Kapitel 1: Das Mädchen und der Wolf

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Er saß hoch oben in einem Baumwipfel und schaute auf die Lichtung unter sich hinab. Er schob die Blätter, die ihm die Sicht versperrten beiseite.
Dort war sie!

Er erinnerte sich daran was sein Vater, König Thranduil, gesagt hatte: "Seit einigen Tagen erlegen die Wachen immer weniger Spinnen; finden aber immer mehr halb verrottete Kadaver.
Findet heraus, wer die Spinnen getötet hat und bringt ihn zu mir!" Kurz bevor er hinausgehen konnte, sagte der König noch: "Niemand geht alleine in den Wald. Das gilt für alle!"
Doch ihm war es egal gewesen. Er war einfach in den Wald gegangen und hatte sich auf die Suche gemacht.
Er fand gerade einen Spinnenkadaver, als er das Geschrei einer verendenden Spinne vernahm. Leichtfüßig rannte er in die Richtung des Schei's. Die Spinne lag tot vor ihm, ein klaffendes Loch im Rücken. Blut floss aus ihren Augenhöhlen und ihrer Mundhöhle.
Er ging um die Spinne herum, und ganz schwach aber für ihn doch erkennbar, sah er Fußspuren in denen sich das dunkle Blut sammelte.
Sie führten auf die Lichtung; auf die er jetzt hinab sah.
Er sah sie. Diejenige, die Augenscheinlich die ganzen Spinnen getötet hatte:
Sie hatte lange braune Haare, die von dem Blut strähnig aneinander klebten. Sie trug einen Mantel. Früher könnte er weiß gewesen sein; doch jetzt war er grau-schwarz verfärbt.

*^-*-^*

Sie Rand mit dem Rücken zu ihm und schaute auf den Fluss hinab, der vor ihr dahin floss. Sie kniete nieder und betrachtete mistrauisch das Wasser.

Als sie auf ihrer langen Reise nach Bruchtal gekommen war, erhielt sie zwei Geschenke von Herrn Elrond.
Erstens: den Rat, nicht aus dem verzauberten Fluss zu trinken oder in ihm zu Baden, sah man sonst sofort einschliefe und vergesse, was man eigentlich vorhatte. Oder man ertrank, bevor am aufwachte.
Und zweitens: ein Elbisches Wörterbuch.
Zwar war sie eine Elbin - zweifelsohne - doch sie hatte lange Zeit kein Elbisch mehr gesprochen. Und Herr Elrond war der Meinung, dass ein Wörterbuch im Düsterwald ganz praktisch sei.

*^-*-^*

Plötzlich ertönte ein lautes Rascheln Links von ihnen.
Sie sprang auf und drehte sich zu der Geräuschquelle.
Er spannte seinen Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne.
In Angriffhaltung, ohne eine ersichtliche Waffe in den Händen, stand sie auf der Lichtung und wartete auf einen Angriff. Das Rascheln wurde lauter und ein großer Wolf  stürzte auf die Lichtung und auf das Mädchen zu.
Er zielte auf das Tier, bereit loszulassen. Der Wolf war ungefähr so groß wie ein Warg. Hatte breite Schultern und gepflegtes Fell.
Doch das Mädchen kniete sich nieder und der Wolf lief in ihre ausgestreckten Arme. Der Wolf legte den hell und dunkel braunen, pelzigen, Kopf auf ihre Schulter.
Er ließ Pfeil und Bogen sinken und schaute sich das Bild an: Ein Mädchen und ein Wolf, freundschaftlich umarmt.
Plötzlich sah der Wolf ihn direkt in die Augen. Als ob er wüsste, dass sie beobachtet würden. Die Haselnussbraunen Augen des Wolf's blitzen auf und seine weißliche Schnauze bewegte sich, als ob er etwas sagen würde. Dann erhob er sich und verschwand wieder im Wald.
Das Mädchen rief dem Wolf etwas nach, und obwohl er sich in seinem Baum so weit wie möglich nachvorne lehnte, verstand er sie nicht. Es musste eine andere Sprache gewesen sein. Dann drehte sie sich zu ihm um und schaute ihn eindringlich an.
Woher wusste sie, dass er in dem Baum saß? Hatte der Wolf etwas damit zutun?
Ihre Augen waren grün und in der Mitte der Iris, um der Pupille herum, war ein goldener Schimmer.
Ein merkwürdiges Geräusch ertönte aus ihrer Richtung.
War es... ein Knurren? Knurrte sie ihn an?
Sie lief unruhig hin und her, ließ ihn aber nicht aus den Augen.
Sie schien auf etwas zu warten.

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So. Das erste Kapitel.
Ich hoffe es gefällt euch und ihr wartet schon auf Kapitel 2. ^^

Kommis immer gern gesehen ;)
LG, Halya26

Ps.: der Wolf ist ungefähr so groß wie ein Warg. Hat breite Schultern und gepflegtes Fell.

Eine der Gaurwaith (Legolas ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt