Ich sah über die Schulter um sicher zu sein dass uns niemand verfolgt. Wir quetschten uns gerade durch das nächtliche Treiben Washingtons. Wegen der Menschenmenge war es schwer mit Sherlocks Tempo mitzuhalten. Ich versuchte aufzuholen, bis ich wieder neben ihm herging. "Wo willst du hin?" fragte ich etwas aus der Puste. "Ich suche ein Hotel. In der Zwischenzeit kannst du ja was zum Essen bestellen." Ich wollte noch fragen wo wir uns dann treffen würden, da keiner von uns beiden Handy mithatte, doch er beschleunigte seine Schritte, bog um die nächstbeste Ecke und ließ mich verdattert zurück. Langsam kam ich an der Mauer eines Geschäftes zum Stehen. Auf den Fußballen stehend sah ich mich nach einem günstigen Restaurant, der um diese Zeit noch offen hatte, um. Das erste was ich erblickte war ein Fastfoodladen, auf den ich direkt zusteuerte. Ich blieb abrupt stehen als mir klar wurde dass man ohne vorher zu zahlen nichts zum Essen bekam. Leute rempelten mich an, da ich mitten vorm Eingang stand. Ich stelle mich zur Seite und wartete auf Sherlock. Tauben liefen umher und pickten Sachen vom Boden auf. Paare gingen Arm in Arm spazieren und Jugendliche schlenderten in Trauben durch die Stadt. Alles in allem ein recht harmonisches Gewimmel...fast so wie in London. Ich ging ein bisschen herum damit ich nicht zu sehr auffiel und setzte mich schließlich auf eine nahe gelegene Bank. Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss für einen Moment die Augen. "Was machst du da?" Ich erschrak, beruhigte mich dann auch wieder als ich Sherlock vor mir erkannte. Ich ignorierte seine Frage und deutete auf das Fastfoodrestaurant hinter mir. "Die haben noch offen." "Ja, sieht man." Ich stand von der Bank auf und schüttelte den Kopf.
Nach dem Essen gingen wir in Richtung Hotel in welchem Sherlock die Zimmer reserviert hatte. Wir gingen nebeneinander durch schmale Gassen wo sich nur halb so viele Menschen wie im Stadtinneren herumtummelten. Die ganze Zeit hatten wir nicht miteinander geredet bis Sherlock das Schweigen brach. "Und? Schon Leute gesichtet die dich umbringen wollen?" Ich stieß Sherlock den Ellbogen in die Rippen. "Wie hast du es überhaupt geschafft Zimmer zu besetzten ohne Daten anzugeben?" "Keine Zimmer, sondern nur eins. Ich schlafe rechts." Sherlock zog mich in eine weitere Gasse die gerade breit genug war damit 3 Personen gehen konnten. "Keiner von uns beiden wird im Bett schlafen. Oder auch nur die Decke benutzen. Hinterlässt zu viel DNA." "Was macht das für einen Unterschied ob Haar oder Hautschuppen im Bett oder am Boden liegen?" Ich verdrehte die Augen. "Der Boden wird als Erstes geputzt." Sherlock deutete auf eine kleine Doppeltür auf der linken Seite. "Hier rein." Das Haus in das wir reingingen war recht alt, von außen konnte man kaum noch die verblasste Schrift (die "Hotel" besagte) auf der Fassade lesen. Die Eingangshalle war ein kleines Zimmer mit einem uralten Teppich, Holzwänden und kleinen Fenstern die fast aus der Angel zu fallen schienen. Eine betagtere Dame (um die 75) in einem geblümten Kittel reichte mir die Hand. Ihr Haar trug sie in einem strengen Dutt nach hinten und eine schwere Perlenkette hing um ihren dünnen Hals. "Ah. Und Sie müssten Mrs. Collins sein. Ich bin Mrs. Barnes, mein Kind.", lächelte sie liebevoll. Was? Ich sah Sherlock an aber er sah selbst verwirrt aus, kriegte sich dennoch schnell wieder ein und deutete mir mitzuspielen. Ohne eine Antwort abzuwarten führte sie uns Beide eine schmale Treppe hinauf. "Wenn ich fragen dürfte...wie lange seid ihr Hübschen denn verheiratet?" "...seit 2 Jahren.", versuchte ich so natürlich wie möglich zu antworten. Mrs. Barnes lächelte nur und schüttelte den Kopf. "Junge Liebe...", seufzte sie, "Ich hab damals genauso jung geheiratet. Doch leider ist mein Mann vergangenes Jahr verstorben." "Mein Beileid." Auf ihrem Gesicht bildete sich ein trauriges Lächeln. Wir kamen an ein kleines Einbettzimmer an. "So, das ist euer Zimmer. Gleich daneben sind Bad und Toilette. Klingelt einfach im Foyer wenn ihr etwas braucht." Ich nickte dankend und sah noch wie sie im Schatten des Treppenhauses verschwand.
Sherlock schloss die Tür hinter sich während ich mich im Zimmer umsah. Das Bett knarzte als ich mich draufsetzte und der Rest des Zimmers sah auch nicht gerade stabil aus. "Was machen wir als nächstes?" fragte ich Sherlock. Doch er zuckte nur mit den Schultern. "Du bist hier der Agent." Er zog seinen Mantel aus und hing ihn an einen hölzernen Kleiderständer im Eck neben der Tür. Ich beachtete seine Aussage nicht weiter, stand wieder auf und war mit einem Satz beim Fenster um die Vorhänge zuzuziehen. Von hier konnte man die schmale Gasse hinter dem Haus beobachten. Wenn man ein bisschen Anlauf nehmen würde könnte man ohne Probleme ins Nachbarshaus springen. Die Fenster zitterten bei jedem etwas stärkerem Windhauch und es wunderte mich, dass das Glas nicht schon längst aus dem Holzrahmen gesprungen ist. Das Haus auf der anderen Seite war das genaue Gegenteil des Hotels: es war modern, in einem hellen grau und hatte weiße Kunststofffensterrahmen. Es bot sicher für jeden Spaziergänger der vorbeikam, einen merkwürdigen Anblick, solch unterschiedliche Gebäude nebeneinander zu sehen. Ich zog die Vorhänge endgültig zu und machte mich im Bad frisch, wobei ich auf den Fliesen ausgerutscht und beinahe das fast lose Waschbecken mitgerissen hätte.
Ich legte meine Jacke wie am Abend zuvor auf den Boden als Sherlock aus dem Bad kam. Während er es sich auf seiner Seite des Bodens gemütlich machte, richtete ich das Bett so her als hätte wer darin geschlafen. Ich legte meinen Kopf auf die Jacke und sah zu Sherlock. "Wir sollten morgen schnellstmöglich Washington verlassen. Wir könnten nach New York ode..." "Wir können nicht aus der Stadt raus, Lucy." unterbrach er mich und drehte sich auf den Rücken. "Wie? Was soll das jetzt heißen?" "Sie haben ja doch wohl Wachposten am Stadtrand stationiert oder? Dass wir überhaupt reinkamen verdanken wir deren Nachlässigkeit bei den Kontrollen." Ich schwieg einen Moment. "Sag mal hast du meine Akte gelesen?" "Offensichtlich. Der Fall vor paar Jahren ist beeindruckend. Wie konntest du entkommen?" Er drehte sich wieder zu mir. Gleichzeitig drehte ich mich weg und starrte ein leicht unheimliches Portrait von einem jungen Ehepaar an. Im Rahmen waren goldene Buchstaben eingelassen. 'Zur Hochzeit von Marion & James Barnes 12. August 1962'. Ich schmunzelte leicht. Süß. "Lucy?" Sherlock riss mich in die Realität zurück. "Hm?" "Ist alles in Ordnung?" Ich runzelte die Stirn. Als ich Sherlock kennengelernt hatte, interessierte er sich kein Stück über das Befinden anderer. Etwas irritiert antwortete ich, "Äh ja. Ich bin nur müde. Gute Nacht Sherlock..." und schloss die Augen.
Hey, sorry dass ich mit dem Kapitel so spät dran bin, tatte viel schulisches zu tun. Auf jeden Fall ein herzliches Dankeschön für alle Reads, Votes und Komments und lasst gerne eure Meinung da :)
Traumhafte erste Dezemberwoche noch <3
Lg
Alice
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Sudden Love (Sherlock ff) *pausiert* :(
FanficLucy wird eines Tages vom totgeglaubten Jim Moriarty gefangengenommen. Auf der Flucht durch sein Untergrundnetzwerk trifft sie auf Sherlock... Ich schlich auf Zehenspitzen die Treppen hinunter. Als ich vorsichtig um die Ecke spähte, erkannte ich ein...