Kapitel 19

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Kurz betrachtete ich die Wunden. Sie waren tiefer als ich sie in Erinnerung hatte. Die Haut war angeschwollen und aus ein paar Wunden sickerte Blut. Meine Hände fingen an zu zittern und ich wusste, was Taddl gemeint hatte.

Er drehte sich zu mir und bemerkte mein Zittern. "Hey, kom alles ist gut", flüstere er und gab mir einen sanften Kuss auf den Kopf. Langsam ging er vor mir auf die Knie und strich über die Wunden. Ich fühlte die Kälte seiner Hände und wie seine Fingerkuppen über die Kruste strich. „Beeil dich, bevor die Drogen nachlassen", bat ich. „Ok, also los geht's", sprach er mehr zu sich als zu mir.

Mit zitternden Händen nahm er das Desinfektionsspray und reinigte meine Wunden damit. „Geht's?", wollte er wissen. Ich nickte einfach nur. Er wischte den Überschuss ab und nahm ein sauberes, hygienisches Tuch, faltete es ein paar Mal und legte es flächig über die Wunden. Mit einem Verband hielt er alles am Platz und schützte es vor Schmutz. „danke", murmelte ich, als er den Verband mit einer Klammer befestigte. „Gern geschehen", lächelte er, zog mich hoch und nahm mich in den Arm.

Ich musste Julian beweisen, dass ich besser ohne ihn dran war! Sanft löste ich mich von Taddl, starrte für einen Moment in seine Augen, bevor ich meine Lippen wieder auf seine legte. Für einen kurzen Moment erwiderte Taddl den Kuss, bis er ihn wieder unterbrach und mich ein wenig weg drückte. „Wir sollten das nicht tun", murmelte er. „Wieso machst du es immer wieder kaputt. Wir wollen es doch beide", jammerte ich. „aber wir wollen es nicht auf die gleiche Art und Weise. Ich will nicht dein Lückenfüller sein", meinte Taddl kopfschüttelnd. „Du könntest niemals ein Lückenfüller sein! Dazu bist du mir zu wichtig", gab ich entsetzt von mir. „Aber du schiebst mich gerade auf die Lückenfüller Schiene. Von alleine würdest du das nie tun. Es ist nur wegen den Drogen und der Begegnung mit Julian", stellte er klar. „Was wenn nicht? Was wenn ich dich wirklich will?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Dann würdest du nicht so hartnäckig darauf zu steuern. Du würdest mir Zeit lassen", meinte Taddl.

Ich wusste nicht was ich erwidern sollte. „Ich dachte wir beide hätten auf eine verdrehte Art etwas besonderes, aber es scheint als hätte es nur von meiner Seite aus so gewirkt", meinte Taddl traurig.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst?! Du weist doch wie viel du mir bedeutest", rief ich den Tränen nahe. „Wie viel den? Du hast mich doch gestern einfach so aus dem Haus geworfen, du hast mich gehasst und heute willst auf einmal mit mir schlafen? Wie viel Bedeutung hab ich denn für dich? Das ist alles so verwirrend. Ich versteh schon lange nicht mehr was hier läuft", rief auch Taddl.

„Ich hab mich schon für dich geritzt, ich hab für dich gesungen als du einfach so gegangen bist. Ich hab dir meine Geheimnisse erzählt, du hast sie weiter erzählt und doch erzähle ich dir neue Geheimnisse, weil ich dir vertraue! Du warst der Erste, der von meiner Farbenblindheit erfahren hat. Und weist du was? Ich hab für dich gesprayt", zählte ich auf.

Taddl war baff. Sah mich ungläubig an und wusste nicht was er sagen sollte. „Genau, und jetzt sag mir doch noch einmal wie du mir nichts bedeuten könntest", forderte ich ihn auf. „Es ist nicht so wie du denkst, sondern. Ich weiß nicht was ich dir gegenüber fühle beziehungsweise fühlen kann", murmelte Taddl. „Was du fühlen kannst? Entweder man fühlt oder man fühlt nicht. Selbst hat man da keine Wahl. Und ob man fühlen kann oder nicht ist wohl das schwach sinnigste was ich je gehört hab", brachte ich aufgebracht hervor.

„Versteh doch mal wie es für mich sein muss. Ardy und ich waren einfach so in der Stadt unterwegs, trafen auf dich, hatten ne geile Zeit mit dir ohne auch nur einen Cent zahlen zu müssen. Es war ungewohnt und wir fühlen uns schlecht, aber du hast uns gezeigt wie die Reichen leben. Wir haben uns wohl mit dir gefühlt, also ich auf jeden Fall. Wir beide haben so viel gemacht. Bubble. Schon vergessen? Du bist wunderschön, inspirierend und frei. Du hast mir gezeigt, dass Geld keine Rolle spielt. Ich habe dich als Wesen wahrgenommen, deine Fähigkeiten, dein Denken, deine Handlungen...alles hab ich bewundert. Dann kam der Tag wo du mit deinem Vater Zeit verbracht hast. Wir vier hatten uns gedacht einfach mal einen drauf zu machen. Schon am Morgen haben wir angefangen zu trinken, was nicht der Norm entspricht, aber hey. Keinen von uns hat es gejuckt. Wir haben über die wahnsinnig geile Zeit geredet, bis mich Ardy darauf ansprach wie viel Zeit ich mit dir verbrachte. So sind wir auf dich zu sprechen bekommen. Luna schwärmte von deiner Stimme, Marley von dem Beat, welchen du mal kreiert hattest, Ardy davon wie das Studio eingerichtet hattest, wobei Luna direkt drauf ansprang und davon träumte Farben genauso einsetzten zu können wie du es getan hast. Alle waren begeistert und verzaubert von dir. Nur ich hatte noch nichts gesagt. Dann fielen die Blicke auf mich und ich hab geplaudert. Hab von den wunderschönen blau-schwarzen Augen geredet. Woraufhin alle meinten du hättest braune Augen. In meinem betrunkenen Zustand erklärte ich die ganze Sache und auch davon, das du ritzen würdest. Keine Ahnung wie ich darauf zu sprechen kam, aber ja. Danach kramte jeder sein Handy raus und ja....du hattest den Unfall, bist aufgewacht, hast mich gehasst, dann hat Marley dich gehasst, dann bin ich hier aufgekreuzt, du hast deine Beine zerfleischt, wir haben uns Drogen reingezogen, sind auf die Gala, sind deinem Ex begegnet, haben rum gemacht....und jetzt? Jetzt stehen wir hier. Ich weiß nicht genau was ich sagen soll, außer dass du inzwischen einer der wichtigsten Personen in meinem Leben bist und ich wünschte es wäre nicht so kompliziert gelaufen, aber es wäre nicht so wie es ist, wäre es nicht so gewesen wie es war", beendete Taddl seine Sicht der Story.



How to kill a hydraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt