Soul Hunter

Kapitel 17 Langersehnte Wiederkehr

In der Ferne höre ich eine Stimme.
Ich kenne diese Stimme, aber ich habe das Gefühl, dass ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr gehört habe.
Mit einem Mal spüre ich, wie ich an den Schultern gepackt und geschüttelt werde. Mühselig öffne ich meine Augen und blicke in das schönste Blau das ich je gesehen habe.

Blaue Augen die so tief wie das Meer wirken und goldenes Haar das wie einzelne Sonnenstrahlen herab fällt.
Langsam wird die Stimme klarer und ich kann endlich verstehen was die Person mir gegenüber so verzweifelt von sich gibt.

"Bist du total bescheuert? Was hast du getan? Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank!"

Das..., das ist nicht ganz das was ich erwartet hatte zu hören, aber ich habe keine Kraft um etwas zu erwidern.
Ich starre einfach weiter in dieses unendliche Blau. Seltsamerweise ist dieses schöne Blau inmitten von unglaublich panisch wirkenden Augen.
Und die Stimme zittert und bebt vor Angst aber ich verstehe kaum mehr ein Wort.
Bilde ich mir das alles nur ein? Ist das jetzt das Ende?
Wenn ja dann will ich wenigstens zum Schluss einmal die Wahrheit sagen.

Mit größter Mühe hebe ich den Arm und streiche über die Wange des Jungen vor mir.
Mit einem mal ist er still und ich schaffe es endlich den Mund zu öffnen.

"Ich liebe dich Yuki."

Ich lächle während ich diese Worte spreche und blicke weiter in das Gesicht meines Dämons.
Plötzlich fällt eine Träne auf den Boden, aber es ist nicht meine.
Es ist Yuki's.
Langsam kullern heiße Tränen seine Wangen herab und fallen auf den Teppich.
Noch nie zuvor habe ich Yuki gesehen, wie er solch ein Gesicht gemacht hätte.
Eine Träne nach der anderen rollt herab, vorbei an dem zitternden Mund und den bebenden Lippen.
Ich sehe Angst, Zorn und Trauer. Aber da ist noch etwas, etwas das ich noch nie zuvor gesehen habe.
Ehe ich ganz verstehen kann was ich da sehe, spüre ich plötzlich einen stechenden und brennenden Schmerz in meinem Arm.

Yuki's Hände krallen sich tief in meine Haut und ich stöhne vor Schmerz. Ich spüre wie eine unsagbare Hitze durch seine Hände in meinen Arm und durch meinen gesamten Körper fließt.
Der Schmerz ist kaum auszuhalten und ich verliere das Bewusstsein.

~~~~~~~
Als ich die Augen öffne sehe ich meine Zimmerdecke. Langsam drehe ich meinen Kopf und blicke auf meinen linken Arm.
Er ist vollständig bandagiert und pocht noch immer vor Schmerz.

Als ich weiter blicke sehe ich einen Kopf neben mir auf meinem Bett liegen.
Rote, geschwollene Augen blicken mir entgegen.

"Du bist ein Idiot, weißt du das?"

Wieder Worte mit denen ich nicht gerechnet hätte. Ich drehe mich auf die Seite und schaue ihm direkt ins Gesicht.
Dieses Gesicht das ich so lange nicht gesehen habe.
Ich bin mit einem mal so glücklich, dass ich nicht anders kann als zu lächeln.

"Grins nicht so bescheuert. Du wärst um ein Haar gestorben."

Er meckert, schon wieder, aber dennoch bin ich glücklich für jedes Wort aus seinem Mund.

"Ich habe dich vermisst", sage ich und sehe wie er leicht rot wird ehe er antwortet:
"Ich dich auch."

Wir beide starren uns einfach weiter an.

"Ich liebe dich", sage ich und kann nicht anders als dämlich zu grinsen.

Yuki's Wangen werden nun komplett rot bevor er in der Lage ist zu antworten:
"Ich weiß."

Endlich konnte ich es ihm sagen, aber plötzlich überkommt mich eine unglaublich starke Müdigkeit und mit einen mal schlafe ich ein.

~~~~~~~
Als ich irgendwann aufwache schmerzt mein Kopf.
Und mein Arm, der tut auch furchtbar weh.
Ich schaue auf den Arm und sehe das der Verband rot geworden ist.
Als ich mich umschaue ist Yuki jedoch nirgends zu sehen.

Mit einem mal bekomme ich Panik.
Was wenn er jetzt wieder verschwunden ist? Was wenn ich wieder ein halbes Jahr auf ihn warten muss?
Ich halte mir die Hand vor den Mund um ein Schluchzen zu unterbinden. Heiße Tränen wandern mein Gesicht herab.

Plötzlich öffnet sich die Tür und Yuki kommt rein. Mit einem Schlag sitze ich kerzengerade im Bett und starre ihn an.
Als er mein panisches Gesicht sieht stellt er das Tablet in seiner Hand ab und eilt zu mir.

"Was ist los? Alles okay? Tut der Arm weh? Ich hab dir frisches Verbandszeug mitgebracht, warte kurz."
Er dreht sich von mir weg um nach dem Tablet zu greifen, aber ich halte ihn fest und ziehe ihn zu mir, bis er in meinen Armen liegt.
So fest ich kann drücke ich Yuki an mich, bis mir plötzlich ein Gedanke kommt.

Wieso kann ich Yuki festhalten und wieso kann er etwas anfassen?

Wieso?
Ich schiebe Yuki wieder etwas von mir weg, blicke in seine Augen und frage:
"Wieso kann ich dich anfassen? Und wieso kannst du das Tablet tragen oder die Tür öffnen? Bist du wirklich mein Yuki?"

"Also erstens, ich bin nicht dein Yuki, verstanden? Und zweitens hat der Boss mir einen fleischlichen Körper gegeben, damit ich eben Dinge berühren kann."
Seine Wangen sind leicht gerötet, während er das sagt.

Ich habe so viele Fragen.
So unglaublich viele Fragen, aber bevor ich auch nur noch eine weitere stellen kann, befreit sich Yuki aus meinem Griff und holt das Verbandszeug.

Die ganze Zeit, während er meinen Verband wechselt, starre ich ihn an.
Ich kann es noch immer nicht ganz glauben.
Schließlich öffne ich wieder den Mund und frage: "Wo warst du solange?"
"In der Hölle", erwidert Yuki trocken.
"Warum warst du solange weg?"
"Weil ich einiges zu regeln hatte."
"Du hättest mir nicht Bescheid geben können? Du hast wohl keine Ahnung wieviele Sorgen ich mir gemacht habe."

Meine Stimme klingt vorwurfsvoller als ich wollte. Yuki stoppt kurz in seinen Bewegungen und flüstert:
"Es tut mir Leid."

Jetzt bin ich vollständig überzeugt das irgendetwas mit Yuki nicht stimmt. Er hätte sich früher nie bei mir entschuldigt.

"Der Boss hat mir viele Aufträge gegeben die ich erfüllen musste, bevor ich zu dir zurück kommen konnte.
Und es hat auch lange gedauert diesen fleischlichen Körper herzustellen."

Verwirrt blicke ich ihn an.
"Der Teufel hat dir einen Menschenkörper gemacht?"
"Ja. Wieso, verwundert dich das?"
"Naja der Teufel ist doch eigentlich grausam und will nur Leid verbreiten oder so.
Oder etwa nicht?"

Nun bin ich völlig verwirrt. Mir wurde immer gesagt der Teufel sei ein grausames Wesen, das die Seelen der Sünder im ewigen Fegefeuer leiden lässt.

"Du kennst die wahre Geschichte von Lucifer nicht, oder?"
Jetzt ist es Yuki der mich verwirrt ansieht.
Er setzt sich neben mich aufs Bett und fängt an zu erzählen.

"Lucifer ist ein Engel, der von Gott in die Hölle verbannt wurde, weil er nicht anerkennen wollte, dass die Menschen über den Engeln stehen. Man könnte sagen, er liebte Gott zu sehr und wollte sich nicht vor niederen Wesen verneigen.
An sich ist Lucifer nicht böse, er wurde lediglich in diese Rolle gedrängt.
Er...
Er hat extra für mich diesen Körper angefertigt damit ich hier bleiben kann."

Bei seinem letzten Satz wird Yuki leicht rot und sieht auf den Teppich.

"Aber warum?", frage ich.

Yuki schweigt einen Moment ehe er antwortet.

"Weil er genau weiß wie es ist, wenn man nicht bei demjenigen sein kann den man liebt."