17.Kapitel

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Clarissa

Mein Kopf lehnte an der kühlen Fensterscheibe des Zuges. Ich hatte kein Auto, also musste ich mich mit dem einzigen öffentlichen Verkehrsmittel begnügen, das bis aufs Land fuhr.
Meine Mutter lebte in einem winzigen Nest, an der englischen Küste. Ein malerischer kleiner Ort, mit bildhübschen kleinen Häusern und einer beeindruckenden Steilküste...

Während der langen Fahrt überlegte ich, wie lange ich nicht mehr zu Hause gewesen war. Oder genauer gesagt, wie lange ich meine Mutter nicht mehr gesehen hatte. Das letzte Mal, war wahrscheinlich mit Dylan zu Hause, als wir statt in den Urlaub zu fahren meine Mutter besuchten.

Ich war froh, als endlich der vertraute kleine Bahnhof in Sicht kam und mich das quietschen der Bremsen aus meinen Gedanken erlöste. Auf den Bahnsteigen lag eine dünne Schneedecke und kleine Flocken tanzten vom Himmel herab. Eigentlich hatte ich erwartet, dass meine Mutter mich vom Bahnhof abholen würde, doch der Bahnsteig war verlassen und nur ein Wirrwarr aus Fußspuren verriet, dass er an diesem Tag überhaupt schon einmal betreten wurde.

Also blieb mir nichts anderes übrig als durch den Schnee nach Hause zu stapfen.
Der Wind war eisig kalt und heulte und Pfiff mir um die Ohren. Dummerweise hatte ich vergessen meine Mütze mit zu nehmen. Sodass ich das Gefühl hatte, dass mir die Ohren abfallen würden.
Der Schnee knirschte unter meinen Füßen und ich hatte das Gefühl, dass das Schneetreiben immer dichter wurde.

Irgendwie erschien mir mein Heimatdorf schöner als ich es in Erinnerung hatte. Doch mit London war es natürlich nicht zu vergleichen.
Jedes Haus war festlich geschmückt, mit Herrnhuter Sternen, Schwibbögen und Lichterketten. Besonders gut gefielen mir die Häuser, in deren Fenstern Kerzen standen und deren Dekoration eher schlicht war.
Denn an eine Sache erinnerte ich mich richtig... In der Straße meiner Mutter gab es eine Familie, die große Plastikfiguren vom Weihnachtsmann und den Rentieren aufstellten. Und ihr Haus so mit Lichterketten zu hängten, dass man die eigentliche Hausfarbe kaum noch erkennen konnte.

Ich war erleichtert, als ich endlich vor der Haustür meiner Mutter stand. Nervös drückte ich auf den Klingelknopf und wartete, darauf, dass mir jemand die Tür aufmachen würde.
Von drinnen hörte ich ein lautes rumpeln und poltern. Dann riss meine Mutter die Tür auf.

Sie sah aus wie immer, ihre langen roten Haare waren zerzaust, sodass sie in alle Himmelsrichtungen Abständen und sie trug eine lange rote Kochschürze. So war sie meine chaotische Mutter. Als ich sie so auf der Türschwelle stehen sah, konnte ich nicht anders als ihr zu verzeihen.

Freundlich lächelte sie mir zu und ich versuchte ebenfalls zu lächeln. Was wohl eher in einer Grimasse endete.
"Es tut mir leid" flüsterte meine Mutter und breitete ihre Arme aus.
Einen Moment zögerte ich, doch dann stürzte ich mich in die Arme meiner Mutter. Eigentlich war ich kein theatralischer Mensch, doch ich konnte nicht verhindern in diesem Moment laut loszuschluchzen... Ich war so glücklich und so erleichtert meine Mutter wieder zu sehen, dass ich Einfach nicht anders konnte...

Weihnachtskuss (John und Clarissa II)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt