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Pierre

Es waren nun schon Stunden vergangen, seit ich vom Training abgehauen war. Ich saß auf einem alten Baumstumpf. An diesen Ort kam ich, während meiner Schulzeit gerne, um den Stress zu vergessen oder um einfach mal den Kopf frei zu bekommen. Er war etwas außerhalb von Hannover. Die Sonne fing bereits an unter zu gehen, aber ich war noch immer zu keiner Lösung gekommen. Plötzlich hörte ich eine Stimme hinter mir. "Pierre... ich... ich muss mit dir reden." Auch das noch. Als wenn ich nicht schon verwirrt genug gewesen wäre. Nun stand ausgerechnet Lara hinter mir. "Was willst du? Solltest du nicht bei deinem Timo sein?", entgegnete ich ihr mit zorniger Stimme. Ich drehte mich nicht zu ihr um, aber irgendwie spürte, dass sie bedrückt war. Warum auch immer. "Nein, aber vielleicht wäre es besser wenn du dort wärst." Immer noch wütend drehte ich mich um. Doch bevor ich etwas sagen konnte, sah ich Laras Gesicht. Viele Tränen liefen ihre Wange herunter. "Nenn mir einen guten Grund dafür!" Sie holte einmal kräftig Luft. Es schien als würde sie etwas bedrücken. "Weil er keine Schuld trägt. Es ist alles meine Schuld. Ich habe mit deinen Gefühlen gespielt, aber bitte verurteilte Timo dafür nicht. Er macht sich deswegen selbst fertig. Bitte lass diese Freundschaft zwischen euch nicht enden, nur weil ich Mist gebaut habe." Meine Wut verschwand sofort. Nun war ich mehr überrascht. Überrascht über Laras Geständnis. Ohne ein Wort zu sagen schwiegen wir uns an. Das musste ich erstmal verdauen. Bedeutete das, dass ich Timo völlig zu unrecht verantwortlich gemacht hatte. Ich erhob mich und lief auf Lara zu. Als ich direkt vor ihr stand nahm ich kurz Blickkontakt auf. "Ist das auch keiner deiner billigen Tricks?" Sie schüttelte mit dem Kopf. "Dann werde ich deiner Bitte mal nachgehen." Mit diesen Worten lief ich wieder zurück in Richtung Stadt. Auf halbem Weg, produzierte mein Kopf erneut Zweifel. Sollte ich ihr glauben, nach all dem was passiert war. Und wenn sie doch recht hatte? Wie sollte ich Timo noch in Augen schauen? Wenn er die ganze Zeit die Wahrheit sagte und ich einfach zu naiv war, um das zu begreifen? Würde er mir für meinen Ausraster vergeben? Oder hatte er Lara nur geschickt, damit er sich rächen konnte, wenn ich nach Hause kam? Doch Zweifel hin, Zweifel her. Es gab nun keinen Weg mehr zurück.
Nun stand ich also da. Vor der Tür unserer Wohnung. Es war nun schon mitten in der Nacht. Leise öffnete ich die Tür. Falls Timo schon schlief, wollte ich ihn nicht wecken. In der Wohnung war alles ruhig. Leise lief ich ins Badezimmer. Meine dreckigen Sachen warf ich in den Waschekorb. Und dann sprang ich noch schnell unter die Dusche.
Wieder öffnete ich leise die Tür. Vorsichtig horchte ich in den Flur. Geräusche Fehlanzeige. So begab ich mich mit leisen Schritten in mein Zimmer. Aber anstatt gleich erschöpft ins Bett zu fallen, fiel mir der Bilderrahmen auf meinem Schreibtisch auf. Ich nahm ihn in die Hand und betrachtete das Bild. Darauf waren Timo und ich. Es war von unserer Abschlussfeier. Mit einem breiten Grinsen schauten wir beide in die Kamera. Mit dem Bild in der Hand legte ich mich ins Bett. Den Bilderrahmen stellte ich auf meinen Nachttisch. Durch den Mondschein konnte ich es auch in der Dunkelheit erkennen. Die ganze Zeit starrte ich es an und erinnerte mich an die ganzen tollen Zeiten mit Timo. Diese Erinnerungen wirkten so real. Sie waren einfach schön. All die verrückten und auch komischen Sachen, die wir gemacht hatten. So viele schöne Bilder, die in meinen Kopf herumschwirrten. Nun stand mein Entschluss fest. Ich musste das wieder gerade biegen. Und ich hatte jetzt die ganze Nacht Zeit darüber nachzudenken wie ich das anstellen wollte.

You are my best friend (Duo Piti Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt