Ich blickte in den Spiegel und konnte förmlich sehen wie das Funkeln das jedes Mal in meine Augen trat erlosch, und einem kalten ausdruckslosen und emotionslosen Blick wich. Langsam begann ich damit meine Arme erneut zu verbinden, als ich damit fertig war öffnete ich die Tür der Mädchen Toilette und lief direkt in Jasmine hinein. ,,Na wenn das nicht Kathleen ist! Sag mal, wie hat es sich angefühlt von der ganzen Schülerschaft ausgelacht zu werden?", fragt sie und kam mir immer näher. Ängstlich wich ich vor ihr zurück, ich wollte nicht von ihr berührt werden, ich wollte von niemanden berührt werden. ,,Wie hat es sich angefühlt, wenn man vollkommen allein da steht? Na erzähl es mir Kathleen!" Panisch drehte ich mich herum und rannte zurück in die Mädchen Toilette, Jasmine folgte mir böse Lächelnd.
Doch kaum das sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, hatte sie mich schon gepackt und mich gegen die Wand gedrückt, und ich dankte den Rasierklingen für die Emotionslosigkeit, die sie mir immer gaben, denn ohne das schmerzhafte brennen an meinen Armen wäre ich wahrscheinlich schon durchgedreht. ,,Ich habe dich etwas gefragt!", schrie sie, doch ich blickte nur müde in ihre vor Wut funkelnden Augen. Dann sah ich wie sie ausholte und spürte dann einen schmerzhaften Schlag in meinen Bauch, doch ich schrie nicht. Was sie nur noch wütender machte, doch ich schrie nicht, weinte nicht und betrachtete sie auch nicht hasserfüllt, denn die Wahrheit war, dass ich nichts spürte als den Schmerz der sich in meiner Magengegend ausbreitete. Die Wahrheit war, dass ich hoffte, dass sie meinem Armseligen Dasein ein Ende machte. Ich konnte sie nicht hassen, denn all mein Hass galt allein meinem Vater und mir selbst. Ich konnte nicht weinen, denn ich hatte all meine Tränen schon geweint, selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich nicht weinen können. Ich konnte auch nicht schreien, denn dazu war ich schon lange viel zu schwach.
,,Warum wehrst du dich nicht?!", schrie sie, doch ich starrte sie nur an, und beobachtete sie dabei wie sie sich umdrehte und denn Raum verließ. Vorsichtig versuchte ich mich aufzurichten, doch kaum hatte ich mich bewegt, durchzuckten mich die Schmerzen und ich glitt wieder zu Boden. Meiner Kehle entrann ein leiser Schluchzer, ich musste ein jämmerliches Bild abgeben. Ein Mädchen das zusammengekauert in einer Ecke des Mädchenklos lag und nicht fähig war aufzustehen. Was würde meine Mutter nur sagen, wenn sie mich so sehen würde? Wahrscheinlich würde sie von mir verlangen, dass ich nicht aufgab, dass ich weiter kämpfte. Aber ich wollte nicht mehr kämpfen, ich war es so müde geworden, das einzige was ich jetzt nur noch wollte war das es aufhörte. Alles. Ich konnte diese grausame Welt nicht mehr ertragen. Diese Welt, die kleinen Kinder die Mutter nahm, die Menschen auf ihr Leben ließ, die andere zerstörten, eine Welt die einem nicht von dem Leid und dem Elend befreite.
Doch ich hatte keine Wahl, ich musste gut machen was ich zerstört hatte, das hatte mir mein Vater jedenfalls gesagt. Also versuchte ich wieder aufzustehen und diesmal klappte es. An der Wand festklammernd lief- oder eher kroch- ich zur Tür und öffnete sie.
Ich zuckte kurz zusammen als sich die Tür hinter mir schloss, dann begann ich mich immer an der Wand festhaltend weiter zu bewegen. Es war anstrengend und es kostete mich all meine Konzentration und all meine Kraft, um nicht einfach aufzugeben, und zu Boden zu sinken. Immer wieder begann sich alles um mich herum zu drehen und meine Sicht wurde unscharf, weit würde ich nicht mehr kommen. Aber wenigstens konnte ich sagen das ich es versucht hatte, dachte ich.
Doch ich zwang mich weiter zu laufen, auch wenn ich kaum noch etwas sehen konnte, da sich alles zu drehen schien. Erschrocken kreischte ich kurz auf, als ich über meine Füße stolperte und fiel, doch kurz bevor ich mit dem Boden Bekanntschaft machte, spürte ich wie sich ein Arm um meine Taille schlang und mich vor dem Sturz schützte. Kurz durchzuckte mich der Schmerz, als sich der Arm um mich schlang, das würde sicherlich schreckliche blaue Flecken geben. ,,Vorsicht!-", erschrocken zuckte ich zusammen, als ich den Besitzer dieser Stimme erkannte. ,,Hey ich bin es nur", sagte Daniel und versuchte mich zu beruhigen, vielleicht würde es besser funktionieren wenn er seinen Arm von mir löste. Oder wenn ich nicht wüsste, dass er sich nur über mich lustig machen wollte, wenn ich nicht wüsste, dass er wahrscheinlich das gleiche tun wollte wie es Jasmine gerade getan hatte. Endlich löste er seinen Arm von mir, blickte mich nun jedoch forschend an ,,Alles in Ordnung?" Seine Stimme kam nur gedämpft zu mir herüber und schien von überall gleichzeitig herzukommen, meine Sicht verschwamm erneut und ich konnte sein Gesicht kaum noch erkennen.
Ich gluckste, doch daraus wurde sehr schnell ein hysterisches Lachen ,,Aber natürlich! Mir geht es ausgezeichnet." Selbst in meinen Ohren hörte es sich nicht wie die Wahrheit an, eher so als würde ich ihn von etwas überzeugen wollen. ,,Und wieso glaube ich dir das jetzt nicht?", fragte er. Müde lehnte ich mich an die Wand und schloss die Augen ,,Das kann ich nicht wissen. Ich kann ja keine Gedanken lesen. Ich fürchte du bist der einzige von uns beiden, der weiß, was in deinem Kopf vorgeht. Tut mir Leid." Erschrocken riss ich meine Augen auf. Das war das erste Mal das ich so viele Worte auf einmal mit einem Menschen gewechselt hatte. Auch Daniel schien ziemlich überrascht über meinen kleinen Ausbruch zu sein, nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen jedenfalls. Dann breitete sich jedoch ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht aus, und ich konnte ihn nur anstarren. Er wirkte auf einmal um Jahre jünger, er sah entspannter aus. Ich mochte es wenn er lächelte, es machte mich glücklich, und genau das war es was mich erschreckte.
DU LIEST GERADE
Broken Heart Rette mich wenn du kannst
RomanceSie blickte in den Spiegel und sah ein Mädchen, das aufgegeben hatte, ein Mädchen dessen Hoffnung verloren gegangen war. Denn die Hoffnung hatte ihre Mutter mit in den Tod genommen. Von ihrem Vater misshandelt und geschlagen, verlor sie jeglichen Le...