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Auf dem Weg nach Hause überlege ich, über wen die beiden gesprochen haben. Es muss eine wichtige Person sein, denn sonst hätten sie sich niemals gestritten. Dazu sind die beiden viel zu friedlich. Eventuell steht ja in dem Brief was darüber.

Für einen Augenblick lang bleibe ich stehen und spiele mit dem Gedanken, ihn zu öffnen. Aber würde das stimmen, hätte mein Vater etwas damit zu tun und ich bin ganz sicher nicht diejenige, um die es geht. Meine Geschwister passen dazu wundervoll zu ihren Monden. Es wird etwas anderes sein.

Ich gehe weiter durch den Wald und mustere die kahlen Bäume, die vor ein paar Tagen noch in den schönsten Herbstfarben strahlten. Ich vermisse dieses beruhigende Gefühl jetzt schon. Meistens genieße ich jeden Tag draußen sobald der Sommer vorbei ist. Im Sommer sitze ich eigentlich immer drinnen, weil meine Haut sofort anfängt zu brennen.

Aber der Winter macht mich traurig. In der Zeit leide ich oft an Traurig- und Lustlosigkeit. Außerdem verstehe ich die Leute nicht, die über Weihnachten zunehmen, weil ich in der Zeit wirklich kaum Hunger habe. Meine beste Freundin wollte mich deshalb schon zweimal zum Arzt schleppen.

Als ich an unserem Haus ankommen, sehe ich, dass Dad nicht zu Hause ist. Sein Auto steht nicht am Straßenrand. Ich nehme meinen Schlüssel und öffne die Tür. Kaum zu glauben, dass an einem Samstag auch Fin, mein kleiner Bruder, nicht zu Hause ist. Für gewöhnlich kämpft er samstags immer im Trainingsraum im Keller, aber alles ist still.

Ich gehe in die Küche und lege den Brief von der Königin auf den Tisch. Danach gehe ich in mein Zimmer und setze mich an meine Staffelei, auf der eine Leinwand mit ein paar winzigen Menschen mit viel zu großen Köpfen. Einige nennen diese Zeichnung "Chibi", ich mag diese Bezeichnung aber nicht wirklich, weshalb ich sie einfach als Menschen betrachte.

Nicht viele meiner Freunde bzw nicht viele Leute die ich kenne, könne auch zeichnen. Bei den meisten ist es eher malen, weil sie viel mehr mit Farben und sowas arbeiten. Außerdem bestehen deren Bilder nur aus einer Handlung, während ich immer kleine Geschichten erschaffe, die ich danach niederschreibe.

Nach einer Stunde habe ich keine Lust mehr zu zeichnen oder zu schreiben und mache mich auf den Weg in meinen persönlichen Trainingsraum. Aber hier trainiere ich nicht meine Kraft im körperlichen Sinne, sondern konzentriere mich auf meine magischen Fähigkeiten. Am Montag steht meine Prüfung an, die darüber entscheidet, ob ich weiter zaubern darf oder nicht. Eigentlich zaubere ich immer drauflos und schaue, was dabei heraus kommt, aber in der Prüfung geht es um gezieltes Zaubern.

Es ist eine Leichtigkeit. Man wünscht sich einfach etwas und flüstert den Wunsch auf einer seltsamen Sprache, für die es einfach keinen Namen gibt. Allgemein ist sie unter "Die Sprache der Magier, Zauberern und Hexen" bekannt. Auch "DSdMZuH" genannt. Ich finde diese Bezeichnung viel zu kompliziert, aber es ist im Wortschatz aller vorhanden, weshalb ich versuche auch die Abkürzung zu verwenden.

Aber um Zaubereien noch gezielter zu bewirken, kann man Tränke herstellen. Besonders die Alchemisten versuchen sich daran und stellen sich immer vor, dass auch sie in der Vollmond-oder Neumondnacht mit einem solchen Trank zaubern können. Da das aber nie passiert, glauben sie, dass sie irgendetwas falsch gemacht haben müssen.

Das Gegenteil von ihnen sind die richtigen Chemiker, Physiker und Biologen. Sie haben ebenfalls alle ihren eigenen Mond, obwohl ich nicht mal weiß, was das nützen soll. Ich finde diese Monde sowas von unnötig, dass ich am liebsten auf einen anderen Planeten ziehen würde. Am liebsten auf den Mars, was allerdings unmöglich ist.


Good vs BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt