeben. Dieses mal war sie im Unrecht. Und sie beschuldigte mich für die Taten zu verantworten die sie begangen hatte. "Da schneidest du dich gewaltig. Du kennst die Wahrheit. Und selbst wenn ich jeden einzelnen Jungen dieser Gruppe durchgevögelt hätte, wäre es egal. Weil es dich nichts mehr angeht. Ihr seid nicht mehr meine Freunde. Und offenbar wart ihr es nie." Es kostete mich eine enorme Anstrengung nicht in Tränen auszubrechen und mich auf dem Boden hin und her zu rollen, doch im Moment hatte ich noch genug Adrenalin und Wut in mir, um dies zu verhindern. Ich hatte bloß Angst, Newt mit meinem immer fester werdenden Griff die Hand zu zerquetschen. Candace erwiderte eiskalt: "Wir waren eh nur aus Mitleid mit dir befreundet. Du warst klein und fett. Was hattest du dir geda..." "Halt deine neppige Fresse. Das Gespräch ist beendet. Wir gehen weiter", wandte Minho nun ein. "Es ist weit und breit kein sicherer Hafen in Sicht und es bleiben nur noch knapp 2 Stunden." "Das Gespräch ist noch nicht beendet.", wandte Sonya ein, "Ich weiß wir verstehen uns nicht, aber wir sind es euch schuldig. Und das wissen wir alle Mädels." Keine sagte etwas und Sonya sagte:" Wir sind schon da. Das hier," ein paar Mädchen machten Platz und offenbarten ein Schild, "ist der sichere Hafen." beendete sie ihren Satz. Und wahrhaftig sie hatte recht. Auf dem kleinen Schild in dieser riesigen Wüste standen 3 Wörter in Großbuchstaben:
DER SICHERE HAFEN.
Ich war sicherlich nicht die einzige die sich nun dachte: Der sichere Hafen ist ein beschissenes Stück Holz.

Maze Runner FF || Newt *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt