Er war fort.
Yuki war ein paar Tage nach dem Kino plötzlich verschwunden, zwar sagte er er müsste "kurz" zu seinem Boss aber das war nun schon zwei Wochen her.
Ich hatte keine Ahnung wo er war oder wann er wieder käme, aber ich spürte, dass ich ihn vermisste.Jeden Tag wenn ich aufwachte erwartete ich zu sehen wie er über mir schwebte und mich aus dem Bett scheuchte. Ich hörte wie er mich wieder und wieder fragte wann ich mich denn umbringen würde und ich sah wie er rot wurde wenn ich etwas nettes zu ihm sagte.
Ich hörte sein Lachen wenn er sich über einen Film amüsierte und ich hörte sein Seufzen wenn ich von der Schule sprach.Aber all dies geschah nur noch in meinem Kopf, denn Yuki war fort.
Er war fort und ich hatte keine Möglichkeit ihn zu kontaktieren. Ich konnte nichts tun.~~~~~~
Mein Leben jedoch ging weiter. Ich konzentrierte mich auf die Schule, Kenji und ich trafen uns wieder öfter um miteinander abzuhängen und eigentlich lief alles gut.
Eigentlich.
Bis auf diese seltsame Leere in mir war alles gut.~~~~~~~
Die Zeit verging weiter.
Als ich damals Yuki kennen gelernt hatte war es gerade Frühlingsanfang gewesen.
Heute waren die ersten Schneeflocken gefallen.
Yuki war seit fast einem halben Jahr verschwunden.
Meine Mutter machte sich mittlerweile nur noch Sorgen um mich, da ich die meiste Zeit des Tages in meinem Zimmer verbrachte, mich mit niemandem mehr traf und nur noch wartete.Ich wartete darauf das Yuki wieder kam.
Meistens saß ich auf meinem Bett und blickte zum Fenster. Irgenwo musste er doch sein. Und irgendwann würde er sicher zurückkehren.
Ganz sicher ich meine, er gehörte doch hierher.Aber warum kam er nicht zurück?
~~~~~~
Ich vermisse ihn.
Jeden verdammten Tag kann ich an nichts anderes denken als an Yuki.
Ich wünschte ich hätte ihm meine Gefühle gestanden bevor er verschwand. Jeden Tag wünsche ich mir ihn wiederzusehen.Ich spüre wie langsam eine heiße Träne meine Wange herunter läuft. Das hat auch plötzlich angefangen, also besser gesagt vor etwa einem Monat (oder waren es zwei?), das ich plötzlich weine wenn ich an ihn denke. Und ich kann es nicht wirklich aufhalten.
Die Tränen fallen einfach weiter ohne auf mich zu hören.Das letzte mal das ich mich so miserabel gefühlt habe, war nach der Scheidung meiner Eltern als ich 8 war.
Damals habe ich auch die ganze Zeit geweint weil ich meinen Vater so vermisst habe.Und jetzt?
Jetzt weine ich weil ich Yuki seit fast sechs Monaten nicht mehr gesehen habe.
Ich bin durch die ganze Stadt gelaufen und habe ihn überall gesucht.
Vergebens, natürlich.
Aber ich will ihn sehen. Ich will ihn sehen und ihm sagen das ich ihn liebe und das es mir egal ist das er ein Dämon ist der mich "umbringen" soll und das ich lieber für immer mit ihm zusammen sein will.
Verdammt nochmal, ich will ihn küssen und ihm beweisen wie sehr ich ihn liebe.Aber vorallem will ich das er einfach zurückkommt. Ich weiß nicht wie lange ich das noch ohne ihn aushalte.
~~~~~~
Der Schnee auf den Straßen wird höher, Weihnachten rückt näher, die Menschen werden glücklicher und ich?
Ich sitze in meinem Zimmer und starre aus dem Fenster, in der Hoffnung einen Dämon zu sehen.
Gestern hatte ich zum ersten mal einen schlimmen Gedanken.
Ich dachte, dass ich doch eigentlich wüsste was ich tun müsste um ihn wieder zu sehen.
Ich müsste mich nur umbringen.Das Schlimmste daran war nicht der Gedanke an sich, sondern das ein Teil von mir tatsächlich dazu bereit war es zu tun.
Mittlerweile war ich verzweifelt. Noch nie zuvor hat mir mein Herz so weh getan. Vielleicht war es etwas verletzt als mein Vater damals wegging, aber nun zerbrach es jeden Tag etwas mehr.
Und der Einzige der das hätte aufhalten können war nirgendswo zu finden.~~~~~~~
In den vergangenen Tagen hatte ich des öfteren denselben Gedanken. Immer wieder taucht er auf und flüstert mir ins Ohr. Er sagt das ich nur sterben müsste um Yuki wieder zusehen.
Aber ein anderer Teil in mir sagt mir, dass Yuki das vielleicht nicht wollen würde.
In den letzten Tagen bevor Yuki verschwunden war hat er mich nicht einmal mehr gefragt wann ich mich denn umbringen wollte.
Am Anfang hatte er das nonstop gefragt und plötzlich gar nicht mehr.Aber ich wollte ihn so sehr sehen, dass ich immer öfter darüber nachdachte.
~~~~~~~
In einer Woche ist Weihnachten.
Jedoch bin ich überhaupt nicht in Feierlaune. Ich will nichts mehr als Yuki.
Ich wünsche mir nichts sehnlicher als Yuki zu sehen und ihm zu sagen das ich ihn liebe.
Ich, ich wäre sogar schon zufrieden ihn nur zusehen und zuhören das es ihm gut geht.~~~~~~~
Heute habe ich zum ersten mal seit zwei Wochen das Haus verlassen.
Ich bin in den nächsten Konbini gegangen und habe dort ein paar Taiyaki gekauft.
Yuki's Lieblingssorte.
Außerdem habe ich ein paar Rasierklingen gekauft.Nun sitze ich in meinem Zimmer auf dem Boden und starre die beiden Tüten an. Meine Mutter ist zum Glück zu Verwandten gefahren, weil sie eine Pause brauchte.
Ich weiß nicht was ich tun soll, ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken die Rasierklingen zu benutzen. Aber eigentlich will ich das doch gar nicht.Oder etwa doch?
Ich bin am verzweifeln.
Wo zum Teufel steckt Yuki?
Warum ist er einfach verschwunden?
Wieso hat er sich nicht verabschiedet?
Was ist mit ihm geschehen?
Wie geht es ihm?Ich will einfach nicht mehr ohne ihn sein, ich hab die Schnauze voll, ich kann das nicht mehr.
Die Tränen fallen schon wieder auf den Boden aber das interessiert mich nicht. Ich nehme die Rasierklinge mit zitternden Fingern auf und halte sie an meinen Arm.
Meine Finger zittern so sehr das die Klinge ihnen beinahe entgleitet.Ich denke an Yuki.
Ich denke an sein Lachen und wie er rot angelaufen ist wenn ich auf ihn gefallen bin.
Ich denke daran wie toll die Zeit war die wir zusammen verbracht haben.
Ich denke an meine Familie und das es mir Leid tut.
Aber ich liebe Yuki so sehr, ich will ihn sehen und wenn das bedeutet das ich für ihn in die Hölle herab steigen muss, dann soll es so sein.Langsam und mit ruhiger Hand halte ich die Klinge an meinen Arm.
Ich sehe wie das Metall in die Haut schneidet und wie sich ein dünner roter Faden bildet, der immer dicker wird.
Langsam ergießt sich das warme Blut über meinen Arm und fließt herab auf den Boden.Ich schließe die Augen und lehne mich an mein Bett. Ich bin auf einmal so unendlich müde.
Alle Kraft weicht aus meinem Körper und ich spüre wie mein Arm auf mein Bein stinkt.
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Soul Hunter
ÜbernatürlichesYuki Kaname bekommt den Auftrag Kaito Yamato in den Selbstmord zu treiben. Eigentlich ein Kinderspiel für den erfahrenen Dämon, doch diesmal läuft alles anders. Ein Hindernis nach dem anderen bahnt sich ihm in den Weg. Wird er es schaffen seinen Auf...