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Als ich mit dem Frühstück fertig war, stellte ich das schmutzige Geschirr zum abwaschen neben das Waschbecken. Die restlichen Sachen räumte ich wieder dorthin zurück, wo Hoodie sie her hatte. Nur, als ich den Kühlschrank öffnete, hielt ich inne. Ein hässlicher Gestank schlug mir wie eine Faust ins Gesicht. Es roch nach Fleisch und Blut. Ein Gestank von Verwesung. Ihr kennt es, wenn ihr zum Fleischer geht, oder im nächsten Supermarkt in der Wurst und Fleischabteilung steht, und dann das bestellte Stück in weißem Papier und einem einem ebenso weißem Plastiksack eingehüllt, in die Hand gedrückt bekommt? Das Kühlgerät war voll von solchen weiß eingepackten Produkten. Mensch, hatte ich oft weiß gesagt, fiel mir blitzartig ein. Um welches Fleisch es sich dabei handelte wollte ich nicht unbedingt wissen. Das Bedürfnis darüber nachzudenken war ebenso gering, wie das, noch länger hier zu bleiben.

Ich hielt den Atem an und stellte die Marmeladen und die Butter in den Kühlschrank. Mit der Hand vor Nase und Mund versuchte ich den Würgereiz, welcher sich nun wiedereinmal meldete, zu unterdrücken. Als ich fertig war, schlug ich die Tür so schnell wie wie ich konnte zu. Mit dem Rücken an das kühlende Gerät gelehnt, fragte ich mich, wieso irgendjemand so eine beachtliche Menge an Fleisch im Kühlschrank eingelagert hatte. Um ehrlich zu sein, wollte ich es gar nicht wissen.

Die Stille war einer meiner treuesten Begleiter. Sie verließ mich nur selten, und wenn, dann wurde sie meist durch meine eigenen Schreie unterbrochen. Was zum Teufel war denn bloß mit mir los? Es lief nicht einfach nur alles schief, nein es musste auch noch alles mit in die Tiefe reißen, was zuvor auf beinahe felsenfesten Säulen gethront hatte. Verdammt. Ich tat es schon wieder. Selbstmitleid brachte mich nirgendwo hin. Nun ja, in Irrenhaus würde es mich höchstwahrscheinlich bringen.

In diesem Moment ging die Tür, durch die Hoodie verschwunden war, auf und Smileyfresse betrat den Raum. Jeff schien sichtlich angepisst. Mehr als nur normal angepisst. Ich meine so ein richtig schlimmes angepisst das man meist war, wenn der Freund erzählte, dass er mehr als nur einmal mit deinem größtem Feind geschlafen hatte, und dieser dich in Sachen Sex weitaus übertraf. Als du dann auch noch herausfindest, dass er gar nicht die Schlampe von nebenan meint, sondern den Typen, der jeden Tag die Zeitung ausliefert, kommst du aus diesem angepisstem Zustand nicht mehr heraus. Jup, so ein angepisst ist das.

Mir persönlich ist soetwas noch nicht passiert. Naomi schon. Und mann, die war sauer für drei Monate. Das ist nicht einmal übertrieben. Ich habe mitgezählt.

Schweigend entschloss ich, dass ich nun einen gewissen Abstand zu Jeff einhalten sollte. Rein aus Sicherheitsgründen versteht sich. Vorsichtig machte ich mich auf den Weg zurück zu meinem Sitzplatz. Dabei warf ich immer wieder einen Seitenblick zu dem Schwarzhaarigem hinüber, um mich zu vergewissern, dass ich ihn damit nicht vollkommen auf die Palme brachte. Seine vor Wut blitzenden Augen starrten auf einen unsichtbaren Punkt am Esstisch.

Ich warf ihm einen kurzen Blick zu.

Nichts. Das einzige, was sich an ihm bewegte, waren seine Kiefermuskeln und ein Teil seiner Oberarmmuskulatur. Immer noch starrte er auf den Fleck.

Ein paar Schritte weiter, wieder ein verstohlener Blick zur Seite.

Noch immer keine Regung. Heute musste das Narrenkasterl ja mal wieder etwas sehr interessantes zeigen. Seine kühlen Augen. Seine tiefen Atemzüge. Die von ihm ausgehende Gefahr.

Nun stand ich vor dem Stuhl. Ich legte eine Hand auf die Lehne. Ein ungutes Gefühl überkam mich. Meine Augen wanderten ein drittes Mal zurück zu Jeff. Es traf mich wie ein Stromschlag, als Jeffs Augen mich direkt anblickten. Schnell sah ich wieder geradeaus. Ertappt.

Helpless - Subliminal Sight (Creepypasta FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt