Kapitel 5

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich überglücklich. Es war, als hätte ich immernoch eine Ladung Glückshormone in meinem Körper. Grinsend lag ich in meinem Bett, ich konnte es einfach nicht sein lassen.

Kennt ihr diese Tage an denen man morgens beschließt, dass es ein geiler Tag wird. Man ist glücklich, tanzt zu lauter Musik während man versucht mit der Zahnbürste im Mund zu singen und nimmt sich vor mal wieder Sport zu machen. Doch spätestens nach dem Mittagessen merkt man, dass es schon drei Uhr ist und man noch nichts geschafft hat. Man denkt daran, dass morgen wieder Schule ist und plötzlich hat man keine Motivation mehr.

Ungefähr mit diesem beklemmenden Gefühl saß ich später im Wohnzimmer auf einem Sessel und sah meiner Mum beim Bügeln zu, während irgendeine Serie im Fernsehen lief, die mich aber kein Stück interessierte.

"Na Süße, wie war denn gestern dein Tag?", fragte meine Mum.

"Es war schön", sagte ich lustlos. Ich hatte keine Lust in allen Einzelheiten zu erzählen, was wir gemacht hatten. Vor allem, war Noah am Ende irgendwie komisch, so verschlossen, gewesen. Er hatte nicht mehr gelacht, geschweige denn, ohne dass man ihn wirklich dazu aufforderte, geredet.

Ich seufzte und ging hoch in mein Zimmer, wo ich meine Tasche für morgen packte. Ich hatte überhaupt keine Lust auf Montag, aber wenn ich so darüber nachdachte, war Schule eine Abwechslung von diesem deprimierendem Rumhängen und Nichtstun. Das Wetter war auch nicht mehr schön. Vom einen auf den anderen Tag, hatten sich dicke, graue Wolken am Himmel gesammelt und schon den ganzen Tag über nieselte es ununterbrochen.

Ich legte mich auf mein Bett und schloss die Augen. Mit einem Mal, war es nicht mehr so schlimm. Ich sah nicht mehr dieses Grau vom Leben, sondern bunte Fröhlichkeit. Ich konnte mir die schönsten Geschichten ausdenken und alles vergessen. Es war, als könnte ich fliegen. Ja, ich war auf einmal so stark, so unbesiegbar. Ich war eine Heldin, in meiner eigenen Welt und niemand lachte über mich.

Ja, ich liebte sie, meine Gedanken. Manchmal hasste ich sie, weil sie mich in den unpassendsten Augenblicken an miese Sachen erinnerten und ich oft einfach nicht verstand, was ich da überhaupt für komische Sachen dachte. Doch ich liebte sie dafür, dass sie mir sagten, dass ich toll bin, dass ich gut so bin, wie ich bin.

Und das brauchte ich auch, weil ich mich manchmal selber hasste. Ich hasste meine Art und die Welt, weil sie so grau war. Manchmal lachten andere über mich und ich lachte einfach mit ohne mir anmerken zu lassen, dass ich daran innerlich zerbrach.

Die Welt war voll gestopft mit Oberflächlichkeit. Alle waren gleich. Wenn eine Rakete auf dem Mond landete freute sich jeder. Wenn es einen Anschlag gegeben hatte, regte sich jeder drüber auf. Zwei Tage später war alles vergessen. Aber wenn ein junges Mädchen hin und wieder mit dem Leben nicht klar kam, wen interessierte das dann?

Okay, das wurde jetzt zu depressiv. Nein, heute will ich einmal nicht in übertriebenem Selbtmitleid verschwinden! Ich dachte zu viel nach, das war wohl das Problem.

Ich stand auf um mir die Zähne zu putzen. Ich hörte Musik, doch jetzt hatte ich keine Lust mehr, dazu zu tanzen.

Die nächste Woche war so, wie erwartet. Aufstehen, Schule, schlafen. Wie hatte ich denken können, dass Schule eine gute Abwechslung zu diesen langweiligen Regentagen war? Im Gegenteil, ich wünschte mir die Regentage zurück. Naja, wenigstens das Wochenende.

Ich schrieb viel mit Noah. Er war wieder der selbe. Er machte Witze und verbreitete gute Laune. (Ja, indem ich mit ihm schreib wurde ich gut gelaunt.)

An einem Morgen ging ich gemeinsam mit Melany zur Schule. Sie plapperte die ganze Zeit von einem Jungen, den ich nicht einmal richtig kannte. Irgendjemand aus einer höheren Stufe in der Schule.

"Du weißt ja schon, sein Lächeln, oh mein Gott er hat mich angelächelt. Naja vielleicht hat er auch diese Victoria, diese Bitch da, du weißt schon, angelächelt aber ich konnte kurz seine Jacke berühren. Mit der Schulter und sie war so weich...", redete sie.

"Im Winter sind viele Jacken weich", unterbrach ich sie, doch sie beachtete es gar nicht.

"Ja, so weich stelle ich mir auch seine Haare vor. Wie gerne würde ich sie mal so durchwuscheln. Ach Jeremy. Und seine Augen. Sie sind grau, aber sie sind nicht hart sondern immer freundlich. Er ist so wundervoll."

"Jetzt komm zu Punkt!" Sie wollte mir eigentlich etwas bestimmtes erzählen.
"Ja genau. Es war gestern in der Pause, als du auf Klo warst. Da bin ich an ihm vorbei gelaufen und hab ausversehen", dabei betonte sie ausversehen ziemlich ironisch, "meine Hefte fallen gelassen. Er hat mir dann geholfen sie einzusammeln und dann haben sich unsere Hände berührt. Er hat so warme Hände. Jedenfalls hab ich mich dann bedankt und er hat, oh mein Gott Grace, er hat nach meinem Namen gefragt! Ich war so perplex und konnte gar nicht antworten. Und auf einmal war da diese Victoria und hat einen Arm um ihn gelegt und ihn so übertrieben bitchig gefragt, ob sie sich heute abend mit den anderen treffen... ich hab ihm noch schnell gesagt, dass ich Melany heiße, aber diese Bitch...! Ich hasse sie so sehr!"

Ich sah meine Freundin an. Erst hatte sie sich angehört, als würde sie weinen, aber sie kochte vor Wut. Ich wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Es war echt scheiße von Victoria diese Nummer da abzuziehen. Aber ich kannte Jeremy ja auch gar nicht.

"Nein, du musst nichts sagen", murmelte Melany und ich wusste nicht ob sie wirklich etwas angepisst war, oder es nur sarkastisch meinte. "Okay, reden wir nicht über meine Probleme. Wie sieht es bei dir mit den Jungs aus?"

Mit Jungs? Natürlich war da jetzt jemand. Sollte ich ihr einfach von Noah erzählen? Warum nicht.

"Ja, ich hab da jemanden kennen gelernt", begann ich.

"Echt?" Sie war sofort Feuer und Flamme.

"Ja im Bus. Er heißt Noah und ist irgendwie... Naja, er ist einfach unglaublich nett zu mir und wir waren Schlitten fahren", erzählte ich und lächelte automatisch.

"Schlitten fahren, wie süß! Aww, ich stell mir das so toll vor. Und wie stehst du zu ihm? Also liebesmäßig." Sie zwinkerte.

Tja, wie stand ich zu ihm. Ich glaube wir waren Freunde, aber verliebt war ich nicht. Keine Ahnung, aber er bedeutete mir schon irgendwas, obwohl ich ihn kaum kannte.

"Hm, ich denke es ist so ne kleine Schwärmerei?", antwortete ich zögernd.

"Eine Schwärmerei, perfekt! Perfekt! Oh ich freu mich so für dich. Er ist wenigstens auch nett zu dir", sagte Melany.

Was sie nicht sagte. Er war unglaublich nett und ich musste immer lächeln, wenn ich an ihn dachte. Ich glaube Schwärmerei ist wirklich eine gute Bezeichnung dafür.

Peace!
Hey, ich hoffe es geht allen gut. Ja, ich hab schon Pläne, was bald passieren wird. Lasst euch überraschen. :) Und lasst gerne ein Kommentar da, auch wenn das Kapitel jetzt nicht so krass war.

Alles, nur nicht das, was ihr erwartetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt