Kapitel 10.

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*POV Stegi*

Ich wache auf und spüre unter mir eine weiche Matratze, bei der das Kopfende ein wenig aufgerichtet ist. Auf mir liegt eine Decke und dennoch umgibt mich eine unangenehme Kälte. Mir steigt ein steriler Geruch in die Nase, der mir durchaus bekannt ist. Es riecht eindeutig nach Krankenhaus. Außerdem fäällt mir ein Druck in meiner linken Armbeuge auf. Langsam öffne ich meine Augen, um meine Vermutung zu überprüfen und behalte recht. Die Wände sind öde weiß und in dem ganzen Raum ist bloß ein Fenster, das Bett, indem ich liege, ein Tropf, der an meinen Arm angeschlossen ist, ein kleiner Tisch neben mir und... ein Stuhl, mit einem schlafenden Tim. Sein Oberkörper ist nach vorne gebeugt und sein Kopf auf die Matratze neben mir gebettet. Sein einer Arm liegt unter seinem Kopf und die andere Hand hält meine fest umschlossen. Seine Gesichtszüge sind entspannt und er sieht alles in allem unheimlich friedlich aus. Zögernd erinnere ich mich an das Auto an der Kreuzung und  bin auf einmal unendlich erleichtert, dass es Tim gut geht. Zu gerne würde ich ihn noch in seiner scheinbar fröhlichen Traumwelt ruhen lassen, denn sein schmaler Mund verzieht sich gerade zu einem sanften Lächeln. Doch mein Kopf ist voller Fragen und so drücke ich leicht seine Hand, woraufhin nur ein leichtes Brummeln seinerseits zu hören ist. Also hebe ich meine andere Hand, welche nicht von seiner umschlossen ist und streiche ihm durch die Haare. „Tim?", frage ich zögernd und darauf öffnet er die Augen. Zunächst wirkt er ein wenig verwirrt und reibt sich müde über die Augen. Doch dann scheint er die Situation relativ schnell erfasst zu haben, denn er richtet sich auf und begrüßt mich sofort mit einem freudigen: „Stegi! Du bist wach!". Einen Moment grinsen wir uns schweigend an, bis mir wieder die ganzen Fragen einfallen. „Tim? Warum bin ich hier? Und dir geht's doch gut, oder? Was ist mit dem Fahrer des anderen Autos? Ach und dein Auto! Ist es sehr kaputt? Wie spät ist es und wie lange war ich bitte weg? Wann können wir weiter fahren?", falle ich direkt mit einem Redeschwall über ihn her und er hebt beschwichtigend die freie Hand, um mich zum Schweigen zu bringen. „Stegi, hey! Alles nacheinander, okay?" Kurz lacht er auf, bevor er anfängt alle meine Fragen zu beantworten. „Also erst mal ja, mir geht es gut und auch der Fahrer des anderen Wagens hat bloß eine leichte Gehirnerschütterung. Wir haben Glück gehabt, dass er nur den hinteren Teil meines Autos mit seiner Beifahrerseite erwischt hat und nicht frontal in uns gefahren ist. Mein Auto ist doch egal. Hauptsache uns ist nicht allzu viel passiert. Meine Eltern sind sicher bereit die Reparatur zu bezahlen, also ist das auch kein Thema. Gerade ist es 2 Uhr morgens und noch kein Tag vergangen. Was jetzt genau bei dir passiert ist und wann wir weiterfahren können muss der Arzt dir beantworten. Ich würd sagen, dass wir den jetzt einfach mal rufen und dann kann der dir weiter antworten." Abschließend atmet Tim tief ein. Ich nicke nur und langsam beruhige ich mich auch wieder, sodass mir erneut bewusst wird, wie müde ich noch immer bin. Tim drückt währenddessen auf einen Knopf, der die Krankenschwester ruft und teilt dieser mit, dass ich wach bin und wir gerne einen Arzt sprechen würden. Das alles bekomme ich nur noch halb mit, da ich meine Augen schon wieder geschlossen habe und bloß mithöre. Langsam aber sicher dämmere ich wieder weg und werde erst wieder wach, als Tim schwach an meinem Arm rüttelt, um mich zu wecken. Als ich dann die Augen öffne, lächelt mir Tim und ein junger Mann mit blonden Haaren und fröhlichen Augen in einem weißen Kittel und mit einem Klemmbrett entgegen. „Hallo, Herr-" „Einfach nur Stegi bitte.", unterbreche ich ihn, da ich es abgrundtief hasse, bei meinem Nachnamen genannt zu werden. Dass das möglicherweise einen unfreundlichen Eindruck hinterlässt, ist mir in diesem Moment herzlich egal. Der junge Arzt quittiert das nur mit einem Lächeln und fährt dann fort. „Also, Stegi. Ich bin Doktor Blohm und im Moment ihr behandelnder Arzt. Wahrscheinlich haben sie viele Fragen, aber bisher können wir bloß sagen, dass sie aufgrund der stressigen Situation ihr Bewusstsein verloren haben, was wiederrum ihrer Krankheit zugrunde liegt. Sie haben sich aber keine weiteren Verletzungen zugezogen, soweit wir das bisher feststellen konnten. Ihr Freund hat uns schon grob über ihr Krankheitsbild informiert, woraufhin wir uns ihr Krankenakte aus Karlsruhe haben rüberschicken lassen." Bei diesen Worten kann ich Mitleid in seinen Augen erkennen. „Wann können wir denn weiter fahren? Ich wollte noch zurück zu meiner Familie fahren.", werfe ich leise ein. Nun verdunkelt sich der Blick meines Gegenübers noch ein wenig mehr, was Tim wohl auch merkt, da er mal wieder anfängt beruhigend über meinen Handrücken zu streichen. „Wir müssen ihnen leider mitteilen, dass sie wohl nicht mehr in der Lage sind weiterzufahren. Sie müssen wohl oder übel hier bleiben, da eine weitere Fahrt bei ihrer stark fortgeschrittenen Leukämie zu riskant wäre. Es tut mir leid. Aber wenn sie wollen, kann ich ihre Familie informieren lassen, dann könnte sie, wenn sie am nächsten Morgen aufwachen schon da sein." Stumm nicke ich und sobald der Arzt sich verabschiedet hat und die Tür hinter sich schließt laufen mir schon stumm die ersten Tränen über das Gesicht. Tim rückt seinen Stuhl näher an das Bett und streicht mir, wie schon so oft einzelne Tränen von den Wangen. Ich wollte in meiner Heimat sterben. Mir war klar, dass ich nicht zuhause werde sterben können, doch ich dachte wenigstens, dass ich in dem mir bekannten Krankenhaus in Karlsruhe sterben könnte. „Es tut mir so leid, Stegi.", flüstert Tim nach einigen Minuten der Stille. Mit noch immer tränenden Augen schaue ich ihn an. „Tim, dir darf nichts leidtun. Du hättest nichts machen können. Versprech mir, dass du nicht zulässt, dass du oder irgendeiner aus meiner Familie sich schuldig fühlt. Bitte." Immer mehr Tränen finden ihren Weg über meine inzwischen leicht hervorstehenden Wangenknochen und ich nehme nur verschwommen Tims Nicken war, ehe er ein „Versprochen." flüstert.

In der nächsten Stunde erfüllt mich eine merkwürdige Leere, gegen die auch Tims Hand nicht mehr ankommt. Ich versuche zu schlafen, damit die Gedanken verstummen, aber ich kann nicht. Die Tränen haben aufgehört zu fließen und die meiste Zeit schaue ich stumm an die lächerlich weiße Decke. Ich habe mir meinen Tod gänzlich anders vorgestellt. Nicht so plump und irgendwie lauter, nicht so still. Hier und da spüre ich Tims Blick auf mir und nach einiger Zeit fängt mein Körper an zu zittern. Nicht einmal die zweite Decke, die Tim bringen lässt, verdrängt die Kälte. „Tim?", frage ich, als ich das Zittern nicht mehr aushalte. „Hm?" Er richtet sich sofort auf und wäre wahrscheinlich bereit, direkt aufzuspringen und alles für mich zu machen. Jedenfalls wirkt er so. „Kommst du her? Zu mir? Es ist kalt.", flüstere ich nun nur noch und schaue ein wenig schüchtern in Tims Richtung. „Ja, alles, Stegi.", antwortet dieser ebenso leise und steht auf. Mühsam rutsche ich ein Stück weiter an die Seite, um Tim Platz zu machen und hebe die Decken an. Tim schiebt sich neben mich und als könne er Gedanken lesen, legt er einen Arm um meine Schultern, sodass ich meinen Kopf auf seine Brust betten kann. Augenblicklich wird mir ein wenig wärmer und auch das Zittern wird weniger. Sein ruhiger Herzschlag und inzwischen auch das gleichmäßige Streichen seiner Hand auf meiner Schulter bringen mich dazu meine Augen erneut zu schließen und wegzudämmern. Ein kurzer und etwas schüchterner Kuss auf meinen Hinterkopf lassen mich schließlich mit einem leichten Lächeln in einen unruhigen Schlaf fallen.

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Souu ^^

Ähm..mal wieder über 1200 Wörter und ich bin ehrlich gesagt nicht wirklich zufrieden :(

Wäre wie immer super lieb, wenn ihr mir wieder Rückmeldung dalassen würdet, weil ich eben echt nicht einschätzen kann, wie ich das so finden soll ^^

Danke an alle, die immer fleißig voten oder Kommentare schreiben, ihr seid echt töfte <3

Liebe Grüße und Gute Nacht :3

Stexpert ~ FreundeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt