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Der Regen prasselt in schier endlosen Strömen auf die Walderde, hinterlässt an einigen Stellen unterschiedlich große Pfützen und verwandelt die sonst so trockene Erde, in eine dunkelbraune matschige Pampe, während der Mond in einer runden Form am Himmel zu sehen ist.
Die wenigen Beißer, welche durch die Gegend schlendern sind durch den dichten Regen kaum noch sichtbar, sie sehen verzerrt und undeutlich aus.

Das Glück scheint zumindest heute auf meiner Seite zu sein, denn ich bin kurz vor Anbruch der Dunkelheit und des Regens auf eine kleine Waldhütte gestoßen, nicht weit von der Straße entfernt.
Ich ziehe den blauen Vorhang vor das kleine quadratische Fenster, auf welches die Regentropfen abprallen, sodass es nicht mehr möglich ist, hinein oder hinaus zu sehen. Der eine Raum aus dem die Hütte besteht, ist mit einer vollkommenen Dunkelheit umhüllt.

Trotz der mir nun gebotenen Schlafmöglichkeit finde ich einfach keine Ruhe, um meinen langersehnten Schlaf zu halten. Es gelingt mir einfach nicht einzuschlafen, trotz der Tatsache, dass mich meine Müdigkeit beinahe umbringt und das nur, weil meine Gedanken mich quälen. Die Gedanken kreisen schon seit langem nur noch um meine Familie, noch nie hatte ich so sehr Sehnsucht nach Ihnen, wie momentan. Ich vermisse meine Eltern und meinen jüngeren Bruder, trotz allen Streitigkeiten die wir hin und wieder hatten, meine Familie ist alles für mich und es zerbricht mir mein Herz, nicht zu wissen, ob sie noch leben.

Ein Hinweis ist alles, was ich will. Ein Hinweis der mir zeigt, dass es ihnen gut geht. Da ich kein Lebenszeichen von Ihnen fand und nach einiger Zeit einfach nicht mehr wusste, wo ich nach Ihnen suchen sollte, wegen der vielen Möglichkeiten, hatte ich die Suche schon seit längerem aufgeben. Hätte ich die Suche nicht beendet, würde ich mein Leben nur gefährden und aufs Spiel setzen, doch das wollte ich nicht.

Zwar weiß ich nicht wie lange diese Hölle schon existiert, aber eins ist mir bewusst, diese Welt hat mich verändert. Ängstlich, schüchtern und zurückhaltend, diese Worte beschrieben mich früher perfekt, doch jetzt gibt es ein einziges Wort, welches mein heutiges Ich beschreibt. Stark.

Vermutlich bin ich nicht die einzige, welche sich durch diese Welt änderte, denn Menschen ändern sich wahrscheinlich automatisch, wenn sie in solch einer grausamen Welt leben. Einerseits ist man dazu gezwungen, denn diejenigen welche schwach und ängstlich sind, haben weniger Chancen als diejenigen, die die pure Kälte und Stärke ausstrahlen.
Veränderungen gehörten schon immer zum Leben dazu und sie werden uns bis zu unserem Tod begleiten.

Als ich mich mit dem Rücken voraus nach hinten fallen lasse, versinke ich sofort in der dicken Daunendecke und dem Daunenkissen, beides steckt in einem weiß-blau karierten Bezug stecken und umhüllt meinen Körper mit Wärme. Meine Hände falte ich in einander und platziere sie auf meinem Bauch, während meine Augen auf die Holzdecke über mir gerichtet sind.

Obwohl ich früher sofort in einen tiefen Schlaf abgedriftet wäre, wäre ich so hundemüde gewesen, fällt es mir jetzt umso schwerer.

Ich schrecke erschrocken auf, als ich das laufe rütteln an der Tür, gegenüber des Bettes, wahrnehme. Sind das Beißer? Eigentlich unmöglich, da ich weder mit Licht noch mit Lärm auf mich aufmerksam machte.

Da ich meine Waffen auf den runden Tisch abgelegt hatte als ich ankam, schleiche ich zu diesem rüber um mir meine Pistole zu nehmen. Da es bei jedem meiner Schritte unter meinen Füßen knarrt, steigt die Nervosität in mir, denn man könnte es draußen hören.

Nachdem ich meine Walther P22 in meiner Hand halte, schleiche ich genauso still wieder zurück zum Bett und ziele Richtung Tür, als ich mich wieder auf das Bett setzte. Mein Hals fühlt sich an als wäre er zugeschnürt, ich kann nicht schlucken und das Atmen fällt mir schwerer als sonst.

Ich versuche das starke Zittern meiner Hände zu verdrängen, indem ich mich immer fester an meine Waffe klammere. Mein Kiefer spannt sich an als die Tür plötzlich gewaltsam aufspringt und ich drei Personen erkenne. Ein Mann, ich schätze ihn auf Mitte 30 bis Anfang 40, zielt ebenfalls mit seiner unübersehbaren Armbrust, auf mich. Seine etwas längeren braunen Haare kleben ihm pitschnass an seinem Kopf, einzelne Strähnen hängen ihm Gesicht. Sieht man von seiner dreckigen und blutbefleckten Kleidung ab, könnte man meinen, dass es ihm relativ gut gehen müsste. Überrascht sieht der Mann mich mit seinen blauen Augen an, wahrscheinlich hatte er die Armbrust nur für seinen eigenen Schutz vor Beißern, die hier drinnen hätten sein können, erhoben und somit eher unbewusst auf mich gezielt.

Als ich mir die beiden Personen hinter ihm ansehe erkenne ich, dass es ein koreanischer Mann und eine hübsche Frau mit kurzen braunen Haar sind, beide sehen aus, als wären sie Mitte 20. auch sie sind von Kopf bis Fuß in einer kalten Regendecke umhüllt und richten ihre Pistolen auf mich.

,,Verschwindet!", mein Kiefer ist noch immer angespannt, weshalb ich die drei mit zusammengebissenen Zähnen anknurre, aber sie machen keinerlei Anstalten, zu tun was ich ihnen sagte.

,,Ich hab gesagt ihr sollt verschwinden!"

Langsam richte ich mich auf und gehe auf die kleine Gruppe zu, halte dem Armbrustschütze die Pistole ins Gesicht, als ich nah genug vor ihm stehe. Weshalb die beiden, die hinter ihm stehen sich so nervös umsehen verstehe ich zuerst nicht, aber kurz darauf wird es mir klar, als sie den Mann mit der Armbrust in die Hütte schubsen und die Tür leise hinter sich schließen.

Vermutlich wussten Sie, dass ich sofort anfangen würde zu protestieren, aber bevor ich dazu komme, drehen sie sich zu mir und sehen mich warnend an, während sie sich die Finger auf ihre Lippen legen.

Was fällt denen eigentlich ein, sie brechen in die Hütte ein und dann verbieten Sie mir auch noch meinen Mund?! Auch wenn ich still gewesen wäre, hätten sie mich nicht dazu aufgefordert, geht es hierbei ums Prinzip, aber das tut jetzt nicht zur Sache, denn dort draußen lauern Beißer!

Noch immer ist meine Pistole in die Richtung der drei gerichtet, welche keinerlei Angst zeigen.

,,Nimm die Waffe runter. Du wirst nicht auf uns schießen."

Nachdem der älteste von Ihnen seine Armbrust auf den Tisch ablegte, kommt dieser eher unbeeindruckt auf mich zu und stellt sich mit seinem breit gebauten Körper vor mich.

,,Wenn es sein muss, dann werde ich schießen!", knurrend versuche ich dem Mann meinen bösesten Blick zuzuwerfen, doch auch das lässt mein gegenüber kalt.

Das seine blaue Augen, welche nebenbei gesagt wunderschön aussehen, jeden Punkt meines Gesichts betrachten, ignoriere ich, halte ihm die Waffe mitten ins Gesicht
Was stimmt denn bitte nicht mit ihm, dass ihn sogar das nicht zu kümmern scheint? Als wäre er die Ruhe selbst, legt er seine Hand auf die Pistole und drückt sie sanft nach unten, während er einen entspannten Gesichtsausdruck nachzuweisen hat.

,,Du wirst nicht schießen."

Ich fixiere ihn, schließlich lasse ich die Pistole eher unfreiwillig sinken und sehe sofort zu den anderen beiden rüber.

,,Sie sollen ihre Waffen gefälligst auch runter nehmen."

Nach einer kleinen Runde gegenseitigem Blicke zuwerfen, legen sie ihre Pistolen zu der bereits angelegten Armbrust.

Nun setzt sich der Mann, der bis vor kurzem noch vor mir stand, auf den Stuhl, welcher neben dem Tisch platziert war, verkehrt herum darauf, sodass die Rückenlehne sich vor ihm befindet und er seine Arme darauf abstützen kann.

,,Sind noch andere bei dir?", trotz seiner Frage, die es wirken lässt als wäre er interessiert, sieht er mich eher desinteressiert und gelangweilt an.

Trotz der Unsicherheit, ob es wirklich eine gute Idee wäre, ihm die Wahrheit zu sagen, entscheide ich mich dafür.

,,Nein, ich bin allein."

Den Anschein, als könnten Sie die Gedanken des jeweils anderen lesen, machen der Koreaner und die Frau auf mich, als sie sich pausenlos ansehen. Auch wenn ich nicht darauf auswar, durch das beobachten der beiden deren Namen zu erfahren, nennt mir der sitzende Mann mit dem beinahe vollkommen ausdruckslosen Gesichtsausdruck, diese sowie seinen eigenen.

,,Das sind Maggie, Glenn und ich bin Daryl."

Zwar ist es nicht mein Plan Freundschaften inmitten einer Apokalypse zu schließen, aber da es womöglich länger dauern könnte, bis die Streuner draußen vorbei gezogen sind, stelle ich mich ausnahmsweise mal nicht so an.

,,Kate."

The Walking Dead - Fight or dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt