Kapitel 10

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Mein Herz rast doppelt so schnell wie normal während ich mich auf die Geräusche direkt über mir konzentriere. Der oder die der sich dort oben befindet wandert ständig hin und her als ob er/sie etwas suchen würde. Aber was soll es da oben schon geben außer Staub und Mäusen? Plötzlich kommt mir ein ganz anderer Gedanke: Wie ist die Person da überhaupt hoch gekommen? Bei meiner Ankunft hatte ich fest gestellt das die Tür zum Dachboden verschlossen ist. Ich habe noch ganz genau das Bild im Kopf wie ich verwirrt an der verschlossenen Tür gerüttelt habe. Oh verdammt was ich soll ich machen? Am besten wäre es Greg zu holen aber schon bei dem Gedanken das warme und sichere Bett zu verlassen rast mein Herz noch etwas schneller. Allerdings könnte ich ihn anrufen, doch auch diese Idee verwerfe ich schnell wieder bei der Vorstellung, dass der Einbrecher das Läuten hört und dann, mit einer Axt bewaffnet, in mein Zimmer stürmt um mir den Kopf abzuhacken. Mittlerweile sind die Schritte verklungen aber die Person ist definitiv noch da oben. Sie ist vielleicht ohne mein Wissen da hochgekommen aber falls die Person runterkommt werde ich es auf jeden Fall mitbekommen! Die Türe zum Dachboden ist nämlich direkt gegenüber meiner Zimmertür und wenn ich den Kopf nach rechts drehe habe ich den perfekten Blick darauf. In meinem Kopf gehe ich nochmal alle Möglichkeiten durch: Da ich viel zu große Angst habe das Bett zu verlassen, fällt die Möglichkeit weg Greg zu wecken. Außerdem könnte der wahrscheinlich eh nichts ausrichten wenn ich ihn aus dem Tiefschlaf reiße. Plötzlich kommt mir der Gedanke das Greg dort oben rumspaziert. Aber was sollte er da oben schon tun? Schnell verwerfe ich die Idee wieder. Jedenfalls ist klar das mir keiner in diesem Haus helfen kann. Also brauche ich jemanden der jetzt, erstens noch wach ist und zweitens so schnell wie möglich hier sein könnte. Mein erster Gedanke ist die Polizei aber dort müsste ich auch anrufen und das geht ja eben nicht. Ari ist nach ihrem Familienausflug sicher schon längst im Bett. Bleibt also nur noch Niall. Unsicher greife ich nach meinem Handy und schalte es auf lautlos. Ich scrolle mich durch die Kontakte bis zu 'HotNiall' und beginne immer noch etwas zweifelnd eine Nachricht zu verfassen. Verzweifelte Situationen fordern verzweifelte Maßnahmen rede ich mir ein während ich aus Senden tippe.

Niall, es ist ein Notfall! Irgendjemand ist im Haus auf dem Dachboden und ich weiß nicht was ich tun soll! Bitte hilf mir, der Haustürschlüssel ist in dem zweiten Blumentopf links von der Haustür. Sei bitte möglichst leise und komm dann in mein Zimmer. Bitte! Dev xx

Die Sekunden ziehen sich endlos dahin, bis schließlich zwei Minuten verstrichen sind. Dann leuchtet endlich mein Handydisplay auf und ich habe eine Antwort von Niall.

Bin unterwegs.

Mehr hat er nicht geschrieben aber allein diese zwei Wörter beruhigen mich. Die Schritte haben mittlerweile wieder eingesetzt und sie befinden sich erneut direkt über mir. Ich kann nur hoffen das der Einbrecher noch eine Weile beschäftigt ist.. Ich zucke zusammen als oben ein starkes Rumpeln erklingt. Danach ist es totenstill und es läuft mir eiskalt den Rücken runter. Doch schon nach kurzer Zeit sind die Schritte wieder zu hören. Mittlerweile sind 5 Minuten seit meiner SOS-Nachricht an Niall vergangen und ich kann nur hoffen das er bald hier ist. Wie als Antwort kann ich neben den Schritten über mir jetzt auch leise Schritte von der Treppe wahrnehmen. Als Niall dann in Jogginghose und Schlabbershirt in der Zimmertür steht muss ich mir Tränen der Erleichterung verkneifen. Ganz leise und mit vorsichtigen Schritten kommt Niall auf mein Bett zu und ich stehe eilig auf, denn hier sieht uns die Person sobald sie den Dachboden verlässt. Die Tatsache das ich bis auf ein T-Shirt von meinem Dad, welches knapp unter dem Po endet, nichts anhabe ist gerade weder für mich noch für Niall relevant. Wir stehen beide reglos in meinem dunklen Zimmer und lauschen den Schritten. Als diese wieder aufhören ziehe ich Niall rasch in meinen begehbaren Kleiderschrank. In meinem Raum war es ja schon dunkel aber hier drinnen sieht man die Hand vor Augen nicht und unwillkürlich trete ich noch näher an Niall obwohl wir aufgrund der Enge des Schrankes eh schon fast aufeinander stehen. 'Danke, danke, danke das du gekommen bist!' sage ich wobei meine Stimme nicht mehr als ein Hauchen ist. 'Ist ja wohl klar.' Ich sehe das leichte Grinsen in seinem Gesicht förmlich vor mir. Super, jetzt hält er sich wahrscheinlich für sowas wie meinen Helden. Aber egal, wichtig ist nur das er hier ist. 'Was sollen wir jetzt tun?' 'Du bleibst hier drinnen und ich knöpf mir den Typen da oben vor!' 'Was? Bist du verrückt? Was wenn er oder sie eine Waffe hat?' Allein bei der Vorstellung fangen meine Hände an zu zittern. 'Für was hast du mich den sonst geholt? Soll ich mich zu dir ins Bett legen und dich trösten? Kann ich danach gerne tun, aber vorher müssen wir den Einbrecher loswerden!' Und ohne mir die Chance auf eine Antwort zu geben verlässt Niall den Kleiderschrank. In meinem inneren Auge sehe ich wie er Richtung Dachboden geht, die Tür aufreißt, die Treppen hochstürmt und im nächsten Moment von einer Kugel durchlöchert wird. Jetzt kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten und auch meine Knie geben nach. Schluchzend liege ich auf dem Boden und halte mir die Ohren zu. Ja ich weiß das dieses Verhalten einfach nur feige ist. Und ich sollte jetzt wahrscheinlich aufstehen und Niall dabei unterstützen den Einbrecher zu vermöbbeln. Aber das Leben ist nicht wie in einem Film wo ich jetzt total elegant die Treppe hochschleichen würde und dann den Einbrecher mit einem beliebigen Gegenstand k.o. haue während der Niall mit einer Waffe bedroht! Ich öffne die Augen wieder, nicht weil ich irgendwas höre ist oder so, im Gegenteil, ich öffne sie weil weil es total ruhig ist. Keine Kampfgeräusche, keine Schussgeräusche, garnichts! Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Vorsichtig krieche ich auf die Tür zu und öffne sie einen Spalt. Als ich niemanden erkenne, stehe ich langsam vom Boden auf und schlüpfe durch die Schranktür. Auf Zehenspitzen schleiche ich zur Tür und werfe vorsichtig einen Blick in den Flur, wo die Dachkammertür nun speerangelweit offen steht. Oben sind wieder Schritte zu hören, allerdings sind diese laut und fest, daher schätze ich das Niall dort oben herum wandert. Ich schmeiße jetzt einfach mal alle Vorsicht über Bord und steige die Treppe zum Dachboden hoch. Bei der Hälfte bleibe ich erneut stehen und lausche. 'Das gibt’s doch nicht.. Was soll das? Wie zur Hölle...' Diese und weitere Sachen bahnen sich den Weg in mein Ohr und ich identifiziere eindeutig Nialls aufgebrachte Stimme. Jetzt setze ich meinen Weg nach oben zielsicher fort und als ich ganz oben angelangt bin, bleibt mir der Mund offen stehen. Niall hat wahrscheinlich das Deckenlicht angeknipst, jedenfalls taucht die alte Glühbirne den Dachboden in ein altwirkendes Licht. Überall sind Kisten gestappelt und in dem rießigen Speicher stehen ein paar veraltete Möbel von denen manche mit einem Laken verdeckt sind. Auf dem Boden liegt ein alter Teppich, was wahrscheinlich der Grund ist wieso die Schritte so gedämpft waren. Am einen Ende kann ich ein rundes Fenster ausmachen mit Blick auf den Garten. Alles in allem ziemlich gemütlich hier oben. Mein Blick wandert vom Fenster zu einem alten, staubigen Sofa auf dem Niall sitzt und total belämmert in die Gegend blickt. 'Niall? Was ist denn passiert? Wo ist der Einbrecher?' Nervös blicke ich mich erneut um als ob er Einbrecher sich gleich auf mich stürzen will. Niall schnaubt auf 'Das habe ich mich auch gefragt. Ich bin die Treppen hochgestürmt und habe das Licht angemacht aber das einzige das ich noch gehört hab war ein leiser Knall. Aus dem Fenster kann er nicht gekommen sein, das ist total zugerostet. Wie zum Teufel ist der Typ abgehauen?' Entgeistert starre ich Niall an. Der Einbrecher ist abgehauen? Sofort überschwappt mich wieder dieses unangenehme Gefühl wie eine große Welle. 'Aber.. aber er muss hier irgendwie rausgekommen sein! Von wo kam der Knall?' Niall deutet in eine Ecke wo das Licht nicht sonderlich gut hinscheint. Schnell eile ich dorthin und leuchte alles mit meinem Handy ab. Tatsächlich werde ich fündig. 'Das solltest du dir mal ansehen.' Neugierig tritt Niall neben mich und starrt auf die viereckige Luke im Dachschiebel. Er schiebt die Finger in die kleine Einkerbung und drückt die Luke auf. Dann stemmt er sich aufs Dach, während ich ihn von unten anschiebe. Was natürlich total unnötig ist aber irgendwie will ich mich ja auch nützlich machen! Ich warte auf irgendeine Reaktion von Niall aber als ich nichts kommt packe ich mir entschlossen einen Karton, schiebe ihn unter die Öffnung und stemme mich dann selbst aufs Dach. Die Luke ist auf der Seite des Daches, die zur Straße hin deutet. Niall sitzt direkt neben der Luke und starrt auf die finstere Straße. Ängstlich folge ich seinem Blick und sehe gerade noch eine Gestalt rennend in die Dunkelheit verschwinden.

Change my Mind - FF mit One DirectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt