Kapitel 14 Großes Kino

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Kino, ich war noch nie im Kino gewesen, hatte es für mich als Dämon auch nicht viel Sinn ergeben. Warum mit vielen anderen, fremden Leuten einen Film schauen wenn das Zuhause doch viel angenehmer war. Aber da Kaito mich eingeladen hatte, dachte ich ein Versuch könnte nicht schaden. Freitagmorgen schlief Kaito noch tief und fest. Als er jedoch langsam die Augen öffnete und mich über ihm schweben sah, erschrak er so sehr das er aus dem Bett viel und mit einem lauten Knall unten aufkam. In den letzten Wochen war das eine meiner Lieblingsbeschäftigungen gewesen, Kaito erschrecken. Es war unglaublich schwer ihn in den Selbstmord zu treiben, also versuchte ich ihm das Leben so schwer wie möglich zu machen, was aber auch schwierig war, aufgrund unserer Abmachung und da er nur selten keinen Horrorfilm für mich hatte, gab es nur wenig Tage an denen ich ihn ärgern konnte.
"Kannst du mich nicht normal wecken?", jammerte Kaito während er sich vom Boden aufrappelte. "Wäre es dir lieber wenn ich dir einen Kaffee ans Bett bringen würde und sagen würde 'Guten Morgen Schatz, aufstehen?" "Also den Kaffee brauche ich nicht", meinte Kaito lachend. Seltsamerweise war auch das Normalität geworden. Ich hatte sogar fast das Gefühl, dass er je mehr Zeit vergangen war, immer mehr lachte wenn ich bei ihm war. Manchmal sah ich sogar, wie er ohne Grund lächelte und sobald er meinen Blick bemerkte, schnell wegsah. Ganz verstehen, konnte ich sein Verhalten nie.

Schließlich machte er sich fertig für die Schule und ich durfte mich wieder Zuhause langweilen. Wofür war diese Schule überhaupt gut? Wer braucht das schon, sechs Tage der Woche in einem öden, grauen Gemäuer zu verbringen und Bücher zu wälzen. Was sollte das bringen? Das hatte ich Kaito auch mal gefragt, aber er sagte nur es sei wichtig viel zu lernen um später erfolgreich zu sein. Lernen bah, ich mochte das Wort nicht. Ich hatte auch ohne etwas zu lernen Erfolg gehabt und war sogar in die Geschichte eingegangen. Ganz ohne lernen!
Wie dem auch sei, musste ich die Stunden abwarten, bis er wieder zurück kam.

8 Stunden. Ich hatte mir inzwischen angewöhnt in dieser Zeit ein Nickerchen zu machen, irgendwie musste ich die Zeit ja nutzen. Als Kaito endlich kam, hatte ich mich schon halb zu Tode gelangweilt und war erstaunt, dass Langeweile nicht auf der Liste der möglichen Todesursachen stand. "Ich bin wieder da", kam es von hinten, als Kaito die Tür öffnete. "Willkommen zurück."
Wieso sagte ich das schon wieder?! Ich hatte keine Ahnung warum, aber es war mir schon wieder raus gerutscht. Als ich mich umdrehte sah ich das Kaito lächelte und sich schnell wegdrehte, als unsere Blicke sich begegneten. Den Jungen soll mal einer verstehen. Aber seltsamerweise hatte ich schon wieder dieses komische Gefühl in meiner Brust. Wurde ich etwa krank? Das konnte nicht sein und erst recht hatte ich auch keine Gefühle für ihn und er sorgte auch nicht dafür das mein Herz manchmal schneller schlug.
.......
Das hatte ich jetzt nicht echt gedacht, oder?! Nein nein nein nein nein absolut unmöglich, undenkbar, unfassbar!! Solche Gedanken musste ich schnell wieder verbannen. Irgendwas war definitiv falsch, ich wurde bestimmt krank, ja das musste es sein, ich wurde krank, sehr krank. Obwohl sowas für Dämonen ja unmöglich war aber...
HALT nicht weiter denken, das wurde gefährlich!
Ich wurde krank und basta.
Plötzlich hörte ich Kaito nach mir rufen und als ich mich umsah, war er mir so nah, dass ich mich erschrak und glatt nach hinten umfiel. Ich war wohl so in Gedanken vertieft gewesen, dass ich gar nicht gemerkt hatte wir er mir näher gekommen war. "Ist alles in Ordnung bei dir?"
Dämliche Frage. Bei mir war gar nix in Ordnung, denn schon wieder schlug mein Herz mir bis zum Hals und ich dachte, wenn es noch ein bisschen schneller würde, spränge es mir aus der Brust. Dieser Idiot, konnte er nicht auf Abstand gehen?! Schnell stand ich auf und versuchte etwas Distanz zwischen uns zu bringen was, dank Kaitos Teppich, nicht gelang, denn kaum lief ich rückwärts, stolperte ich über eine Welle im Teppich und fiel auch schon wieder auf den Boden wobei ich Kaito mit runter riss. Wie oft konnte mir eigentlich noch alles schief gehen?!

Da lagen wir also schon wieder auf seinem Teppich, ich unten und er über mich gebeugt. Eine schlimmere Situation konnte es nicht geben. Er blickte mir direkt in die Augen und ich hätte schwören können, dass mein Herz gerade schneller lief als der Motor eines Sportwagens. Ich starrte ihn an, unfähig mich zu rühren. Die Sekunden verstrichen als wären sie Honig, der träge dahin tropft. Mit einem mal spürte ich neben mir einen Luftzug, kurz bevor die Tür gegen die Wand schlug und Kaitos Mutter ins Zimmer gestürzt kam. "Lass mich raten, du bist schon wieder einfach so umgefallen, stimmts?!" Wütend starrte sie ihren Sohn an, sie machte sich wirklich immer Sorgen sobald sie ein lautes Geräusch hörte. Erst jetzt bemerkte sie in welch komischer Position Kaito hockte und fragte: "Sag mal, du kannst auch nicht normal hinfallen oder?" Bevor Kaito antworten konnte, war sie schon wieder verschwunden und hatte die Tür geschlossen. Wir beide starrten auf die geschlossene Tür, ehe wir unsere Blicke wieder aufeinander richteten. Naja, eigentlich sah ich direkt an ihm vorbei Richtung Fenster, denn irgendwie konnte ich ihm nicht ihn die Augen sehen. Ich wünschte mir ich könnte im Boden versinken.

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