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"Oh, Elena", sagt Trixie erfreut und sieht von ihrem Schreibtisch auf, "was kann ich für dich tun?" "Ich wollte nach dem Arbeitszimmer fragen um meine Sachen einräumen zu können", antworte ich und schließe die Tür leise. "Ach so. Ja, es gibt da noch einige Zimmer, die du nehmen könntest", meint sie freundlich und zieht eine Schublade voller Schlüssel auf, "also eigentlich hast du freie Auswahl. Wie soll die Größe sein?" "Eher klein", sage ich. "Hell oder eher gemütlicher?" "Eher gemütlicher." "Weiter oben oder weiter unten." "Ganz oben." Jede Antwort kommt so schnell aus mir raus, dass Trixie verschmitzt lächeln muss. "Du möchtest in das kleine Zimmer im Dachboden, richtig?" Ich nicke eifrig und bekomme einen Schlüssel in die Hand gedrückt.

"Deine Sachen sind bereits oben", verabschiedet sie sich lächelnd und schaut wieder konzentriert auf ihre Dokumente. Ich gehe nach oben und sehe meine Koffer bereits vor der Tür stehen.

"Ähhm, wie sollen die ganzen Sachen denn bitte in dieses kleine Zimmer passen?", fragt Nightmare skeptisch und fliegt zwischen den Koffern und Kartons her. "Das ist das magische an diesem Raum", sage ich mit großen Augen, "wenn du willst, passt da ein ganzes Haus rein. Deshalb möchte ich dieses Zimmer haben. Es ist verzaubert und ich möchte wissen von wem."

"Ist auf jeden Fall schwarze Magie", meint Nightmare gelangweilt und setzt sich auf einen Karton, "kannst du das nicht spüren?" "Naja, das hier etwas komisch ist, wusste ich schon immer, aber mehr auch nicht", gebe ich verlegen zurück und öffne die Tür. Das Zimmer ist dunkel und mit Möbeln aus Fichtenholz ausgestattet.

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"Oh maan, willst du wirklich alle Bücher jetzt sortiere?", meckert der kleine Geist mich an und setzt sich auf einen Stuhl, "wozu hast du denn Zauberkräfte?" "Naja, nicht dazu um diese Bücher einzuräumen. Außerdem muss ich eh noch lernen", antworte ich, wobei ich ein Buch nach dem anderen in den Schrank in der Wand Räume. "Als ob.... ich könnte dir morgen die Lösungen doch auch einfach vorlesen!", schlägt sie begeistert vor und springt auf. "Ich schummle nicht", sage ich etwas forscher als gewollt. "Das ist ja langweilig!"

Mittlerweile sind 4 Stunden vergangen, seit ich fertig mit einräumen bin und ich angefangen habe zu lernen. Nightmare liegt schlafend auf dem Schreibtisch. Kann ich verstehen. Ich würde auch lieber etwas anderes machen als Formeln zu lernen. Aber ich kann sie alle, weshalb ich aufhöre, Nightmare wecke und dann runtergehe.

Es dauert eine Weile, bis ich wieder zu Gregorys Zimmer komme. Das Schloss hat große Flure, die mit einem rot-goldenem Teppich ausgelegt sind und weinrote Tapeten an den Wänden haben. Die riesigen Fenster lassen viel Sonnenlicht in die Zimmer und die goldenen Vorhänge strahlen. Man könnte fast meinen, dass noch Herbst ist, aber draußen wird es stehts kälter und dunkler. Aus dem Grund laufe ich lange durch die Räume und genieße es.

Als ich mich dann doch dazu bewege zurück in Gregorys Zimmer zu gehen, höre ich bereits im Flur drei Stimmen. Sie sind ziemlich leise, aber ich kann sie deutlich erkennen. Die eine Stimme gehört zu Gregory, die andere zu Courtney und die letzte zu... Leila! Was hat sie denn hier zu suchen? "Soll ich mal reingehen und sie belauschen?", schlägt Nightmare vor und ist bereits verschwunden, bevor ich antworten konnte. Ich rolle mit den Augen und atme einmal tief durch, strecke meinen Rücken durch und gehe ebenfalls auf das Zimmer zu.

"Ihr habt es ihr gesagt?!", fährt Leila die beiden an, "wie konntet ihr das nur tun?! Sie sollte es nicht wissen und du weißt wieso!" "Leila, mach dir doch keine Sorgen, wir haben alles unter Kontrolle", sagt Courtney ruhig. "Keine Sorgen machen? Willst du mich auf den Arm nehmen? Sie sucht jetzt überall die Gefahr und ich werde zu ihrer Feindin! Ihr wisst, dass ich euch helfen will, aber jetzt hat sie kein Vertrauen mehr zu mir! Ich habe euch gesagt, dass ich noch etwas Zeit brauche!" 

"Ich bin mir sicher, dass Elena dir immer vertrauen würde. Sie ist nicht dumm, nicht leichtsinnig und nicht naiv, aber sie kennt ihre Schwester und wenn es darauf ankommt, wenn es um Leben und Tod geht und sie nicht weiter weiß, vertraut sie dir. Außerdem hat sie Nightmare, die ihr sagt, ob man dir trauen kann oder nicht", sagt Gregory ernst und er hat schon recht. Ich würde ihr vertrauen. Ich würde ihr mein Leben anvertrauen, obwohl sie mich geschlagen hat. Sie ist meine Schwester.

Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und drücke die Türklinke runter und trete ein. Leila schaut mich geschockt an, sowie die anderen beiden. "El...", ist alles, was sie von sich geben kann, also übernehme ich das Reden: "Ich soll dir also vertrauen? Du sollst mir helfen, mit irgendwas fertig zu werden?" "Ich habe es dir ja gesagt!", fährt sie Gregory an, nachdem sie sich ein wenig gefasst hat. "Jetzt wird es lustig", meint Nightmare amüsiert und setzt sich auf das Bett, "hast du Popcorn?" 'Hättest du wohl gern', zische ich zurück und konzentriere mich wieder auf meine Schwester.

"Was hast du ihm gesagt? Dass du Zeit brauchst, um mein Vertrauen wieder zu bekommen? Interessant. Hast du etwa vergessen, was du für mich bist?", frage ich sie mit sarkastischem Unterton, "denn wüsstest du das, wärst du einfach zu mir gekommen." Sie will gerade protestieren, doch dann wird ihr die Bedeutung meiner Worte bewusst. "Du vertraust mir?", ihr Gesicht ist kreidebleich und sie starrt mich entsetzt an, "ich habe das nicht verdient. Ich habe so viel schlimmes getan, besonders in Bezug auf dich, wie konntest du das aushalten?" "Du hast keine große Schwester, du weißt nicht, wie es sich anfühlt, wenn sie dich nicht leiden kann oder sie dir zumindest das Gefühl gibt, nichts wert zu sein. Ich weiß das und ich habe mir immer gewünscht, dass du zu mir zurückkommst und sagst, dass das alles nur ein Spiel gewesen ist." Die Wörter dringen förmlich nach draußen und ich kann sie nicht aufhalten, obwohl ich das nie zugeben wollte.

"Das hast du gehofft?" Ihre Augen werden noch größer und plötzlich fällt sie mir um den Hals. "Hätte ich auch nur annähernd gewusst, wie viel ich dir bedeute, hätte ich dir alles von vorneherein gesagt." "Wusstest du aber nicht", antworte ich und schmunzele. Mein Traum wurde war, auch wenn ich immer Angst davor hatte: Es war immer einer meiner größten Träume! "Ich unterbreche das nur ungern, aber wenn es nicht auffallen soll, dass Leila hier ist, sollte sie wohl oder übel jetzt gehen", meldet sich Courtney zu Wort und geht zur Tür. Dabei nickt sie mit dem Kopf ebenfalls in die Richtung und befiehlt Leila so, dass sie ihr folgen soll. "Wir sehen uns", flüstert sie noch und verschwindet dann.

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"Wieso hast du sie denn nicht angemeckert?", fragt Nightmare gelangweilt, als Ich fertig mit duschen bin und Gregory im Bad verschwindet. "Als ob ich das gewollt hätte", erwidere ich wobei ich die Augen verdrehe. "Wäre aber lustig gewesen", sagt der Geist schmollend und dreht sich weg. "Tja." Ich stehe auf und ziehe mir meinen Schlafanzug an. "Gregory war eben übrigens nicht sonderlich glücklich darüber, dass du einfach rein gekommen bist", bemerkt sie und ich erinnere mich an seinen finsteren Blick, bevor ich duschen gegangen bin. Hupps, so war das definitiv nicht geplant.

Ich liege schon im Bett, als Greg wieder ins Zimmer kommt und sich eine Hose anzieht. Sein Gesichtsausdruck ist immer noch nicht wirklich glücklich und er würdigt mich keines Blickes. Auch nicht, als er sich zu mir ins Bett legt. Eigentlich könnte ich mir die Frage sparen, aber ich bin grade echt wütend, weil er wütend ist, obwohl ich ja eigentlich nichts getan hab. 

"Was ist los?" "Nichts", sagt er abgehackt und macht die Nachttischlampe aus. "Und das soll ich dir glauben?" "Tue es oder lass es, ist mir egal", meint er forsch und zieht seine Decke hoch. "Was soll das?", fahre ich ihn  an. Und in dem Moment passiert das, wovor ich nie wirklich Angst hatte und immer erleben wollte, was aber in Wahrheit so verdammt schlimm ist, dass ich die Frage am liebsten zurückziehen würde.





Good vs BadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt