Kapitel 38 - Hass

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Jack P.o.V

Und ehe einer von uns reagieren konnte hatte Cora die Luke abrupt geschlossen. ,,Was soll das?!",Robert, ein Werwolf aus unserem Rudel blickte uns verständnislos an und streckte seine Arme schon wieder nach oben aus um die Luke erneut zu öffnen.
Dann hörte ich sie. Stimmen.
,,Stopp!",schnell hatte ich nach vorne gegriffen um Robert aufzuhalten.
,,Sie sind da. Es ist zu spät!",knurrend ließ ich von ihm ab und blickte mich um.
,,Scheiße",Robert schaute sich um und hielt sich mit einer Hand an die Stirn.
Ich konnte hören wie sie wegliefen. Weg von den Dorfbewohnern.
Und dann hörte ich nur wildes Gerufe.
Leute die Hanna und den anderen den Tot wünschten. Andere, die heiß darauf waren einem Werwolf die Kehle durch zu schneiden.
Dies ließ mich vor Wut beinahe zittern.
,,Was sollen wir jetzt machen?". Irgendjemand fing an zu flüstern und ein paar andere stimmten mit ein. Ich achtete nicht darauf wer etwas sagte, dafür war ich in Gedanken zu weit weg.
Ich wollte garnicht wissen was sie ihnen antuen würden wenn...
,,Seid still",obwohl Tyron nicht laut sprach, sorgte seine kraftvolle und tiefe Stimme dafür, dass sofort alle aufhörten zu reden.
,,Wir warten bis der Großteil nicht mehr in unserer Nähe ist. Dann können wir rausgehen".
,,Sie werden sie holen",während ich sprach fiel mir auf, dass ich mich erschöpft anhörte.
Vor einigen Tagen war ich noch voller Leben und einigermaßen nett und verständnisvoll, doch seitdem ich die vielen Verletzten nach dem Kampf in Danther gesehen hatte war ich in mich hineingekehrt.
Als ich gesehen hatte was sie den Wölfen, meinen Freunden angetan hatten, was sie ihnen gegenüber für eine Wut empfanden und wie sie sie behandelten als wären sie Abschaum, hatte sich in mir auch angefangen ein Hass zu bilden.
Ein Hass gegenüber den Menschen.
Und ich wusste, dass dieser nur auf eine Art und Weise gestillt werden konnte.
Sie mussten so leiden wie wir es die Jahre zuvor getan hatten. Sie sollten wissen wie es sich anfühlte gejagt und verstoßen zu werden. Nicht anerkannt zu sein und als Monster bezeichnet zu werden. Und das nur weil sie nicht einsehen wollten, dass wir keinen Krieg anfangen wollten. Sie waren es, die diesen begonnen hatten.
Doch die Art des Krieges der vor wenigen Tagen in Dather begonnen hatte, brachte das Fass zum überlaufen.
Wenn sie sich bekämpfen wollten, dann sollten sie es.
Wir würden zurückschlagen.

Ein Schrei hallte laut wieder. So schmerzverzerrt, dass sich die Wölfe anfingen die Ohren zu zuhalten.
,,Maggie",mein Bruder hörte auf zu atmen und schaute mich mit lehren Augen an.,,Sie haben Maggie".
Panisch versuchte er sich zur Luke vor zu kämpfen. Die Werwölfe hielten ihn jedoch zurück. Fay, das zierliche Mädchen blieb wie angewurzelt stehen, sagte nichts.
,,Cole",ich ging zu ihm nach vorne und packte ihn an der Schulter, ,,wenn du gleich getötet wirst nachdem du aus der Luke kletterst kannst du ihr auch nicht helfen. Keinem von ihnen".
Doch dieser Satz war nicht nur für ihn gedacht. Irgendwie wollte ich auch mich davon abhalten auf dumme Gedanken zu kommen.
In meinem Kopf spielte sich die ganze Zeit die gleiche Szene ab.
Sie finden Hanna, schmeißen sie zu Boden und zögern nicht sie zu erschießen.
,,Er hat Recht Cole". Wolfskin trat einen Schritt weiter vor, beide Hände an seinem Rucksack.
,,Wir warten".

,,Geht schneller",Robert versuchte uns ständig vor zu treiben, wurde jedoch immer wieder von Tyron zurückgezogen.
Cole, ich und Wolfskin liefen vorne, Rob versuchte sich die ganze Zeit vor zu drängen. Der Rest des Rudels umd Fay liefen hinter uns.
,,Ich rieche sie nicht",panisch und doch leise flüsterte mir Cole diesen Satz von der Seite zu.,,Keinen von ihnen".
Ich konnte nicht sagen wie lange wir gewartet hatten, doch es war lange genug um problemlos aus der Luke steigen zu können.
Sie waren alle weg. Wie von der Dunkelheit verschluckt.
Doch ich hatte hören können, dass die in Richtung Tyrons Hütte gelaufen waren. Sicherlich machten sie sich jetzt an unserem Eigentum, unseren Vorräten zu schaffen.
Dieser Gedanke ließ mich nur noch wütender werden.
,,Wir finden sie",obwohl ich versuchte aufmunternd zu klingen, missglückte mir das kläglich. Ich war wohl keine große Hilfe wenn es ums Aufmuntern meines großen Bruder ging.
,,Seid etwas leiser da hinten!",genervt zischte ich die Werwölfe über meine Schulter hinweg an. Ich konnte zwar, genauso wie Cole, niemanden riechen, doch sichergehen sollten wir trotzdem.
,,Spürt ihr das?",einer der Werwölfe blieb stehen.
Verwirrt schaute ich ihn an, konzentrierte mich dann aber auch auf den Boden unter mir.
Und tatsächlich ich konnte Schritte spüren. Zwei Personen.
,,Ich höre sie",Cole stupste mich an der Schulter an und zeigte dann in die Richtung, aus der sie anscheinend kamen.
Direkt auf uns zu.
Und dann fiel mir dieser Geruch auf.
,,Andrew".
Cole fing an zu gehen. Immer schneller.
Und wir ihm hinterher.
Es dauerte eine Weile bis wir sie sehen konnten.
Andy und Cora.
Doch sie waren alleine.
,,Wo sind die anderen?",schnell redete ich auf sie ein. Das Szenario von eben tauchte wieder in meinem Kopf auf.
,,Ich hab sie verloren als wir losgelaufen sind. Andrew hat mich eben gefunden",Coras Stimme klang rau und erschöpft.
,,Wisst ihr wo sie sein könnten?",Tyron stellte sich vor Cora, doch dieser schüttelte bloß den Kopf.
Dann öffnete sie denn Mund, schloss ihn aber wieder als hätte sie Angst davor etwas zu sagen.
,,Was ist los?",Cole spannte sich an, hatte vermutlich Angst, dass Maggie etwas passiert war.
,,Ich hab eben gesehen wie sie Liz und Oliver weggetragen haben".
Das konnte nicht war sein.
,,Liz?",ungläubig schaute Tyron sie an, ehe er sich umwandte. Er musste sehr an diesem Mädchen hängen und jetzt hatten sie auch ihren Bruder.
,,Was ist mit Hanna?",leise fragte ich. Ich hatte wohl Angst vor der Antwort aus welchem Grund auch immer.
Doch sie zuckte nur entschuldigend mit den Schultern.
,,Ich weiß es nicht. Ich hab nicht gesehen in welche Richtung sie gelaufen ist".
Ich hörte Fay hinter mir unruhig atmen.
,,Aber ich weiß, dass...Maggie bei Oliver gewesen ist".
Sie hatten Oliver, der Mags getragen hatte und Maggie konnte alleine nicht gehen.
,,Das muss heißen sie...",keiner traute es sich es vor Cole laut aus zu sprechen, doch wir dachten alle das Selbe.
Sie mussten sie auch geholt haben. Wenn sie Oliver erwischt haben hätte Maggie keine Chance gehabt mit ihrem Knöchel weg zu laufen. Vorallem der Schrei...
,,Wie müssen sie holen",fest entschlossen baute Cole sich auf.,,Maggie, Liz und Oliver. Wir müssen sie da raus holen. Und Hanna haben sie warscheinlich auch".
,,Nein",vermutlich wollte ich es einfach nicht wahr haben, obwohl ihre Chancen hier draußen nicht sehr groß gewesen sein mussten.
,,Sie könnte immer noch hier im Wald sein".
Tyron nickte mir zu.
,,Jack hat Recht. Wir sollten sicher gehen und nach ihr suchen. Selbst wenn sie sie erwischt haben haben wir zu elft keine Chance gegen die Dorfbewohner.
,,Und was sollen wir jetzt machen?",Fays dünne Stimme wirkte so verloren in der jetzigen Situation.
Tyron zögerte. Er hatte vermutlich Angst eine falsche Entscheidung zu treffen.
,,Wir rasten hier. Suchen morgen früh weiter nach Hanna und gehen dann nach Frontwill".
Daraufhin wurde es still.
,,Was ist Frontwill?",fragten Cora und Fay gleichzeitig.
Ich nahm einmal tief Luft bevor ich ihnen antwortete.
,,Der Ort an den man sich nie begeben sollte, wenn man keinen Werwölfen begegnen will".
,,Ich glaube ich hab schon mal was davon gehört".Fay schaute nachdenklich durch den Wald.
Cora hatte ihre Arme in einer ungemütlich aussehenden Position liegen und hielt sich mit einer Hand den Arm. Als sie merkte, dass ich das sah veränderte sie ihre Körperhaltung sofort und ich konnte erkennen, dass sie ihr Gesicht etwas schmerzerfüllt verzog. Doch ehe ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte räusperte die sich:,,Also ist dieses...Frontwill so etwas wie die Hauptstadt der Werwölfe?". Sie wirkte nervös. Doch irgendwie waren wir das alle.
,,Ja, so ungefähr".

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