Lucy's Sicht:
Heute war mein erster Schultag nach dem ich im Krankenhaus war. Natürlich wussten alle, das ich von der Brücke gesprungen bin. So was spricht sich schnell rum.
Ich habe Angst. Angst davor, dass mich alle anstarren werden. Mich auslachen. Mich nach irgendwas Fragen. Nach Gründen. Menschen wollen immer alles wissen. Das ist was ganz normales. Sie würden alles dafür tun, um es herauszufinden. Sie kennen keine Grenzen. Sie denken nicht daran wie man sich dabei fühlt. Sie denken nur daran, ihr Ziel zu erreichen und alles zu wissen. Dann können sie so tun, als ob sie dich kennen. Als ob sie alles über dich wüssten. Als ob sie wüssten wie du dich fühlst, was du denkst und wer du bist. Das denken sie. Aber es bleibt beim Denken. Wissen tun sie nicht. Sie wissen nicht was du denkst, was du tust, was du willst, wie du dich fühlst, warum du so bist wie du bist, aber vor allem haben sie keine Ahnung wer du wirklich bist.
Ich quälte mich aus dem Bett. Ich zog mich an und stellte mich vor den Spiegel in meinem Zimmer.
Ich sah mich. Aber wer war ich? Ich sah ein Mädchen, dass ihr Leben hasste, die ihre Schwester umgebracht hat. Ich war einfach nicht mehr das Mädchen das ich früher war. Ich konnte nicht mehr in den Spiegel gucken und lachen, damit es mir wieder besser ging. Das hatte ich mal gekonnt. Aber jetzt sah ich nur noch dieser Mensch, den ich selber nicht kannte. Niemand kannte ihn. Und niemand würde ihn jemals kennen. Egal was er versuchte. Er würde nur diese Maske sehen. Die er aufsetzte wenn er bei anderen war.
Ich wollte nicht in die Schule. Nie wieder.
Aber wen interessierte es schon was Ich wollte.
Ich hatte ja keine Wahl.
Niemand hörte mir zu.
Niemand wollte wissen, was ich fühlte und was ich zu sagen habe.
Ich hasste sie einfach alle.
Ich ging runter. Mein Vater zwang mich dazu ein Toast zu essen. Dann schluckte ich die Tabletten. Ich hasste es so sehr. Tabletten schlucken war noch nie meine Stärke gewesen.
Dann machte ich mich auf den Weg zur Schule.
Elias hatte erst zur zweiten, deshalb ging ich alleine.
Der Weg kam mir endlos vor, aber trotzdem war er zu kurz.
Ich wollte nicht ankommen.
Doch irgendwann stand ich trotzdem vor der Schule. Ich lief über den Schulhof zu dem Gebäude, wo meine Klasse war.
Ich merkte das alle mich anstarrten. Blicke ruhten auf meinem Rücken. Ich ging einfach schnell weiter. Doch im Gebäude war es nicht besser. Überall liefen Schüler rum. Ich wurde von allen Seiten an geguckt als hätte ich drei Köpfe. Und es interessierte natürlich niemanden was ich fühlte, oder wie es mir ging, wenn mich jeder hier anstarrte.
Ich stand vor meinem Klassenraum. Die anderen aus meiner Klasse standen auch da.
Sie starrten mich an. Alle. Ich sah Jule. Auch sie blickte mich an. Direkt in die Augen.
Sie sah mich anders an als die anderen. Nicht so "IST DIE DAS? IST DAS DIE? WAS SOLLTE DAS" und auch nicht :"oh nein, Die kann einem aber Leid tun." Es war ein Blick der etwas ausdrückte was ich nicht beschreiben konnte. Eine Mischung aus Sehnsucht, Mitleid, Entschuldigung und einem Gefühl das ich nicht kannte.
Sie blickte schnell in eine andere Richtung.
Sie hatte sich verändert. Sie wirkte nicht so aufgedreht. Eher ruhig. Vielleicht traurig.
Ich sah Meli. Sie hieß eigentlich Melina. Sie war nicht beliebt, aber hatte keine Feinde. Sie war meistens alleine. Auch jetzt. Sie stand da. Sie sah an. Sie lächelte. Kein Lächeln: "Es tut mir Leid was passiert war. Mein Mitleid" sondern ein Lächeln : " Hey, ich bin da. Du kannst zu mir wenn was ist."
Dann sah sie schnell weg.
Die erste Stunde verlief ganz normal. Abgesehen davon, dass mich irgendwas an Emmy erinnerte, mich alle anstarrten und ich mich nicht konzentrieren konnte.
Ich versuchte die Blicke die auf mir ruhten zu ignorieren.
"Ey, wie geht's dir? Wie fühlt man sich so, ohne Schwester?" ich drehte mich um. Torben. Der allergrößte A*sch der Welt. Er grinste mich breit an. Ich starrte zurück. Nicht böse. Ich sah ihn nur an. Ich blickte einfach nur in sein Gesicht. Ohne Worte.
Ich wollte im Boden versinken.
Für immer.
Nie wieder rauskommen.
Nicht in diese Klasse.
Nie wieder diese eindringlichen Blicke.
Nicht diese Gesichter.
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Elias' Sicht:
Pause. Endlich.
Ich habe gerade 2 Stunden Mathe überlebt.
Jetzt hatten wir erstmal große Pause. Ich ging den Gang zum Schulhof lang. Da sah ich jemanden am Boden sitzen. Den Kopf in den Knien vergraben. Es war Lucy. Ich lief zu ihr. Sie sah mich nicht an. Sie stand auf und fiel mir um den Hals.
Ich hielt sie einfach nur fest. Ich strich ihr beruhigent über den Rücken.
Sie schluchzte. Ich legte ihr meinen Arm um die Schulter und lief mit ihr raus. Draußen waren alle anderen. Alle starrten sie an. Sie hatte es schon immer gehasst, wenn alle Blicke auf sie gerichtet waren. Sie hatte Aufmerksamkeit schon immer gehasst.
Ich lief einfach weiter und ignorierte alle anderen. Ich hielt Lucy fest und lief mit ihr weg. Weg von der Schule, weg von den Menschen die sie so sehr hasste. Weg von allem was sie nicht wollte. Ich wollte sie beschützen vor sich selber und vor dem Rest der Welt. Aber vor Schmerzen kann ich sie nicht beschützen.
Ich lief die Straße lang. Natürlich war es verboten vom Schulgelände zu gehen, aber wen interessierte das jetzt. Wir liefen immer weiter.
Irgendwann kamen wir an einen kleinen Wald.
Früher hatten wir oft da gespielt. Verstecken und den ganzen Kram. Ich wusste nicht ob es der richtige Platz war, da sie dort viel an Emmy erinner würde, aber was Besseres viel mir einfach nicht ein.
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The Girl with the broken Smile
SonstigesEmmy ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ihre Schwester Lucy gibt sich die Schuld für diesen Unfall und ihr Leben bricht zusammen. Ihr Mutter lässt sie im Stich und der einzige der noch da ist, ist ihr Bruder Elias. Er versucht ihr zu helf...