7. Dezember

633 37 1
                                    

Ich wache langsam auf. Lächelnd denke ich an letzte Nacht zurück. Neben mir vernehme ich ein leises Schlummern. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen, lege aber danach die Hand auf den Bauch des Mädchens. Ich drehe den Kopf zu ihr und als ich erkenne, wer neben mir liegt, gefriert das Blut in meinen Adern.

Ich tippe sie vorsichtig an, sodass sie die Augen öffnet. Ihr verwirrter Blick schweift erst durch den Raum und bleibt letztendlich an mir hängen. Ihre Augen weiten sich. Sie wirkt genauso geschockt wie ich und kann sich nicht regen. „Jorge..?!", fragt Martina leicht panisch. „Martina..", erwidere ich schluckend. So schnell wie möglich richtet sie sich auf und schaut unter die Decke. „Wi- wir haben? Scheiße!", ruft meine Exfreundin. Ich richte mich ebenfalls auf.
„Haben wir." Peinlich berührt richte ich meine Haare. Ich hatte nicht nur ein Mädchen geknallt, ich hatte ausgerechnet meine Exfreundin gefunden! Im betrunkenen Zustand habe ich sie gar nicht erkannt.Und sie mich genauso wenig. „Es- es tut mir leid, Jorge." Schnell steht Martina auf und sucht ihre Unterwäsche.

„In der Schublade vom Schreibtisch.", gebe ich ihr den Tipp, da dort ihr Slip liegt. Der BH liegt nach wie vor auf dem Boden. Schnell zieht sie beides an und dreht sich um. „Wenn du willst, kannst du duschen.", sage ich schüchtern. Abwesend nickt Tini. „Wo?" „Den Flur, erste Tür links." „Danke." Mit geröteten Wangen verlässt sie das Zimmer.

-

„Wait, what?", lacht Diego. „Du hast von allen Mädchen hier in London, deine Ex gevögelt? Krass." Ja, es war krass. Äußerst krass. Ich nicke nur. „Und wie war sie? Immer noch so gut wie vorher?", fragt mein Kumpel. Das einzige Wort, was den Sex hätte beschreiben können, war perfekt. Es war unglaublich perfekt. „Ja, es war gut.", antworte ich möglichst desinteressiert. „Gut? Nach gut klang es aber nicht. Es hörte sich aber mehr als gut an. Euer Gestöhne hat Clara aufwecken lassen.", lacht er.

Seufzend gebe ich ihm seinen Espresso. Ich muss heute wieder arbeiten. Wenigstens hatte ich die Weihnachtsbeleuchtung aufgehangen, Amanda würde stolz auf mich sein. „Wie war deine Nacht?", frage ich, währenddessen ich für einen Kunden einen Mocca zubereite. „Was soll ich sagen? Sie war der absolute Hammer. Ich treffe mich heute Abend wieder mit ihr." Oha, da scheint ja was zu passieren! „Diego Dominguez hat ein Date mit einem Mädchen, das er schon benutzt hat?", lache ich. Diego streckt mir die Zunge raus. „Bis nachher, Jorgito. Wir sehen uns, muss zur Arbeit." Wir beide machen unseren Handschlag und er geht. Ich kümmere mich wieder um den Kunden.

-

Es herrscht im Café eine weihnachtliche Stimmung. Das Geschäft läuft schon gut. Viele Menschen, viele Bestellungen.

Die Tür geht auf und der gewöhnliche Glockenton erklingt. Ich mache mich schon hinter der Theke bereit. Was der Kunde bestellen wird? Bagel oder Kuchen? Kaffee oder Schokolade? Doch es ist eine ganz andere Person, als ich erwartet hätte. Tini.
„Hi.", begrüßt sie mich schüchtern. Ihr Körper ist in eine dunkelgrüne Jacke gehüllt, mit Fell an der Kapuze. Dazu hat sie noch eine Strickmütze mit Bommel auf und für ihre Hände ein paar Handschuhe. „Hey.", erwidere ich mit leichtem Lächeln. Sie soll sich nicht unwohl fühlen. „Kann ich mit dir reden?", fragt Martina. Ich nicke. „Ja, in zehn Minuten ist meine Schicht vorbei. Dann kommt Alex." Alex war mein Kollege, wir waren gute Freunde, aber ich mochte Diego einfach mehr.

„Ah okay. Und wer ist diese Alex?", fragt Martu ganz nebenbei. „Besser wohl: Wer ist dieser Alex?" Ich lache leicht. Vielleicht dachte sie, ich hätte eine Freundin. Aber dann hätte ich wohl kaum mit ihr geschlafen. „Willst du einen Cappuccino?" ; „Gerne, Jorge." So schnell wie möglich bereite ich das Heißgetränk zu und überreiche es ihr. Bevor wir richtigen Smalltalk anfangen können, kommt Alex dazu.

„George, bin da. Ich kann übernehmen. Nimm deine schöne Begleitung mit und zeig ihr mal die Stadt." Alex zwinkert mir zu und geht an mir vorbei. Ich sehe, wie Martina leicht rot geworden ist. „Du weißt, dass ich es hasse, wenn du mich George nennst." Er bekommt meinen Mittelfinger zu sehen. Lachend bereitet er sich vor. „Das ist nur Alex. Eigentlich ist er nicht so ein Idiot, aber egal. Vamos?" ; „Vamos."

Last ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt