Kapitel 1 - Jahr 2105

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Hanna P.o.V

Hastig stieß ich mich vom Boden ob und setzte mich auf den Rand des Dorfbrunnens.Gelangweil ließ ich meine Füße baumeln und hielt weiterhin Ausschau nach Fay.Seufzend strich ich mein hellbraunes Kleid zurecht und gab die Hoffnung auf meine Freundin in der nächsten Zeit zu sehen.Es war wohl ein Fehler damit zu rechnen, dass sie dieses eine Mal rechtzeitig kommen würde.Ab und zu kam einer der Dorfbewohmer her und holte sich Wasser aus dem Brunnen.Nachdem ich diesen kurz begrüßt hatte wandte ich meinen Blick wieder ab und schaute mich weiterhin um.Hier in Danther verlief der Alltag auch wie in den meisten anderen Dörfern in unserer Umgebung.Wenn man sich hier umschaute müsste man vermuten man befände sich mitten im Mittelalter, doch das war hier nicht der Fall.Wir leben im Jahr 2105.
Da wir uns in Amerika befinden kennen wir es aber auch nicht anders.
All das began vor 50 Jahren, am 10 September im Jahre 2055.
Viele hielten Vampire, Hexen und Elfen einfach nur für ein Märchen.Damals existierten sie nur in den Büchern, die sie ihren Kindern jeden Abend zum Einschlafen vorlasen.Doch bei einem dieser Geschöpfe hatten sie sich getäuscht.Dem Werwolf.
Damals, an diesem ganz normalen Donnerstag, ging das Chaos los.Werwölfe aus ganz Amerika attackierten die Städte.
Menschen wurden ermordet und Häuser vernichtet.Es war soetwas wie ein Weltuntergang für die Amerikaner.
Umso schlimmer wurde es jedoch für sie als ihnen keiner zur Hilfe eilte.Im Gegenteil, Südamerika erichtete eine riesige Schutzmauer um sich vor den Werwölfen in Sicherheit zu bringen.Viele versuchten damals in den sicheren Süden zu fliehen, doch nicht alle haben dort Zuflucht gefunden.
Da keiner das Risiko eingehen wollte doch Werwölfe in ihr Gebiet zu lassen, schlossen sie Nordamerika ab.
Die ganze Welt grenzte sie von dem Augenblick an ab.
Schifffahrten von Nordamerika zu einem anderen Kontinent waren verboten und das wurde auch strengstens überwacht.Man konnte zwar dorthin auswandern, aber zurück konnte man nicht.
Durch den Angriff der Werwölfe waren viele Menschen umgekommen, sodass zurzeit nurnoch knapp die Hälfte der damaligen Einwohnerzahl existiert.
Die vielen Menschen mussten sich hier ganz alleine ein neues Leben aufbauen, abgeschnitten vom Rest der Welt.
Da viele ehemaligen Städte und Dörfer verlassen wurden hatten sich in den vergangen Jahren äußerst viele Wälder gebildet und wenn man durch einige wanderte konnte man ab und zu immer mal wieder Häuser zwischen den Bäumen stehen sehen.
Doch dort wo vor vielen Jahren einst Menschen lebten, wohnten nun Tiere.Bären, Rehe, Füchse und auch Wölfen konnte man dort begegnen.Doch auch die sogenannten Werwölfe machten das Gebiet unsicher.Alleine traute sich kaum jemand in den Wald und Abends, wenn die Nacht einbrach verriegelten sie alle Türen und Fenster.Wenn man einen dieser Werwölfe traf hatte man nämlich kaum eine Chance zu überleben.Man erkannte einen oft an seiner enormen Größe und dem menschlichen Funkeln in den Augen.Keiner wusste wer einer dieser Werwölfe war.Manche sagten sie alle waren Dorfbewohner, die sich als Wolf an ihren Feinden rächen wollten und andere wiederum behaupteten es währen heimatlose Streuner, die Nachts als Wolf versuchten ihren Hunger zu stillen, doch eins war uns allen klar.Mit ihnen war nicht zu spaßen.
Das alles hatte meine Vater mir damls, als ich 6 Jahre alt war jeden Abend erzählt.Er hatte mir alles so ausführlich und interessant erklärt, sodass mich die Geschichte immer wieder von neuem gefesselt hatte.Er schien jedoch diese ganze Sache eher gelassener zu sehen.Es kam mir immer vor als redete er von seinen Freunden und nicht von blutrünstigen Werwölfen.Er hatte mir damals versprochen mich einmal zu einer seiner Wanderungen mitzunehmen und dann als er mit seiner schönen Felljacke, seinen Stiefeln und dem Rucksack im Türramen stand versprach er mich beim nächsten Mal mitzunehmen.Er hatte mir in die Augen geschaut, meine Hand gedrück und mir gesagt, dass ich nur einige Male schlafen müsste bis er wieder da wäre und dann würden wir direkt anfangen unsere nächste gemeinsame Reise zu planen.Mit einem aufgeregten Lächeln im Gesicht sah ich ihm dann zu wie er sich mit jedem weiteren Schritt immer weiter von uns entfernte und in Gedanken stellte ich mir schon vor wie wir dort zusammen, Hand in Hand gingen und durch die verschiedenen Wälder streiften.Jeden Abend saß ich in meinem Bett und malte Bilder von mir und meinem Vater wie wir Berge besteigten und zusammen auf Bäume kletterten.Diese ging ich dann immer in meinem Zimmer an die Wand.Damit hatte ich immer das Gefühl, dass mein Vater bei mir war.Das ging dann so weit, dass ich bald keinen Platz mehr an meiner Wand hatte, doch ich saß dennoch jeden Sonnenuntergang mit einem der Bilder in der Hand auf meiner Fensterbank und wartete darauf, dass mein Vater den Weg entlang gelaufen kommt.
Ich wartete viele Tage, so viele, dass ich mich nach einiger Zeit verzählt hatte.Es kam mir unendlich lange vor und ich fragte jeden Abend meine Mutter wann Vater nun schon wiederkommen würde.Sie antwortete wie immer mit einem Kopfschütteln und deutete auf die Holzwand auf der sie Kreuze eingerrizt hatte.Für jeden Tag den Vater seid seiner Abreise weg war ein Kreuz.An diesem Tag stand ich oft davor und zählte immer wieder, doch die Zahl veränderte sich nicht.Die Anzahl der Kreuze blieb gleich, obwohl mir die Zahl so ungeheuer groß vorkam.
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Damals war ich zwar noch sehr jung, doch mir war klar, dass es eine sehr lange Zeit war.Zu lange.
Dann, an dem Tag wo Mutter das 48. Kreuz eingerrizt hatte klopften Männer an unserer Tür.Ich wusste noch genau wie sie aussahen.Drei Stück von ihnen.Einer der mit meiner Mutter redete und zwei weitere, die etwas auf einer Trage trugen.
Ich verstand damals nicht was da los war.Ich dachte die Männer hatten uns Essen oder andere Sachen gebracht, doch spätestens als meine Mutter zusammengebochen war musste ich mich der Wahrheit stellen.
An diesem Tag hatte ich jedoch nicht nur Vater, sondern auch Mutter verloren.
Nachdem ich weinend in mein Zimmer gelaufen war, kam sie nach einiger Zeit hereingerannt und fing an die ganzen Bilder von meiner Wand zu reißen.Kreischend versuchte ich sie davon abzuhalten, doch was sollte ein kleines sechsjähriges Mädchen schon gegen eine wütende und aufgebrachte Mutter anrichten?
Kein Bild, kein einziges konnte ich vor ihr retten und musste mit ansehen wie sie es einfach so in unseren kleinen Kamin warf.Mit Tränen in den Augen sah ich zu wie meine Träume nach und nach verblassten.Seitdem war Mutter nicht mehr die Selbe.Sie interessierte sich nichtmehr für mich und war alles andere als führsorglich.Sie hatte mich im Stich gelassen und sorgte dafür, dass ich meine kaputte Welt alleine wieder aufbauen musste.

WolfskinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt