Kapitel 2

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Sie versteift sich, schließt für eine Sekunde die Augen und hofft dass sie das überlebt. Als jemand in ihr Ohr flüstert „Sscchht, keinen Laut sonst lockst du die Herde an. Ich tu dir nichts, ich ziehe dich jetzt ins Haus.“ Verwundert reißt sie die Augen auf, damit hatte sie nicht gerechnet. Die tiefe Stimme war sogar fast angenehm, oder war das vielleicht nur, weil sie schon fast ein Jahr auf niemanden mehr getroffen war? Viel weiter konnte sie ihren Gedanken nicht nachgehen, die Hand verschwindet von ihrem Mund und ein starker Arm legt sich um ihre Hüfte. Sie wird hochgehoben und nach hinten getragen, hinein in das Haus in das sie sich vorher flüchten wollte.

Kaum ist die Tür geschlossen, wird sie los gelassen. Die Hände an ihren Messern am Gürtel dreht sie sich ruckartig um, um den Mann anzusehen der sie hier rein getragen hat.

Vor ihr schließt ein, aus ihrer Sicht, Riese mit breiten Schultern und schwarzen Haaren die Tür ab. Sie kann mehrere Schlösser sehen, die er alle verschließt und den Schlüsselbund an seinem Gürtel befestigt. Er dreht sich um und mustert sie. Ein Lächeln erscheint auf seinem kantigen Gesicht. Lilly mustert seine blauen Augen, seinen leichten Bart der seinen schönen Mund einrahmt und setzt ein leichtes lächeln auf.

„Nette Ausrüstung.“ Sagt er mit einem Lachen in der Stimme und zieht eine Augenbraue hoch. „Sam.“ Stellt er sich dann vor und hält ihr eine Hand hin. Nach einem weiteren prüfenden Blick entscheidet sich Lilly sich etwas zu entspannen. „Freut mich. Lilly“ antwortet sie und schüttelt seine Hand. „Bist du alleine unterwegs?“ etwas Ungläubiges schwingt in seiner Frage mit. „Ja, ich glaube es sind inzwischen zwei Jahre. Und du? Ganz alleine in diesem Haus hier?“ „Seit einigen Tagen, ja. Du kannst heute hier bleiben, es sei denn du willst wieder da raus….“ Lilly lässt einen Blick durch den Raum schweifen und realisiert erst jetzt das sie in einem  Wohnzimmer steht. Ein Sofa steht dort, eine große Matratze liegt auf dem Boden und in einer Ecke ist eine Art Kochstelle. Ein großer Rucksack steht an einer Wand, bestimmt Sam’s Sachen. „Ich denke hier lässt es sich eine Nacht aushalten…“ meint sie scherzhaft und zwinkert ihm zum.

Sam muss lachen und nickt dann. „Gut, wie du schon siehst hab ich mir hier im Wohnzimmer eingerichtet. Im oberen Stock sind leider alle Fenster eingeschlagen, deshalb sind die Räume unbrauchbar. Hier unten ist alles mit Holzbrettern vernagelt worden. Die Türen oben sind alle zu, also selbst wenn die scheiss Viecher klettern können, kommen sie nicht durch und wir hören sie.“ Er deutet auf zwei Türen „Dort sind die Küche und ein kleines Bad. Wasser funktioniert natürlich nicht, aber ich habe dort einen Wasser Kanister stehen, den kannst du gerne verwenden.“ Lilly sieht ihn beeindruckt an. „Wie lange bist du schon hier?“

„Vielleicht einen Monat…..“ schätzt Sam und zuckt dabei mit den Schultern. „Wow. Ich war in der ganzen Zeit nie länger als drei Tage an einem Ort.“ Lilly seufzt ein wenig wehmütig. Ein wenig Mitleid schleicht sich in den Blick von Sam. Um die Stimmung wieder aufzuheitern schlägt er vor etwas zu essen und es sich etwas bequem zu machen. Lilly stimmt gerne zu. Egal woran es liegt, sie fühlt sich fürs Erste wohl bei Sam und entscheidet erst mal ihre ganzen Waffen abzulegen. Er hilft ihr den schweren Rucksack abzunehmen und staunt nicht schlecht über das Gewicht das sie mit sich herum trägt. Sie entfernt die Waffen von ihrem Gürtel und legt sie zu Katana und Armbrust auf den Boden. Mantel und Umhängetasche legt sie zu ihrem Rucksack und gesellt sich dann zu Sam, der vor dem Gaskocher auf dem Boden sitzt und in einem kleinen Topf herum rührt.

„Riecht gut, was gibt es?“ fragt sie und beugt sich vor um in den Topf zu sehen. „Oh ich hatte nur noch eine Dose Ravioli…ich hoffe das ist ok?“ gibt Sam die Frage zurück und erhält einen Schuldbewussten Blick von ihr.

„Sag doch etwas, du musst mir nicht dein letztes Essen geben, ich habe doch auch etwas dabei.“ Mein sie und geht direkt zu ihrem Rucksack. Nach kurzem Suchen räumt sie 4 Dosen heraus, zwei Mal Bohneneintopf und zwei Mal Ravioli. Etwas umständlich trägt sie die Dosen zu Sam. „Hier, meine Bezahlung dafür dass ich heute hier bleiben darf.“ Meint sie und stellt die Dosen neben ihm auf den Boden.

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