Kapitel 8

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Im Eiltempo rannte ich zu mir ins Bad und setze meine Kontaktlinsen ein. Ich wollte nicht, dass sie es sahen. Es reichte das sie es wussten.

Nervös schritt ich die Treppe nach unten und öffnete den vier die Türe. Luna und Marley nahmen mich in den Arm. Taddl, Ardy und ich warfen uns nur knapp ein "hi" entgegen.

Unwohl bewegten wir uns auf das Studio zu. Carina trat gerade heraus, was bedeutete, das Studio war aufgeräumt. Nervös betrat ich den Raum. Es roch nach Zitronen Reiniger. Die ganzen Koffer von Tobi waren ordentlich neben den Schlafsofas und der Besitzer selbst saß auf der Couch und sah uns an. Er hob die Hand und lächelte die vier an.

Ich trat auf Tobi zu und setzte mich dicht neben ihn auf die Couch. Die vier nahmen mir gegenüber Platz. "Also, erstmal will ich sagen, dass ich alleine Amira dazu überredet habt, deshalb denk ich, dass ich anfangen sollte zu reden", begann Tobi. "Sie hat mir ein bisschen was über euch erzählt, wie ihr euch kennen gelernt habt und was ihr so gemacht habt. Selbst das mit dem Unfall weiß ich. Vorab will ich euch sagen, dass ich euch dankbar bin. Durch euch hat mein kleines Mädchen in der letzten Zeit lächeln können und sowas macht mich einfach froh, da ich einfach nicht immer bei ihr sein kann", fuhr er fort.

Taddl sah ihn die ganze Zeit unwohl an, während die anderen drei aufmerksam zuhörten. Tobi machte eine Pause und sah die anderen abwartend an. "Also, wer will anfangen?", fragte er in die Runde. Luna hob etwas unsicher die Hand. "Leg los", lächelte Tobi.

"Ehm...ich wollt sagen, dass keiner von uns das böse gemeint hat oder dich angreifen wollte", sprach sie mich direkt an. "Wir haben dich halt einfach gern und da schockt es uns halt etwas, wenn wir sowas heraus finden, aber für uns ist das nichts Schlimmes, wir lieben dich nach wie vor. Die Nachrichten im Fernseher haben uns richtig geschockt und wir waren wirklich froh, als dein Vater uns kontaktiert hatte, dass wir bitte bei dir sind bis du aufwachst. Wir waren wirklich verzweifelt, weil wir noch nie zuvor mit dem möglichen Tod einer guten Freundin konfrontiert wurden...", sie hörte auf zu sprechen und brach in Tränen aus.

Es tat mir im Herzen weh sie weinen zu sehen. Am liebsten würde ich zu ihr stürzen und sie in den Arm nehmen, aber Ardy kam mir zuvor. Luna flüchtete sich in seine Arme und versuchte sich zu beruhigen.

"Also wie Luna schon sagte", setzte Marley an. "Wir hatten echt verdammte Angst um dich. Wie du ja auch gemerkt hast, waren wir immer bei dir. Du glaubst gar nicht wie froh ich war als du aufgewacht bist", erzählte er weiter.

"Wartet mal kurz", unterbrach ich ihn. "Mir geht es gerade gar nicht darum ob ihr mich vermisst habt oder Angst hattet ob ich sterbe", begann ich, brach aber ab, als ich die ungläubigen Blicke aller aus dem Raum auf mich zog. "Ja was?", fragte ich rechtfertigend. "Ich will jetzt einfach wissen, wie das jetzt ist. Ich mein jetzt wisst ihr dass ich ritze, zwei farbige Augen hab und farbenblind bin, ab...", Marley unterbrach mich. "Du bist farbenblind?", fragte er geschockt. Ich nickte einfach nur. "Ok, das wussten wir jetzt nicht", gab auch Luna zu. Was sollte ich auch darauf antworten. "umso krasser, dass du in den sieben Minuten Farben gesehen hast", murmelte Marley. "Was?", fragte Ardy verwirrt. "Willst du es erzählen oder ich?", bot Marley an. "Ich kann das machen", meinte ich.

"Also, ich war ja sieben Minuten klinisch tot und in der Zeit stand ich quasi neben mir. Ich hab gesehen was abging. Ich hab gesehen, dass gerade Luna den Raum betrat und Taddl ihn verlassen wollte als ich starb. Sie stürzten zu meinem Bett. Taddl trug eine weinrote Jacke und ein Galaxy Bandana. Luna hatte einen pinken Pullover an und ich hab das erste Mal ihre wunderschönen grünen Augen gesehen", flüsterte ich. Luna und Taddl blickten sich ungläubig an. Ardy war vollkommen in Gedanken und Marley nickte zustimmend. "Also, da keiner was sagt...wie ist das jetzt...kommt ihr damit klar, dass ich so verkrüppelt bin?", wollte ich wissen und sah nervös auf meine Hände.

"Also ich hab da voll kein Problem mit, es ist deine Sache ob du ritzen willst oder nicht. Und ich glaub ich sprech' für alle wenn ich sag, dass wir dir da raus helfen, aber nur wenn du magst", fing Marley an. Taddl nickte, ebenso wie Luna. Nur Ardy regte sich nicht. "Brudi sag doch was", sagte Taddl streng und stieß Ardy gegen die Schulter.

"Man, das ist einfach alles so viel auf einmal....ich komm halt nicht damit klar, dass jemand freiwillig seine Haut zerschneidet...für mich macht das einfach kein Sinn...sowas ist doch einfach nur bekloppt", gab dieser zu. Ich atmete tief durch um nicht gleich kreischend und heulend aus dem Raum zu stürzen. Tobi merkte mein plötzliche Anspannung und zog mich dich an sich und strich mir sanft über den Arm.

Taddl schlug Ardy auf den Hinterkopf. "naja....ok", gab ich von mir. Was sollte ich auch sagen??? 'danke dafür, dass es nicht verstehst aber genau weißt, dass es bekloppt ist'... "Ich versteh sowas halt einfach nicht...", murmelte Ardy erneut. "Verstehen wird man es nie, es sei denn man schneidet selbst", brachte ich hervor. "Genau", meinte auch Ardy wieder. "Trotzdem gehst du scheiße mit dem Thema um", zickte ich. "Sorry, aber wie soll ich deiner Meinung damit umgehen?", zickte Ardy zurück.

"Ich weiß nicht, aber die anderen drei bekommen es auch auf die Reihe....kann du nicht einfach so reagieren wie sie? Oder wenigstens so tun?", wollte ich wissen. "Wie soll ich so tun, wenn ich nicht weiß wie sie es tun?", wollte Ardy wissen.

"Ach scheiß drauf, das hat kein Sinn", rief ich aus und wand mich aus Tobis Armen und verschwand in mein Zimmer.




How to kill a hydraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt