Jayden's Sicht:
Ich stand unter der heissen Dusche. Ich hatte mir angewöhnt, am Abend zu duschen, damit Mike und ich und am Morgen nicht in die Quere kommen. Das Essen mit Audy heute Abend war schön. Ich hatte ihr von meiner Kindheit erzählt. Das ich im meinem ersten Schuljahr gemobbt wurde, dass meine Familie dreimal umgezogen ist und wie ich die Scheidung meiner Eltern erlebt hatte. Sie erzählte mir dafür von ihrer Schulzeit, von ihrem Entzug, von der Zeit, als sie bei B.E.T. noch im Chemielabor in der Sektion vier gearbeitet hat und, wie es in Russland aussieht. Audy tat mir leid. Der Bericht über über die Medikamentensucht hatte sich schlimm angehört. Sie war erst zwölf gewesen. Den ersten Teil ihres Entzuges verbrachte sie in der Psychiatrie, zwei Monate lang, danach verbrachte sie dreieinhalb Monate im Tibet. In den Bergen, in einem Frauenkloster. Sie ist immer noch Suchtgefährdet und sie darf nur in Notfällen Medikamente nehmen.
Ich freute mich auf den nächsten Tag, denn dann würde ich mich wieder mit Audy treffen.
Audy's Sicht:
Ich sass an der Theke in meiner Küche. Ich hatte den Kopf in meine linke Hand gestützt und starrte auf die Wodkaflasche vor mir, doch ohne sie richtig an zu sehen. Ich weinte. Steffen sass neben mir. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon so da sass oder wie lange Steffen schon bei mir war. Ich war völlig fertig, ohne zu wissen wieso. Ich war müde, doch ich konnte die Kraft und/oder den Willen nicht aufbringen, nach oben in mein Schlafzimmer zu gehen. Am liebsten würd ich gleich hier schlafen.
"Steffen", sagte ich leise, "Steffen, Jayden hat mich gefragt ob die Sucht irgendwelche Folgen nach sich zog. Und ich hab 'nein' gesagt, aber das stimmt ja nicht. Ich meine du weisst ja... Ich meine ich bin ja seither...Naja, du weisst was ich meine." Ich hasse es, diese Sache beim Namen zu nennen. "Wir wissen nicht, ob es von der Sucht kommt.", antwortete Steffen.
Ich drehte den Kopf nach links, um ihn ansehen zu können. "Ach, ich bitte dich! Kiffen ist eine anerkannte Ursache dafür. Wieso sollten starke Medikamente das nicht auch auslösen. Besonders, weil ich zu viel davon genommen habe und ich war in der Pubertät. In der Pubertät kommt es zu Umbauprozessen im Gehirn, welche durch Cannabis beeinflusst werden können. Wieso nicht auch durch chemische Medikamente?" Ich schüttelte leicht den Kopf. "Wieso hat es mich getroffen? Wieso nicht Alicia oder den Kerl, der in der Schule hinter mir sass, den konnte ich nie leiden. Es hätte auch irgendeinen Bauern in China treffen können. Aber nein, ich wurde Medikamentensüchtig und deswegen bin ich jetzt so. Wieso ich? Was hab ich getan, dass es mich erwischt hat? Wieso hat das Schicksal mich ausgesucht?"
Steffen seufzte. "Du darfst dir diese Fragen nicht stellen, sonst wird es nur noch schlimmer. Und die Verzweiflung wird dich auffressen."
"Stellst du dir die Frage, wieso ausgerechnet dir deine ganze Familie genommen wurde? Wieso es nicht jemanden anderen treffen konnte? Wieso deine Mutter dasselbe hat, wie das was mein normales Leben zerstörte, noch bevor es begonnen hat?"
Steffen seufzte wieder. "Ja, mach mal stell ich mir diese Fragen. anderen Menschen. Meine Mutter ist Aber wisst du, wovor ich richtig Angst habe?" Er fing jetzt auch an zu weinen. "Ich habe Angst davor, dass ich es auch werde. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich so werde, ist höher, als bei anderen Leuten. Meine Mutter ist so und meine Schwester ist auch so. Und wie du ja wisst ist es genetisch übertragbar. Und wenn meine Mutter und Meine Schwester schon so sind. Ich will nicht so werden. Ich habe Angst davor so zu werden, wie meine Mutter. Ich hab richtig, richtig Angst davor. Und ich bete jede Nacht zu Gott, dass es mich verschonen solle." Er griff nach der Wodkaflasche und trank einige grosse Schlucke daraus.
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Audy
RomanceJayden hat ein Problem. Noch eins mehr. Zu seinem Studium, bei dem er die letzte Prüfung nur mit Ach und Krach bestanden hat, seiner Drama Queen Ex-Freundin, die nicht einsehen will, dass die Beziehung vorbei ist, seiner völlig zerstrittener Familie...