Prolog:
Wie ich damit fertig werde? Überhaupt nicht, niemand kann damit fertig werden. Wer sieht heutzutage schon, wie seine eigene Familie einem wegstirbt? Er war der letzte, der mir von meiner Familie noch übrig geblieben ist. Meine Mutter und mein Vater starben bei einem Autounfall, da war ich gerade erst 12 Jahre. Zum Glück mussten wir nicht in ein Waisenhaus, denn meine große Schwester war schon 20 und sie nahm meinen großen Bruder und mich liebevoll auf.
Wir hatten keine leichte Kindheit.
Wegen Geldmangel mussten wir uns mit einer kleinen 2 Zimmer Wohnung zufrieden geben, auch mit den Klamotten mussten wir zurückschrauben. Obwohl mein Bruder und ich in der Schule oft gemieden wurden, da wir anscheinend ihrem Niveau nicht entsprachen, haben wir es geschafft, einen guten Abschluss zu erzielen. Doch die Freude verblasste sehr schnell, denn an einem regnerischen Herbsttag rief die Polizei bei uns Zuhause an und berichtete, unsere Geliebte Schwester sei gestern Abend an einer Überdosis gestorben. Wir wussten zwar, dass sie öfters mal zwei oder drei Tage nicht zu Hause erschien, dennoch gab sie uns immer ein Zeichen, dass es ihr gut. Zum Beispiel schrieb sie mir einmal, sie wäre sehr beschäftigt und sie mache einen kurzen Urlaub. Aber das sie Drogen nahm, wussten wir nicht, wir haben es nicht einmal bemerkt, dass sie irgendwie anders wäre. Das Gute war, dass ich inzwischen schon 16 Jahre alt war und mein großer Bruder 18 Jahre, so konnten wir gut auf eigenen Beinen stehen, nachdem wir den Tod unserer Schwester verkraftet hatten.
Ich hab mir früher immer zugeredet, dass es schlimmer gar nicht mehr kommen kann, doch darin hab ich mich getäuscht.
Mit 17 Jahren wurde ich schwanger und gab das Kind nach der Geburt sofort zur Adoption frei. Ich wusste nur, dass ich eine Tochter bekommen hatte, doch mehr wollte ich nicht wissen.
Meinem Bruder war das alles egal, er saß nur noch bei dieser komischen Bernadette zu Hause, der er einem Monat vor seinem Tod einen Heiratsantrag machte. Ich konnte diese hochnäsige Ziege nicht ausstehen, deswegen überlies ich meinem Bruder unsere Wohnung und zog, als ich 18 wurde, in mein eigenes Reich. Da ich eine gute Ausbildungsstelle als Kassiererin ergattert hatte, reichte das Geld aus.
Nun bekam ich vor zwei Wochen einen erneuten Anruf von der Polizei und diesmal ging es nicht um meine verstorbene Schwester, sondern um meinen Bruder.
Er sei von einem Hochhaus gesprungen, da ihn seine Freundin verlassen hatte.
Wiedermal kam alles von früher herauf, als meine Schwester gestorben ist und nun auch noch mein Bruder.
Ich war nun ganz alleine auf der Welt. Meine Eltern hatte beide keine Geschwister und meine Oma ist schon seit Jahren tot. Als hätte Gott gewollt, dass meine ganze Familie wegstirbt und ich diese grausame Welt alleine leben muss. Wieso? Ich kann das nicht verstehen. Doch nun wird alles anders. Jetzt werde ich sie gleich wieder sehen und ich werde sie glücklich in die Arme schließen.
Ich werde nichts von hier vermissen, von dieser seltsamen Welt.
Ich habe nichts, was mich hier halten soll.
Der Stuhl knallt zu Boden und der Strick zieht sich immer enger um ihren Hals, quälendes Würgen.
Im freiem hört man Vögel pfeifen.
Irgendwo schlüpfen kleine Babyvögel aus den Eiern ihrer Mutter. Mal wieder ist ein neues Geschöpf geboren und ein anderes von uns gegangen...
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Strich und Strick
Mystery / ThrillerDie 16-jährige Mandy hat vor Kurzem erfahren, dass ihre angeblichen Eltern sie gleich nach der Geburt adoptiert haben. Nach dieser schrecklichen Erkenntnis, dass ihr ganzes Leben auf einen großen Lüge basiert, trifft sie folgenden Entschluss: Sie wi...