Kapitel 2

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Kapitel 2:

"Adoption?! Wieso?! Und warum ich?!"

"Du warst früher noch so ein kleines Mädchen und wir waren sehr angetan von dir, als wir das Krankenhaus besuchten, indem meine Schwester ein Kind bekommen hatte, genau an dem Tag an deiner Geburt.

Wir sahen uns die Babys an, die alle in einem Raum in einem kleinen Bettchen langen, welchen Namen sie bekommen werden, und entdeckten plötzlich dich. Du warst das einzigste Baby, das keinen Namen trug. Wir wunderten uns darüber und wollten erfahren, was wohl dahinter stecke. Nachdem uns eine nette Krankenschwester erklärte, dass du zur Adoption frei gegeben wirst, staunten wir nicht schlecht.

Welche Mutter würde ihr eigenes Kind weggeben wollen? Das war für uns überhaupt nicht nachvollziehbar.

Wir hatten zwar schon ein Kind, aber der Wunsch auf ein zweites eigenes Kind blieb uns versperrt, da mir die Gebärmutter entfernt werden musste nach der Geburt von George.

Du warst uns auf Anhieb sympathisch und nach nicht allzu langem diskutieren, adoptierten wir dich."

Ich musste mich erst einmal setzten, denn mein Kopf drohte zu platzen.

Jetzt machte es Klick und ich verstand plötzlich alles von früher, dass ich nicht verstanden hatte.

Warum mein Bruder und ich so verschieden waren, wieso er immer bevorzugt wurde und warum 'meine' Oma früher immer zu sagen pflegte: Dein Leben wird nie ohne Enttäuschungen statt finden, eine folgt der anderen, doch einige sind leicht und andere schwer zu verstehen, dennoch sind sie da und man muss mit ihnen leben.

So viele Fragen wirbelten in meinen Gedanken.

Die Blicke meiner Eltern durchbohrten mich. Sie erwarteten, dass ich mich zu dieser Situation äußere, doch das konnte ich nicht.

Ich stand auf und rannte aus der Wohnung. Von meinen Eltern hörte ich nichts mehr, ich blendete alles aus.

Oder sollte ich besser sagen von... Ja was sind sie denn für mich? Fremde Leute! Fremde verlogene Menschen! Wie konnten sie mir das nur antun?! Hätten sie mir von Anfang an schon immer gesagt, dass ich nicht ihre leibliche Tochter bin, dann wäre dies alles nicht passiert! Aber was wäre dann passiert?

Meine Gedanken steuerten meinen Körper in den nächst gelegenen Park.

Gesteuert von Wut, Hass und Traurigkeit, trieb es mich an einen Ort, wo man allein sein konnte, denn das brauchte ich jetzt.

Gut, dass der beste Ort dafür gleich in der Nähe lag und zwar unter einer Brücke. Ich weiß nicht, wie die Brücke genannt wurde, aber das war damals der Rückzugsort von meiner Freundin, bevor sie dann weggezogen ist.

Dort angekommen, lies ich mich einfach zu Boden fallen und nun quoll alles über, was ich zuvor unterdrückt hatte.

Ein richtiger Tränenwasserfall entstand.

Ich schlug mit beiden Fäusten auf den Boden ein bis ich warmes rotes Blut sehen und spüren konnte.

Wieso?! Warum nur?!

Mein ganzes Leben basiert auf einer einzigen großen Lüge!

Die Menschen, die mein ganzes Leben mit mir gelebt haben, waren sich jeder einzelnen Sekunde bewusst, dass ich nicht ihr Fleisch und Blut bin und sie haben's dennoch verschwiegen!

Ich war mit der Welt am Ende und trotzdem sammelten sich so viele Frage in meinem Kopf!

Wer sind meine leiblichen Eltern und wieso haben sie mich weggegeben? Wollten sie mich nicht oder bin ich ihnen egal? Habe ich Geschwister?

Keine Ahnung wie lange ich unter der Brücke saß und mir die Augen ausheulte bis keine Tränen mehr kommen wollten.

Irgendwann richtete ich meinen Blick auf und sah zu wie die Sonne langsam verschwand. Es war ein Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch, einfach nur wunderschön.

Für ein paar Sekunden vergaß ich meine ganzen Sorgen und Probleme. Ein wärmendes Gefühl breitete sich in mir aus, die Wut war verflogen, doch Traurigkeit lag immer noch in der Luft.

Wie wird es jetzt bloß weiter gehen?

Ich beschloss erst einmal wieder nach Hause zu gehen, schließlich haben mich 'meine Eltern' jahrelang aufgezogen und mir ein gute Leben geboten. Trotzdem werde ich das nie vergessen und verzeihen werden ich das ihnen schon mal gar nicht. Was ich jetzt machen werde weiß ich schon ganz genau und es wird mich niemand an meinen Entschluss hindern können.

Ich werde mich auf die Suche nach meinen leiblichen Eltern machen, komme was wolle.

Doch als erstes werde ich meinen Bruder suchen gehen, zwar ist er nicht mein richtiger Bruder, aber ihm kann ich alles anvertrauen und mit ihm werde ich auch über die ganze Sache darüber reden.

Aber wie und wo finde ich ihn nur?

Ich zügte mein Handy (keine so schlechte Idee so ein Handy zu erfinden, man kann jeden zu jeder Zeit erreichen).

Nachdem ich in meinen Kontakten die Nummer meines Bruders gefunden hatte, rief ich ihn an.

"Mandy?", meldete er sich.

"Hallo George", entgegnete ich liebevoll. "Wo bist du?" "Ich bin in einer Kneipe in der Nähe vom Park. Warum fragst du?" "Das ist ja super, ich komm gleich vorbei. Ich würde gerne mit dir reden, über alles."

Mein Bruder schluckte laut.

"Okay, ich warte auf dich."

Ich machte mich auf den Weg ins Pub.

Dort angekommen öffnete ich die Eingangstür und ging hinein. Ein Duft von Bier, Wein und Schnaps flog mir entgegen und ich verzog mein Gesicht. Puh, stinkt das. An der Theke erblickte ich meinen Bruder, er sah zu mir rüber.

Sein Blick brachte meine Traurigkeit wieder hervor, es musste genauso schmerzhaft für ihn sein, wie für mich. Irgendwie konnte er mich verstehen, er war halt einfach mein Bruder, wenn wir auch nicht die selben Eltern hatten.

Ich saß mich neben ihn auf einen freien Platz. "Ein Bier bitte."

George riss die Augen auf. "Seit wann trinkst du Bier?" "Seitdem ich Lust darauf habe." Das kalte Getränk beruhigte mich.

"Wieso bist du einfach abgehauen?", warf ich George vor ohne ihn anzuschauen. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her. "Ich wollte nicht als Verräter dar stehen. Ich hatte schon immer eine feste Bindung zu dir und du bist für mich wie eine Schwester." "Du bist für mich wie ein Bruder, deswegen hat es mir auch am meisten weg getan, dass du nichts gesagt hast all die Jahre. Aber auch deswegen werde ich dir verzeihen, vielleicht noch nicht jetzt, doch mit der Zeit schon."

Hatte ich mir so unser Gespräch vorgestellt? Nein, ich dachte es wird viel warmherziger. Zwischen uns liegt irgendetwas, dass ich zuvor noch nicht kannte. Es war...ein Gefühl von Kälte, es hatte sich was verändert zwischen George und mir, mein ganzes Leben hat sich verändert.

Einige Zeit fielen keine Worte, obwohl wir normalerweise sonst immer so viel zu reden haben.

"Was hast du jetzt vor?", brach mein Bruder die eiserne Stille.

"Ich werde mich auf alle Fälle auf die Suche meiner Eltern machen."

"Das wir viel Arbeit werden." "Weißt du etwas von meinen Eltern?", fragte ich. "Das einzigste was ich weiß ist, dass uns... meine Eltern ein Foto von deiner Mutter haben, doch mehr weiß ich nicht." "Okay, dass ist wenigstens einmal ein Anfang. Vielen Dank." Ich stand auf und machte mich bereit zu gehen. "Wo willst du hin?" "Nach Hause und schlafen." "Warte, ich fahre dich."

Während der Autofahrt tauschten wir keine Worte oder Blicke aus.

Das Auto parkte er vor der Garage. George schaltete den Motor aus. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, stieg ich aus und schlug die Beifahrertür zu.

Nun stand ich vor der Haustüre, ich klingelte.

Was wird mich jetzt wohl zu Hause erwarten und wie wird es mit der Suche weitergehen?

Strich und StrickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt