Die Wüste

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"Felix!" Ich fuhr hoch und blickte in das grimmige Gesicht Gretas. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck, den ich noch nie bei ihr gesehen habe. Ich hatte fast Angst, sie würde mich schlagen, weil ich weggeknackt bin. "Lagebesprechung", sagte sie nur. Nachdem sie gegangen war, wollte ich erst mal aufstehen, aber ich kippte um. Als ich es mühsam geschafft hatte, mich umzuziehen (ich trug vorher einen My little Pony Schlafanzug. Das wird Lara noch bereuen) ging ich aus dem Zimmer. Ich erkannte eine Krankenstation, von der ich dank der Wände direkt wusste, dass sie im Knogga-Dojo war. War jemandem etwas zugestoßen? Ich beschleunigte meine Schritte, bis ich unbeholfen eine Pirouette drehte und auf einem leeren Stuhl zusammenbrach. Ich setzte mich auf und tat so, als wär das alles gewollt gewesen, was ein kleines Schmunzeln über Laras Gesicht jagte. Alle waren da. Das war schon mal gut. Aber Terrys Arm lag in einer Schlinge und Klaus hatte einen Verband quer über die Brust. Lara schaffte es nicht, fröhlich zu wirken, was bedeutete, dass sie wirklich traurig war. Gerda schaute noch grimmiger drein als vorhin (soweit das möglich war), Klaus hatte offensichtlich bei jeder Bewegung Schmerzen, Peters Augen jagten umher und er machte sich ganz klein (angesichts Gerdas Blicks hatte ich Lust, es ihm nachzutun) und Terrys Blick war einfach... leer. Er hatte die Energie verloren, die er beim Aufbruch gezeigt hatte. In so eine Situation komme auch nur ich. Nach einer langen unangenehmen Stille ergriff Gerda endlich das Wort. "Unsere Feinde haben uns schon entdeckt, wie auch immer sie das gemacht haben." Sie blickte in die Runde und Peter sank noch tiefer in den Stuhl. Wenn das so weiterging, würde er vom Stuhl fallen. "Sie scheinen starke Geheimwaffen zu besitzen", fuhr sie fort. "Und wir haben immer noch keine Spur von sämtlichen Dingen die wir finden müssen." Wenn man Gerda auf eine Party bringen würde, würden alle Gäste 5 Minuten später lustlos nach Hause gehen. Es herrschte Stille, bis Klaus sagte:"Davon habt ihr mir noch nichts erzählt."-"Da unsere Feinde sowieso Bescheid wissen, können wir es dir ja sagen", meinte ich. Nach einer kurzen Erklärung nickte Klaus in Gedanken versunken. "Vielleicht kann ich euch weiterhelfen. Ich habe gehört, dass Boreos, Voltolos und Demeteros die Wächter der Keile sind", meinte er dann zu uns. "Aber es sind doch zwei Keile. Wie ist das denn dann gefriemelt?", fragte Peter, den man kaum noch hörte, so weit, wie er unter dem Tisch war. "Ich weiß es nicht. Das müsst ihr selbst heraus finden-AUTSCH!" Gerdas Gesicht wurde für einen Moment so finster, dass man es mit einem schwarzen Loch verwechseln konnte. Ich merkte, dass sie es sich übelnahm, nicht alle beschützen gekonnt zu haben. "Dann gehen wir als nächstes in die Wüste!", sagte Lara mit dem tapferen Versuch eines Lächelns auf dem Gesicht. "Warum?", fragte ich. "Weil dort ein unnatürlich heftiger Sandsturm herrscht. Boreos ist der Vater der Stürme", erinnerte sie mich. Sie hatte anscheinend einen ihrer seltenen Momente der Überlegung. Meistens rannte sie einfach in eine Richtung, auch wenn dort tödliche Fallen liegen könnten. "Dann auf in die Wüste", sagte ich, größtenteils Terry ansprechend.
Nachdem wir uns Ausrüstung gekauft hatten, gingen wir in die Wüste (wo Terry immer noch kein Wort sagte. Er lief einfach mit, sonst tat er nichts). Der Sandsturm war unglaublich. Die Windstärke betrug gefühlt 20. Ich hatte eigentlich vor, nach Boreos zu rufen, aber ich wollte meinen Mund nicht voller Sand haben. Das war wahrscheinlich auch ein Grund, warum Terry den Mund hielt. Plötzlich fielen wir alle um. Ich dachte erst, der Sturm hätte sich gelegt, aber dann bemerkte ich hinter mir einen riesigen Sandwirbel. Wir waren im Zentrum des Sturms. Und dort war Boreos.
Wir gingen auf es zu und versuchten, möglichst entspannt zu wirken. Als Boreos uns bemerkte, blickte er uns nur abschätzig an. Schon wieder so ein Blick. Und schon wieder eine so starke Aura. Aber diese wirkte nicht brutal, sondern eher mächtig. Ich verspürte den Drang, mich zu verbeugen. Auch Gerda merkte wieder, wie stark Boreos war.
Und dann hörte ich eine tiefe, kräftige und uralte Stimme in meinem Kopf. "Was wollt ihr von mir?"-"Äh, wir hätten gern, äh, den Äh. Äh, ich meine, den DNS-Keil. Oder den RNS-Keil, halt den, den ihr bei euch tragt. Mein Herr", sagte ich. So blöd hatte ich mich bei Reden noch nie angestellt. "Was wollt ihr damit?"-"Wir wollen Kyurem die Kraft geben, Wunsch und Wirklichkeit in sich zu vereinen", hörte ich Terrys Stimme sagen. Ich drehte mich um. Die Anwesenheit von Boreos schien ihm neue Kraft zu geben. "Kyurem ist mein Freund. Er gibt mir Schnee für meine Stürme. Aber warum sollte ich euch vertrauen? Ich kenne euch nicht", meinte Boreos skeptisch. "Seht ihr, das Land wird von Klonen überrannt. Wir wollen etwas dagegen tun. Dafür müssen wir allen Legenden ihre Kraft zurückgeben." Ich wollte Terry zurückhalten, aber es war zu spät. Ich hoffte, Boreos würde nicht merken, dass dann Rayquaza ihn in seine Schranken weisen würde. "Gut. Mir kann es nicht schaden, also nehmt den DNS-Keil und setzt euren Weg fort." Als wir diesen in Empfang genommen und uns entfernt hatten, kam mir ein fataler Satz über die Lippen. "Das war einfach." Wie aufs Stichwort brachen aus dem Sandsturm locker 20 Elektek und Voltenso sowie 2 Geowaz und ein riesiges Elevoltek hervor. Die anderen drehten sich zu mir um und sagten einstimmig:"Sag das nie wieder." Als ich Boreos in meinem Kopf 'VERRAT!' brüllen hörte, entschied ich mich dazu, ganz leise und unauffällig loszurennen.

Pokémon - Die Wandler: Teil 1 - Reshiram, Zekrom und Kyurem (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt