Kapitel 36 - Lehrling

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Liz P.o.V
Hanna zog mich immer weiter durch den Wald. Die Menschen waren uns dicht auf den Fersen, das konnte ich spüren.
Ich atmete schwer, das zusätzliche Gewicht meiner Umhängetasche machte mir zu schaffen.
Hannas Griff um meine Hand lockerte sich immer mehr und ehe ich mich versah blieb meine Tasche an einem Ast hängen und sie rannte ohne mich weiter. ,,Hanna!", doch sie hörte mich nicht.
Verzweifelt zog ich am Ast, der sich mit seinen Dornen an meiner Tasche verfangen hatte.
,,Nein...", flüsterte ich als ich einsah, dass ich mich deutlich beeilen musste.
Noch einmal riss ich kräftig daran, sodass der Ast schließlich nachgab und ich schnell weiter stolperte.
,,Da vorne ist eine!", eine Stimme nicht weit hinter mir ließ mich nochmal alle Kraft zusammen nehmen und schneller laufen.
Das Gelächter hinter mir verfolgte mich noch lange. Egal wie schnell ich zwischen den Bäumen hindurchlief und wie sehr ich mich auch beeilte, die Schritte hinter mir hörten nicht auf mir zu folgen.
Mein Kopf war wie leer gefegt. Alles was im Moment zählte war laufen. Schnell laufen.
Meine Beine trugen mich zwar in einem angemessenen Tempo über den Waldboden, jedoch nicht schnell genug. Nicht schnell genug um meine Verfolger los zu werden. Aber dennoch schnell genug, um eine aus dem Boden heraus ragende Wurzel zu übersehen.
Und so blieb ich mit meinem rechten Fuß hängen und spürte für einen Moment lang den Boden unter den Füßen nicht mehr.
'Das ist das Ende' war mein erster Gedanke.
'Sie haben mich'.
Und dann schlug ich auf dem Boden auf und alles was ich spürte war ein ziehender Schmerz an meiner linken Wange und das erdrückende Gefühl nichts mehr ausrichten zu können.
Die Umhängetasche spürte ich nicht mehr an meinem Körper, sie musste bei dem Sturz wo anders gelandet sein.
Plötzlich griff eine Hand nach meinen Haaren und eine andere nach meinem linken Arm und zog mich hoch.
Kaum war ich wieder auf den Beinen fing ich an mit meinen Armen umher zu schlagen.
Ein Mal glaubte ich meinen Angreifer sogar getroffen zu haben, doch davon ließ er sich nichts anmerken als er nach meinen beiden Armen griff und mich gehen einen Baum drückte.
Es war dunkel.
Ich konnte sein Gesicht kaum erkennen, doch ich schätzte mal er war noch nicht sehr alt. Vielleicht 19.
,,Vic, hast du jemanden?", hörte man eine Stimme aus der Ferne rufen.
Man merkte dem Jungen vor mir seine Nervosität an.
,,Bitte", flehte ich. Wenn die mich mitnahmen war ich verloren.
Ich glaubte zu spüren, dass er seinen Griff um meine Arme etwas lockerte.
'Er lässt mich laufen' dachte ich.
,,Da bist du ja!", doch meine Hoffnung verschwand als jemand zweites aus dem Gebüsch gesprungen kam und mich anschaute:,,Gute Arbeit. Ich glaube das ist Wolfskins kleiner Lehrling".
Unsanft riss er mich aus dem Griff des Jungen, welcher anscheinend Vic hieß.
,,Die wird uns nützlich sein".

Maggie P.o.V

,,Wo läufst du hin?",Oliver fing ohne sich vorher umzuschauen direkt an zu laufen. In eine andere Richtung als die anderen.
,,Irgendwo hin. Bloß weg von hier".
Ich fühlte mich unwohl dabei von Oliver getragen zu werden, doch alleine würde ich hier nicht voran kommen. Vor allem nicht ohne die Krücken, die ich Cole in die Hand gedrückt hatte als ich aus der Luke nach oben geklettert war.
Oliver atmete schwer, lief jedoch weiter. Er war kein Werwolf und hatte es somit viel schwerer mich zu tragen.
,,Oliver bleib stehen! Lass uns lieber ein Versteck suchen".
,,Hier gibts weit und breit nichts wo wir und ver...",doch plötzlich verlor Oliver das Gleichgewicht und fiel mit mir auf den Boden.
Im Gegensatz zu ihm landete ich jedoch etwas weiter weg auf einem Laubhaufen.
,,Mags alles okay?",sofort richtete er dich auf und sah mich an.
,,Ich schätze schon ich...",doch ich hörte auf zu sprechen als sich der Boden unter mir plötzlich anders anfühlte.
,,Maggie was ist los?".
Doch dann gab der Boden unter mir nach und ich rollte mit all den Blättern und Ästen einen Abhang hinunter.
,,Maggie!",doch mehr hörte ich auch nicht mehr von ihm. Bloß noch andere Stimmen.
Sie mussten Oliver gefunden haben.
Ich rollte immer weiter und weiter hinunter, nicht wissend wann es enden würde.
Bestimmt waren meine Klamotten nun schon so verdreckt von dem Schmutz, dass sie braun waren.
Dann hörte die Neigung endlich auf und ich hörte auf mich zu drehen.
Als mein Kopf sich endlich wieder beruhigt hatte kam der Schmerz. Mein Knöchel tat so weh als ob ich durch den ganzen Wald gelaufen war.
Aufstehen würde ich jetzt nicht können, geschweige denn gehen. Kriechen vielleicht.
Um mich abzulenken sah ich an mir herunter.
Wie vermutet war graues Oberteil und meine dunkelgrüne Jacke mit Schmutzflecken übersät, selbst meine schwarze Hose war beschmutzt.
,,Na wen haben wir denn da?",als ich plötzlich eine Stimme vor mir hörte traute ich mich nicht nach oben zu gucken.
'Oh bitte lass mich falsch liegen' flehte ich.
Das durfte einfach nicht wahr sein.
,,Bist du nicht die, die den Werwolf laufen gelassen hat?",als ich meinen Blick dann doch hob bestätigte sich meine Angst.
Henry.
,,Wo ist der Rest von euch?Wo sind Wolfskin und die Werwölfe?".
,,Ich weiß es nicht!",zornig funkelte er mich an, kam näher und trat mit voller Wucht auf meinen verletzten Knöchel.
Ich wusste nicht wie lange ich schrie, doch es war laut.
So laut, dass die Werwölfe es mit Sicherheit auch hörten.
Der Schmerz raubte mir den Verstand. Er sollte aufhören.
Dann ließ er von mir ab und kniete sich zu mir runter.
,,Sag mir wo sie sind",er zischte leise und funkelte mich schadenfroh an.
,,Nein".
Doch ehe er noch etwas erwidern konnte stürzte eine Horde Wölfe aus den Gebüschen.
Henry vergeudete keine Sekunde, sprang sofort auf und rannte weg.
Einige Wölfe hinterher, einige blieben bei mir.
Sie stellten sich vor mich und sahen mich an.
Es waren keine Werwölfe, einfach ganz normale Wölfe.
Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen, sie waren in den letzten Tagen nicht bei Wolfskin gewesen.
Das bedeutet es waren neue Wölfe gekommen.
So wie wir es befürchtet hatten.
Sieht so aus als hätte sich der Kampf aus Danther schnell herumgesprochen.

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