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Es war mitten in der Nacht und bitter kalt. Die Straßen waren wie leergefegt und unbefahren. Nur eine einzige Person war in dieser eiskalten Dezembernacht unterwegs. Ihre smaragdgrünen Augen glänzten gefährlich im Laternenlicht. Sie zog ihren Schal tief ins Gesicht um sich vor dem stechenden Wind zu schützen. Durch den hohen Schnee kam sie nur mühsam und langsam voran, doch sie kämpfte sich immer weiter die Straße entlang. In diesem verlassenen und heruntergekommenen Stadtbezirk wurden die Wege nicht gestreut, es wurde nicht als nötig empfunden. Die wenigsten trauten sich in das Viertel, da es voll von Alkoholabhängigen und Drogensüchtigen war, die gerne auch mal handgreiflich wurden. Immer wieder drehte sich die junge Frau um, um sicher zu gehen das ihr niemand folgte.

***

Sie blieb an dem Hintereingang einer großen, alten Lagerhalle stehen. Sie schmiss sich mit ganzer Kraft gegen die klemmen Eisentür, sodass diese aufsprang und sich laut quietschend öffnete. Sie betrat die große Halle und sah sich misstrauisch um. Es war schon alles vorbereitet. Der Tisch stand,sowie der Computer und ein Heizofen. Sie machte den Ofen an und setzte sich auf einen der Stühle und blickte auf ihre Armbanduhr.

Es war 2:35Uhr.

Ihre Hände begannen zu kribbeln, durch die Wärme die der Ofen ausstrahlte. Sie strich sich eine, vom Schnee durchnässte, dunkelbraune Haarsträhne aus dem Gesicht. Jetzt hieß es warten. Sie hoffte, dass Sie wussten, dass um so länger sie hier warten musste, sie um so härter und grausamer wurde.

Sie saß noch 20 Minuten dort herum, ihre Finger tippen ungeduldig auf der Tischplatte herum und ihr Blick war starr auf den Eingang gerichtet.
Eigentlich wussten sie es, da war sie sich sicher. Irgendwas musste nicht nach Plan gelaufen sein. Unruhe breitete sich in Ihr aus.

Sie sprang Blitzartig auf, sodass der Stuhl rücklings umkippte. Sie hielt es nicht aus so still herumzusitzen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lief unruhig durch die Halle.

4:50 Uhr.

Endlich hörte man Schritte, ruckartig blieb sie stehen und ließ ihren kalten Blick zur Tür streifen. Aus der Dunkelheit kam eine große, schwarze Gestalt in den Raum getreten. Mit schnellen Schritten lief die Frau auf den Mann zu und schlug ihm volle Kanne ins Gesicht. Er strauchelte und knallte mit dem Kopf gegen den Türrahmen. Langsam sank er zu Boden, Blut tropfte aus einer Platzwunde an seinem Hinterkopf.
"Zu spät!",raunte sie den mindesten zwei Köpfe größeren Mann an. Durch ihren starken russischen Akzent wirkte ihre Stimme noch härter als sie ohne hin schon war. Hinter ihm tauchte zwei weitere Männer an.
"Wo ist er?!",sagte sie aufgebrachte.
"Er ist uns entwi....",setzte der eine an. Sie wusste was er sagen wollte. Blitzschnell zog sie ihre Waffe und richtete sie auf ihn.
"Chto vy mozhete na samom dele!?",schrie sie die Männer auf Russisch an.
"Le..,Leyla....sei bitte vernünftig",stotterte der eine, während der andere seinem deutschen Freund erklärte das Leyla gefragt hatte was sie überhaupt könnten. Leyla wusste das er recht hatte, sie brauchte die drei wirklich noch. Sie steckte ihre Waffe zurück in den Gürtel.
"Kommt doch rein",sagte sie und zwang sich ein lächeln auf. Die Männer halfen ihrem verletzten Freund auf und alle vier setzten sich an den Tisch.
"Wieso ist er euch entwischt?!"zischte Leyla zu den Männern.
"Er...er ist stärker als er aussieht",sagte der größte von ihnen.
"ER IST 10!",fuhr sie die Männer an,"VERDAMMT NOCHMAL 10!IHR WOLLT MIR DOCH NICHT WEIß MACHEN DAS IHR MIT KEINEM 10 JÄHRIGEN KLAR KOMMT?!"

Jetzt schwiegen alle. Sie wusste das es ihnen echt peinlich war. Nach außen hin war ihr Blick wie versteinert, doch in ihr drin brodelte es gewaltig.
"Ihr werdet ihn bis morgen Abend um 22 Uhr haben und hier hinbringen sonst könnt ihr was erleben",sagte sie eindringlich, stand auf und verließ die Lagerhalle.
"Enttäuscht mich nicht!",brüllte sie noch bevor sie endgültig in der Dunkelheit verschwand.

Die drei Männer sahen sich unsicher an. Keiner hatte eine Ahnung wie sie den Jungen bis morgen finden sollten. Der Mann mit der Platzwunde kramte in seiner Tasche und holte ein Bild von dem Jungen hervor.
"Sollen wir seine Mutter gefangen nehmen und wenn er nach Hause kommt schnappen wir ihn?",fragte der eine in die Runde.
"Könnte funktionieren",murmelte der andere.
"Also versuchen wir es"...

***

Vor einem runtergekommenden Haus blieb Leyla stehen. Hier wohnte sie, versteckte passte da doch eher. Stinksauer schlug sie die Tür hinter sich zu. Wieso hatte sie nur so Vollpfosten in ihrem Team?!
Wie sollten sie nur ihren ganz großen Plan umsetzten, wenn sie schon versagten einen 10 Jährigen Jungen zu fangen.

***

"Wieso ist Leyla eigentlich so wie sie jetzt ist?",fragte der Deutsche seine russischen Freunde.
"Ich weiß es nicht...Leyla und ich waren zusammen in einer Klasse",antwortete der Mann mit der Platzwunde, der Danilo hieß,"sie war immer freundlich und stets gut gelaunt, ein richtiger Sonnenschein. Als sie 16 war wurden sie und ihre Freundin nach Deutschland gebracht. Mit 27 kam sie wieder, alleine, aber sie war einfach nicht mehr die selbe. Kalt, eisern und brutal."
Kleine Tränen glitzerten in seinen Augen. Er hatte schon damals in Russland Gefühle für sie gehabt, auch jetzt wo sie so anders war, waren sie nochnicht vollständig verblasst.

my life as a russian killerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt