Kapitel 11

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Wie ein kleines Kind sprang ich auf, hopste zur Türe und grinste Freyja an. "Na kleine Maus, was gibt's neues?", grinste er zurück. Ja stimmt, was gibt es neues? Viel zu viel, aber nichts davon wollte ich Freyja anvertrauen.

„Ach nichts, wollte dich nur mal wieder sehen", grinste ich. „Wie geht es dir denn inzwischen? Ich hab gehört, dass du erst heute wieder aufgewacht bist. Du wirkst recht gut gelaunt", bemerkte Freyja. „Ja, Tobi war hier und hat mich dazu gebracht, alles mit den Jungs zu klären. Damit wir uns wieder näher kommen wollen wir eine Reise nach Thailand machen", erzählte ich knapp. „Das ist schön", stimmte mir Freyja zu. Ich verbrachten den ganze Abend mit ihm und war erst gegen elf Uhr wieder alleine. Die ganze Villa war in Stille getaucht und ich beschloss schlafen zu gehen.

Nervös saß ich mit der Spritze auf der Bettkante und setzte immer wieder an, mir diese Nadel ins Bein zu rammen. Ich holte immer wieder aus, aber stoppte kurz vor meinem Bein. Sonst fiel es mir doch auch nicht so schwer mir selbst weh zu tun....warum hatte ich auf einmal Scheu davor? Schon eine halbe Stunde war verstrichen und ich gab es auf. Die Spritze landete auf meinem Nachttisch und ich legte mich frustriert schlafen.

Die schlagende Haustüre weckte mich kurz, aber ich schlief einfach wieder ein. Gegen zehn Uhr stand ich dann auf, nahm meine Tabletten und ging in die Küche. Carina war gerade am putzen und ich bat sie mir etwas zum Essen zu machen. Sie nickte und ich ging ins Studio.

Ein paar Sachen lagen noch von Tobi in der Gegen herum. Ich nahm diese Sachen und bezog auch die Schlafsofas neu. Es fühlte sich ein wenig so an, als würde ich Tobi aufräumen, aber Tobi gehörte nicht in diesen Raum. Dieser Raum war für Musik gedacht, um zu planen, chillen und auch einfach um auszuruhen. Nicht um sich die Birne voll zu dröhnen und hoffen nicht im Schlaf an seiner eigenen Kotze zu ersticken. Das Studio war wieder wie vor einer Woche und ich ließ mich auf einen Sessel fallen.

Zum ersten Mal an diesem Tag zog ich mein Handy hervor. In der DFA Gruppe gab es nur Antworten, dass es in drei Tagen perfekt sei. Inzwischen war auch Luna in der Gruppe und ich wusste im Moment einfach nicht was ich tun konnte.

Gelangweilt zwirbelte ich meine Haarspitzen zwischen meinen Fingern und beobachtete genau, wie sich meine dunklen Haare um meine Finger wickelten und sanft davon abglitten. Zum Glück waren meine Haare wieder etwas gesünder.

Nachdem ich fast zehn Minuten damit tot geschlagen hatte, beschloss ich mit Packen anzufangen. Um nichts zu vergessen schrieb ich mir erst mal eine Liste. Ganz oben standen meine Medikamente. Gefolgt von elektronischer Ausrüstung, danach kamen Badezimmer Utensilien und zum Schluss Kleidung. Das waren die wichtigsten Dinge neben Pass und Ticket. Meine Reisetasche und mein Trolly waren schnell gepackt und es war gerade mal 15 Uhr.

Gedankenverloren begann ich wieder mit meinen Haaren zu spielen, bis mir auf einmal eine Idee kam. Ich sprang auf und lief durch die Villa. In einer Abstellkammer fand ich Textilfarbe und ging wieder in mein Zimmer zurück. Mit den Stiften bewaffnet zog ich einen schwarzen Hoodie aus dem Schrank. Wie hat Tobi das nochmal gezeichnet?

Ich wusste wie, aber ich konnte es aus dem Gedächnis nicht nachzeichnen. Frustriert nahm ich Hoodie und Stift und suchte den Raum mit dem Graffiti. Schnell hatte ich das Design auf den schwarzen Stoff übertragen.

Es sah wirklich gut aus und ich kuschelte mich sofort in die weiche Jacke. Die Kapuze überdeckte etwas von dem Motiv, aber es war mir egal. Inzwischen war es 20 Uhr und ich legte mich in mein Bett. Schnell warf ich meine Tabletten ein und sah noch ein paar Videos auf dem Mac, bevor ich dann einschlief.

Wie jeden Morgen wurde mein Schlaf von der schlagenden Haustüre unterbrochen. Ich hatte nur noch den Hoodie von gestern an, der Rest hab ich bis auf Unterhose ausgezogen. Ohne Anstalten mir etwas Richtiges anzuziehen ging ich nach unten.

Das Buffet meines Vaters war noch immer aufgetischt. Ich nahm mir etwas Bacon, ein Ei und Toast. "Ist das eine neue Jacke?", fragte Carina freundlich. Ich schluckte das Essen, in mein Mund runter und verneinte die Frage. Carina konnte einen verwirrten Gesichtsausdruck nicht vermeiden. "Ich hab das logo hinten aufgemalt", meinte ich knapp. "Sieht wirklich gut aus", lächelte Carina und verließ die Küche.

Ich endeckte ein Zettel auf dem Tisch. "Nicht vergessen, heute Abend ist Gala. Du hast zugesagt und wirst auch mitkommen! Bring von mir aus einen deiner Freunde mit" dass mein Vater das geschrieben hat, erkannte ich A an der Schrift und B an der Lieblosigkeit. Und wen soll ich jetzt mitbringen? Tobi ging nicht, da er wieder Drogen nahm. Julian wollte ich nicht fragen. Luna war ein Mädchen und zu einer Gala kommen nur "Pärchen". Ardy war mit Luna zusammen und fiel damit auch aus. Taddl könnte mit, aber ich fühlte mich unwohl, zudem würden seine vielen Tattoos Aufregung verursachen, bei Marley könnte ich die wenigen einfach überschminken.

Kurzerhand rief ich Marley an und fragte ob er heute den ganzen Tag Zeit hatte. Im Hintergrund hörte ich Taddl, Ardy und Luna. Da Marley meine Frage wiederholte konnte ich auch das verwirrte Getuschel im Hintergrund hören. "Ja, heute Abend ist eine Gala, zu der hab ich schon vor Ewigkeiten zu gesagt und absagen kommt gar nicht in Frage. Allein wollte ich da auch nicht hin....also? Hättest du Zeit?", fragte ich unsicher. Kurzes Getuschel und dann sagte Marley zu. "Soll ich dann gleich kommen oder erst gegen Abend?", wollte er wissen. "Jetzt gleich, dann können wir uns bisschen was überlegen wie wir den Tag heil durchstehen", grinste ich. "Alles klar, ich fahr dann gleich los", verabschiedete er sich.

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich aß mein Frühstück und überlegte währenddessen, wie ich Marley in die Welt der reichen, oberflächlichen und falschen Menschen schmuggeln sollte. Ein Klingeln riss mich aus den Überlegungen und ich stand auf um Marley die Türe zu öffnen. Grinsend stand er vor mir und ein Luftzug an meinen Beinen verriet mir, dass ich noch immer nur in Hoodie und Unterhose herum lief.

How to kill a hydraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt