Kapitel 17

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Taddl hielt mir seinen Arm hin, welchen ich gerne annahm und mich bei ihm einhakte. Wir brachten die nächsten eineinhalb Stunden hinter uns, bis ich bemerkte wie die Droge nachließ. "Taddl, ich spüre wieder Schmerzen", flüsterte ich in sein Ohr. "Können wir irgendwohin wo es nicht auffällt?", fragte er vorsichtig zurück. "Ich weiß nicht, es könnte hinter der Halle klappe", flüstere ich zurück. "dann los, bevor du nicht mehr laufen kannst", murmelte Taddl und schon verließen wir das Gebäude.

Zu unserem Pech waren überall Menschen. Nervös suchten wir einen Ort wo weniger los war. Im Schutz der Dunkelheit kramten ich die Spritzen raus und gab sie unauffällig an Taddl weiter. Die Hand voll Menschen um uns herum, machte mich nervös und das Risiko erwischt zu werden ließ mein Herz schneller schlagen. Ein paar drehten sich kurz neugierig zu uns, sahen aber wieder weg.

Kaum sichtbar schob Taddl im Stehen mein Kleid ein wenig hoch und stach unmittelbar danach die Spritze in mein Bein. Ich quickte erschrocken auf. "Sorry", murmelte Taddl konzentriert. Er zog die Nadel wieder heraus und machte sich an der zweiten Spritze zu schaffen. "Taddl nein, es ist ok. Ich hab's gemacht. Lass es", versuchte ich ihn davon abzubringen. "Ich sagte, dass ich das mit dir zusammen mach", erklärte er und stach sich die Spritze durch die Hose in sein Bein.

Frustriert atmete ich aus. Was tat ich eigentlich?! Ich brachte Taddl dazu Drogen zu nehmen! "gehen wir wieder rein", meinte Taddl, als er fertig war. Leicht genervt schüttelte ich den Kopf über ihn. Warum konnte er es nicht gut sein lassen? Anfangs war ich nervös und irgendwie froh, dass er durch die selbe Zeit ging wie ich, aber jetzt? Jetzt war es nicht von Nöten und doch verabreichte er sich die Drogen. Wollte er das etwa? Wollte er Drogen nehmen und nutzte diesen Zeitpunkt, um eine gute Ausrede dafür zu haben?

Ich schob die Gedanken bei Seite und betrat mit Taddl wieder die Halle. Mein Vater musterte uns argwöhnisch, als ob er etwas wissen würde. Nervös löste ich meine Blicke von ihm und sah mich wieder in der Menge um. Viele Menschen, die ich oberflächlich kannte und tief in mir hasste. Mein Blick blieb an einem mir bekannten Gesicht hängen.

Dunkle verwuschelte Haare, markante Züge, leichter Bart, dunkle Augen.

Julian.

"Alles in Ordnung? Du spannst dich an", bemerkte Taddl neben mir. "mhm", gab ich von mir. Julians Augen trafen auf meine. Wie in Zeitlupe bewegte er sich problemlos durch die Masse von reichen Menschen und blieb vor mir stehen.

"Sieh an, Amira. Hast einen Neuen gefunden? Herzlichen Glückwunsch", lächelte er mit höhnischen Unterton. "Er ist lediglich ein Freund", gab ich kühl zurück. "Du siehst schick aus", sagte Julian, als würde er über das Wetter reden. Es löste etwas in mir aus. Ich hatte noch immer Gefühle für ihn, obwohl er mich einfach so verlassen hatten. Noch immer fühlte ich das Kribbeln im Bauch. Mein kleines, kaputtes Herz schlug noch immer für dieses Arschloch. (Keine Ahnung warum, aber ich liebe den Satz :D)

"danke", meinte ich und versuchte gleichgültig zu klingen. "Ich hab dich ja schon oft genug im Smoking gesehen", hängte ich noch an. "Genau, bei Frauen ist das ja anders, man muss immer in einem neuen Style auftauchen. Jungs haben nur den Smoking hab ich Recht?", fragte er Taddl, welcher nur nickte.

"Aber es gibt etwas um sein Auftreten immer wieder neu zu gestalten", grinste Julian. "wie denn?", wollte Taddl höflich wissen. Er wusste, dass er als unsympathisch abgestempelt wurde, wenn er nicht fragen würde. "Immer ein neues Mädchen dabei haben", schnalzte Julian. Ich nickte mit zusammen gepressten Lippen. "mit wem bist du diesmal hier?", fragte ich zuckersüß mit falschem Lächeln, um nicht zu brüllen.

"Sarah", rief er säuselnd. Ein Mädchen mit hellen Haare, in einem hellen und engen Kleid, drängte sich durch die Menge und blieb lächelnd neben Julian stehen. Etwas verunsichert sah sie mich an. "Ist das nicht deine Ex?", fragte sie angewidert. "Ja", meinte Julian ruhig. "Warum gibst du dich mit ihr ab? Es regt mich schon auf, die ganzen Bilder von euch ständig in deinem Zimmer zu sehen", motze sie.

Julian hatte noch Bilder von uns in seinem Zimmer? Immer mehr in mir begann zu brechen, es war als würde ich innerlich zerfallen. Warum liebte ich ihn noch? Er hatte mich am Ende der Beziehung wie ein Stück Dreck behandelt, fasste mich nicht mehr an und bezeichnete mich als sein Eigentum. Was hatte dieser Junge an sich, dass er mich von jetzt auf gleich aus der Bahn werfen konnte?

"Ich sagte dir du sollst nicht darüber reden", zischte er wütend zu Sarah. "Wie dem auch sei, ich mein, wenn man ein so hübsches Mädchen neben sich hat, wirkt selbst der Smoking nicht mehr langweilig", grinste er zufrieden. Ich nickte einfach und versuchte die Röte in meinem Gesicht zu verdecken. "Julian", hörte ich die harsche Stimme seines Vaters. Ohne sich zu verabschieden zog Julian mit seiner Neuen ab.

"Alles gut bei dir?", fragte Taddl besorgt. Ich nickte und tat so, als wäre nichts gewesen, was aufgrund der Drogen sogar relativ gut funktionierte. Vielleicht lag es ja auch an den Drogen, dass mich Julian so aus der Bahn warf.

Als die Gala eine halbe Stunde später mit einem kleinen Feuerwerk endete begaben Taddl und ich uns wieder in die Limousine. "War doch gar nicht so schlimm", lachte Taddl. "Haha oh doch", lachte ich zurück. "Mit dir an meiner Seite kann nichts schlimm sein", grinste Taddl verträumt.

"Alter was fährst du für einen Trip?", lachte ich noch immer. "Was denn? Ist doch so", grinste Taddl erneut. "Du bist bescheuert", kicherte ich. "Nein, nur in deinem Bann", lächelte er. "Ey ich hab so ein Durst, aber erst in einer Stunde können wir wieder was trinken", jammerte ich. "Du schaffst das", munterte er mich auf und legte seinen Arm um meine Schultern.

Erschöpft legte ich meinen Kopf auf seinen Oberarm und atmete tief durch. Endlich hatte ich diese Scheiß Gala hinter mir und hatte keine Gefahr mehr Julian über den Weg zu laufen.

Julian. Der Junge, für den ich alles gegeben hatte. Wegen ihm und wegen meiner Dummheit hatte ich die Gabe des Farbensehens verloren.

Auf einmal fühlte ich Hass, Hass gegen Julian. Ich wollte ihm weh tun! Wollte ihm zeigen, dass ich ohne ihn besser dran war. Ihm zeigen, dass ich ihn nicht brauchte. Ohne groß nachzudenken wusste ich wie ich das erreichen würde.




How to kill a hydraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt